Duisburg. Von Miss Marple, Oster-Stalkern und 150 gestohlene Einkaufswagen. Im beinahe abgelaufenen Jahr 2012 gab es für die Beamten der Duisburger Polizei viel Routinearbeit, aber auch manch außergewöhnlichen Einsatz.

Viele Einsätze sind für die Polizei Routine. So sehr Straftaten für die Betroffenen auch eine Ausnahmesituation sind, für die Beamten, die zu Unfällen, Einbrüchen, Diebstählen, Raubüberfällen gerufen werden, sind viele Fälle Alltag. Leider. Aber auch in so einem Polizistenleben gibt es immer wieder außergewöhnliche Situationen. Einige solcher Einsätze aus dem bald zu Ende gehenden Jahr haben wir mit Hilfe der Polizei zusammen gestellt.

„Miss Marple“ verfolgt Räuber

Scharf bremsen musste eine 71-jährige Radfahrerin am 9. Januar gegen 16:30 Uhr, als ihr auf der Mündelheimer Straße in Huckingen in Höhe der DVG-Haltestelle Rembrandtstraße ein etwa 10-jähriger Junge vor das Fahrrad fiel. Der Junge war gerade Opfer eines versuchten Handyraubes geworden: Ein anderer hatte ihn zu Boden gestoßen, als er sich erfolgreich gegen die gewaltsame Wegnahme seines Mobiltelefons wehrte.

Der Täter flüchtete. Da hatte er die Rechnung aber ohne „Miss Marple“ gemacht. Die 71-Jährige folgte ihm mit ihrem Fahrrad und traf in der Rembrandtstraße auf ein Mädchen, das den Flüchtenden vorbeilaufen sah und erkannte. Jetzt alarmierte die couragierte Rentnerin die Polizei, die kurz darauf den 15-Jährigen festnehmen konnte.

Möwe aus „Eisnot“ gerettet

Statt in Seenot befand sich eine Möwe am 7. Februar in Eisnot. „Wiking 12 „ entdeckte das Tier auf einer Eisscholle festgefroren im Duisburger Vinckekanal. Die Möwe steckte mit den Beinen, der Brust und Teilen der Flügel im Eis fest und konnte nur noch Hals und Schnabel bewegen.

Mit Hilfe der Bootsharken zogen die Wasserschutzpolizisten die Eisscholle auf die Bergeplattform des Streifenbootes. Dort zerkleinerten sie vorsichtig den Eisblock und brachten den armen Vogel in die Werkstatt zum Auftauen. Erfolgreiche. Die Möwe überstand gottseidank die Tortur ohne bleibende Blessuren und konnte in die freie Wildbahn entlassen werden.

Dieb flüchtete aufs Dach

Auch die Flucht auf ein Häuserdach schützte einen Taschendieb am 24.Februar nicht vor seiner Festnahme. Gegen viertel vor zwölf erwischte die Polizei den Mann nach kurzer Fahndung und nahm ihn auf der Großenbaumer Allee fest. Der 34-Jährige hatte zuvor der Kundin eines Lebensmitteldiscounters die Handtasche aus dem Einkaufswagen gestohlen.

Die 68-jährige Frau sah den Täter mit ihrer Tasche loslaufen und rüttelte beherzt an seiner Kleidung. Dadurch verlor er die Beute. Weitere Kunden waren aufmerksam geworden und eilten der Frau zur Hilfe. Daraufhin drohte der Mann, mit einem Messer zuzustechen und floh aufs Dach. Vergeblich. Die Polizei nahm den Mann fest.

Der „Osterstalker“

Ein dringender Notruf ereilte die Polizei am Morgen des Ostersonntag. Ein Ehepaar fühlte sich durch einen „Stalker“, der unmittelbar vor ihrem Fenster stand, belästigt. Als die Geschädigten die Rollade ihres Fensters im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses auf der Gartenstraße in Neumühl hochzogen, blickten sie ihm direkt in die Augen.

Der Verdächtige war nicht dazu zu bewegen, den Tatort zu verlassen. Nach Aufnahme des Tatortes und der Personenbeschreibung (ca. 1,80 Meter groß, gelbes Hemd, blaukarierte Hose, grüner Rucksack, markantes Gesicht) wurden sofort zwei Streifenwagen entsandt, um den Täter dingfest zu machen.

Aufgrund des günstigen Standortes trafen die Einsatzfahrzeuge nach kürzester Zeit ein und konnten den Übeltäter noch am Tatort festnehmen. Die erfolgreichen Polizisten quittierten der Einsatzleitstelle die Festnahme mit den Worten: „Wir haben den Mistkerl“. Anschließend wurde der Täter, ein wirklich schnuckeliger „Riesen-Osterhase“ der Wache in Hamborn zugeführt.

