Duisburg. Die Polizei ist kurz davor, eine große Raubserie in Duisburg aufzuklären. Die Ermittler haben 26 junge Männer im Visier, die für mindestens 22 Überfälle und Einbrüche im Bezirk Mitte und im Stadtnorden verantwortlich sein sollen. Gegen sieben wurden nun Haftbefehle erlassen.

Die Polizei hat eine Straßengang aus dem Duisburger Norden hochgenommen. Kripo und Staatsanwaltschaft ermitteln in zahlreichen Strafverfahren gegen 26 Jugendliche und junge Männer. Sie sind 15 bis 23 Jahre alt, fast alle sind türkischstämmig. Auf ihr Konto sollen zahlreiche Straftaten gehen, eine Sonderkommission des Raubdezernats konnte ihnen bisher 22 Raubüberfälle sowie mehrere Einbrüche in Fahrzeuge, Baucontainer und Schulen nachweisen. Die Taten ereigneten sich alle zwischen Ende November und März.

Die Staatsanwaltschaft hat sieben Haftbefehle beantragt. Sechs Tatverdächtige sitzen bereits in Untersuchungshaft, der siebte ist untergetaucht, unter seinem Namen sei kein fester Wohnsitz gemeldet, sagte ein Polizeisprecher.

Auf wehrlose Opfer eingeprügelt

Vor allem im Norden sorgte die Gruppe über die Wintermonate für Schrecken, aber auch Taten in Röttgersbach, Duissern, Neudorf und in der Innenstadt kann die Kripo nachweisen. Zu den Opfern gehörten meist wehrlose Passanten, Kinder, ältere Menschen, Gehbehinderte und Angetrunkene.

Bei den Überfällen, die sich häufig spät abends oder nachts ereigneten, ging die Gruppe, die dabei in unterschiedlicher Zusammensetzung unterwegs gewesen sein soll, mit brutaler Härte vor: Auf einen 63-Jährigen prügelten sie Mitte Februar mit einem hölzernen Tischbein ein, er erlitt schwere Kopfverletzungen.

Wenige Tage zuvor griff ein Jugendlicher einen Busfahrer in Röttgersbach an, beschimpfte und bespuckte ihn, die Gruppe stand daneben. Der Busfahrer, der nach dem Ticket gefragt hatte, war danach dienstunfähig. In anderen Fällen drohten die Täter auf offener Straße mit Messern und Pistolen, nahmen ihren Opfern Handys, Bargeld oder teure Markenkleidung ab.

Bei vielen Überfällen hatte die Polizei in der Öffentlichkeit Zeugen gesucht. Aufgrund der guten Beschreibungen gerieten bei der Sonderkommission schnell zwei Tatverdächtige in den Fokus.

Zwei sind Intensivtäter

Letzte Gewissheit erhielten die Ermittler dann aber eher durch den „Kommissar Zufall“: Nachdem die Verdächtigen bei der Vernehmung vor den Schreibtischen der Ermittler saßen, wurden sie von auf dem Flur des Polizeipräsidiums von einem ihrer Opfer wiedererkannt. Im Laufe der weiteren Untersuchung stieg die Zahl der Mittäter immer weiter an. Die meisten waren der Polizei schon wegen anderer Delikte aufgefallen.

Unter den Tatverdächtigen sind auch zwei Jugendliche aus dem Duisburger Intensivtäterprogramm. In dem Programm stehen insgesamt rund 50 massiv straffällige Jugendliche, die mindestens fünf schwere Straftaten innerhalb von zwölf Monaten begangen haben, unter besonderer Beobachtung.

Wegen der Vielzahl der Straftaten und der Beteiligten könnten die Ermittlungen noch einige Zeit andauern, teilte die Polizei mit.