Duisburg. Pfarrer Jürgen Widera ist von OB Sören Link als Ansprechpartner für die Hinterbliebenen sowie die verletzten und traumatisierten Opfer der Loveparade ernannt worden. Unumstritten ist diese Personalie nicht. Ein Teil der Hinterbliebenen wollte Michael Rubinstein als Ombudsmann.
Jürgen Widera hat eine doppelt schwere Aufgabe übernommen: Er ist der neue Ombudsmann für die Hinterbliebenen und Opfer der Loveparade. Doppelt schwer ist sie, weil ein Teil der Hinterbliebenen, Verletzten und Traumatisierten lieber jemand anderen gehabt hätten: Michael Rubinstein, Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde.
Am Freitag unterzeichneten der evangelische Pfarrer und Oberbürgermeister Sören Link eine entsprechende Vereinbarung. Der 58-jährige Seelsorger arbeitet ehrenamtlich und soll ein neutraler Ansprechpartner für die Hinterbliebenen der 21 Toten und die verletzten und traumatisierten Opfer des 24. Juli 2010 sein.
„Ich werde natürlich auch weiterhin persönlich den Dialog führen, wo immer dies möglich ist“, erklärte Oberbürgermeister Sören Link. Mit dem Ombudsmann komme er einem Wunsch der Betroffenen nach. Er und Jürgen Widera kennen sich seit vielen Jahren. „Ich bin mir sicher, dass er die Anforderungen erfüllen kann.“ Er sehe die Aufgabe des Ombudsmannes nicht einseitig, die Mittlerrolle gehe in beide Richtungen. Widera solle auch erklärend für Entscheidungen wirken, die Betroffene vielleicht auf den ersten Blick nicht nachvollziehen könnten. Seine Wahl sei nach intensiven Überlegungen auf Jürgen Widera gefallen.
Betroffenen-Verein wollte Michael Rubinstein als Ombudsmann
Abgesprochen war dies mit den Vereinen, Initiativen und Hinterbliebenen offensichtlich nicht. Manfred Reißaus, Vater eines Opfers: „Es sind mit uns keine Gespräche zur Person geführt worden. Ich finde das nicht in Ordnung. Wenn jemand in unserem Namen spricht, möchte man ihn auch kennenlernen.“ Die Hinterbliebenen und Betroffenen sind erst am Mittwoch per E-Mail informiert worden.
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Mit Jürgen Widera wurde ein streitbarer Ombudsmann gefunden, der seit 25 Jahren in Duisburg arbeitet. Er gehört zum Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, einem Referat der Evangelischen Kirche. „Zwei Dinge sind mir bei meiner neuen Aufgabe wichtig: Die Arbeit jenseits der öffentlichen Wahrnehmung zu leisten und eine unabhängige Anlaufstelle für die Opfer und Hinterbliebenen zu sein. Dieser Auftrag stellt mich an die Seite der Betroffenen“, sagte Jürgen Widera, der u.a. auch die Vorbereitung der Veranstaltung zum zweiten Jahrestag der Loveparade begleitete.
Hinterbliebenen-Vertreter erhoffen sich Hilfe von Hannelore Kraft
Der Verein „Betroffenen Initiative LoPa 2010“ ist mehr als enttäuscht, dass der OB sich nicht für Rubinstein entschieden habe. „Er genießt das Vertrauen vieler Betroffener.“
Bauarbeiten an der Loveparade-Gedenkstätte
Von Rubinstein soll auch die Idee stammen, eine Stiftung ins Leben zu rufen, um den Betroffenen langfristig zu helfen. Der Verein hat Ministerpräsidentin Hannelore Kraft derweil in einem Brief um Hilfe gebeten.