Duisburg. .

Höhenangst? Kein Thema für Hannelore Kraft. Die NRW- Ministerpräsidentin scheute sich nicht, beim Besuch im neuen Drahtwalzwerk von Arcelor-Mittal über Gittertreppen und -podeste zu klettern, um sich einen Überblick über die Drahtproduktion der Zukunft zu verschaffen.

Als „Zusage für den Industriestandort“ wertete Arcelor-Mittal-Konzernvorstand Michel Wurth den Besuch der SPD-Politikerin in Ruhrort, und Hannelore Kraft enttäuschte ihn nicht: „Wir wollen ein starkes Industrieland bleiben“, erklärte sie und machte klar, dass auch konkrete Hilfen für die Stahlindustrie von ihr zu erwarten sind.

Energiewende plagt Arcelor

Was Arcelor-Mittal wie andere Stahlunternehmen momentan besonders plagt, sind die mit der Energiewende verbunden Kosten. Das Duisburger Unternehmen mit Standorten in Hochfeld und Ruhrort beziffert die Stromkostenbelastung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz für 2012 auf knapp acht Mio Euro – „das entspricht dem Mehrfachen des Vorsteuergewinns in Duisburg“.

„Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie ist ein Grundelement für das Gelingen der Energiewende in Deutschland. Mehr Planungssicherheit, eine höhere Nachhaltigkeit der Energie- und Klimapolitik sowie die Vermeidung zusätzlicher Belastungen der im internationalen Wettbewerb stehenden Industrie sind notwendig, damit der Industriestandort Deutschland auch weiter eine Zukunft hat“, betonte Arcelor-Mittal-Deutschlandchef Frank Schulz.

Atomausstieg muss besser organisiert sein

Die NRW-Ministerpräsidentin lies keinen Zweifel, dass sie zur Energiewende steht, macht aber deutlich, dass die Abkehr vom Atomstrom besser organisiert werden muss. Um nicht in hohem Maße den Verlust industrieller Arbeitsplätze zu riskieren, sei ein „Masterplan“ unverzichtbar.

Betriebsratsvorsitzender Uwe Scharnberg nutzte den Kraft-Besuch, um die Rolle der Montanmitbestimmung in der Stahlindustrie zu betonen sowie die Bedeutung einer eigenen Ausbildung beim Arcelor-Mittal. Die Forderung griff die Ministerpräsidentin direkt auf und bekam die Zusicherung, dass die Ausbildungskapazitäten ausgeweitet werden. Auch OB Sören Link zeigte Flagge beim hohen Besuch: „Es ist mein Wunsch, dass wir noch lange Stahlstandort Nummer 1 sind.“

„Wir sind ein wirklich großes Unternehmen“, stellte Michel Wurth den Gästen aus der Politik den Arcelor-Mittal-Konzern vor, der mit seinen weltweiten Werken „zweimal so groß wie die gesamte deutsche Stahlindustrie“ sei. Die rund 1000 Mitarbeiter in Duisburg, so Michel zu Kraft, seien „stolz, dass Sie hier sind“. Und die Ministerpräsidentin zollte Arcelor-Mittal für die Entscheidung, die Drahtstraße neu zu bauen, Lob: „Das ist eine Investition, die Arbeitsplätze sichern wird – so hoffen wir.“