150 Einkaufswagen gestohlen 

Unbekannte entwendeten in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 150 Einkaufswagen an der Homberger Kaufland-Filiale auf der Kirchstraße. Die Einkaufswagen im Wert von je 300 Euro waren mit einer Schlosskette gesichert und standen sowohl neben den Haupteingang des Geschäfts am Marktplatz als auch auf dem Parkdeck. Um das Diebesgut verladen zu können dürften die Täter mit einem Lkw angereist sein. Und wahrscheinlich werden sie demnächst nur noch Großeinkäufe tätigen.

Brautwagen angezündet

Die Feuerwehr rückte in der Nacht zum 20. Mai gegen 4.30 Uhr zu einem Brand auf der Gerlingstraße in Neumühl aus. Dort hatten Unbekannte Toilettenpapier angezündet, mit dem eine fröhliche Polterabendgesellschaft das Auto der Braut eingewickelt hatte. Durch das Feuer entstand ein großflächiger Lackschaden am Fahrzeug.

Renitentes Ehepaar

Selbst die herbeigerufenen Polizisten konnten am 14. Juni ein Ehepaar nur mit Gewalt vom Gelände eines Abschleppunternehmers bringen. Sie wollten nicht akzeptieren, dass sie ihr zuvor abgeschlepptes Auto nur gegen Zahlung der Kosten wiederbekommen sollten.

Sie legten Ausweis und Führerschein des „Deutschen Reichs“ vor und wollten die Gesetzte der Bundesrepublik nicht akzeptieren. Die Polizisten setzten den Platzverweis mit Zwang durch. Der 34-Jährige musste mit zur Wache und bekommt genau wie seine 36-jährige Ehefrau ein Strafverfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Eiswurf schlug Diebe in die Flucht

Zwei Männer bedrohten am 4. Juli gegen 21 Uhr bedrohten zwei Männer die Pächterin (46) einer Trinkhalle auf der Honigstraße mit einer Schusswaffe und forderten Bargeld. Einer der Männer war unter dem Vorwand Eis zu kaufen an das Verkaufsfenster getreten, als der Zweite mit einer Schusswaffe auftauchte und Bargeld forderte.

Der Kioskpächter (57), der sich ebenfalls in den Räumen der Trinkhalle befand, schnappte sich daraufhin den Eiskarton und schlug das Duo mit einem gezielten Wurf in Flucht. Welch ein mutiger Wurf.

Spazierfahrt mit Planierraupe 

Ein Unbekannter unternahm am 29. Juli eine Fahrt mit einer gelben Planierraupe im Bereich Deichstraße / Homberger Straße. Gegen 3.50 Uhr meldete ein aufmerksamer Zeuge, dass eine Person mit einer Raupe im Rheinvorflutgelände unterwegs sei.

Die Polizisten fanden das gesuchte Fahrzeug im Bereich Homberger Straße mit laufendem Motor vor, von dem Täter fehlte jedoch jede Spur. Ob sich der Täter lediglich einen Jugendtraum erfüllen oder er das Fahrzeug stehlen wollte, ist bislang unklar.

Containerstapler steht Kopf

Glück im Unglück hatte der 24-jährige Fahrer eines Container-Staplers am 12. August auf dem Logport-Gelände am Gaterweg: Gegen 11 Uhr transportierte er einen 30-Tonnen-Container mit seinem Kranwagen über das Freigelände am Rheinhausener Hafen.

Beim Bremsen bekam der mit Olivenöl-Flaschen beladene Container am ausgefahrenen Teleskoparm Übergewicht. Während das Ladegut unsanft aufsetzte, stand der Kranwagen Kopf. Der Fahrer erlitt einen leichten Schock, blieb ansonsten jedoch unverletzt – der Sachschaden beläuft sich auf 50.000 Euro.

Elfjähriger ertappte Raddieb

Ein elfjähriger Junge ertappte am 20.September einen Fahrraddieb auf frischer Tat und alarmierte sofort die Polizisten der Wache Walsum. Der aufmerksame Schüler hatte gegen 15.30 Uhr auf dem Kometenplatz einen Mann beobachtet, der ein verschlossenes Fahrrad wegtrug.

Als der couragierte Junge den Täter ansprach, drohte dieser ihm. Daraufhin eilte der junge Mann zur Wache Walsum. Gemeinsam mit den Polizisten nahm er die Verfolgung auf und erkannte den Täter auf einem Seitenweg. Jetzt erwischten Polizei und Jungdetektiv den Mann beim Aufbrechen des Schlosses. Der 43-jährige Fahrraddieb wurde festgenommen .

„Ich will wieder in den Knast“

Der Raub auf einen Erotik-Shop in der Duisburger Innenstadt von letzter Woche Donnerstag (4. Oktober) ist aufgeklärt. Bereits einen Tag nach dem Überfall stellte sich der 33-jährige Täter der Polizei und gab die Tat zu, da er zurück in den Knast wolle.

Der bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getretene Mann, der das Geld für Drogen benötigte, war erst im Juli 2012 aus der Haft entlassen worden. Jetzt kam er erneut vor den Richter, der Haftbefehl erließ.

„Wir brauchen ihre Räder“ 

„Das ist ein Polizeieinsatz. Wir brauchen Ihre Fahrräder!“ Mit diesen Worten machte eine Streifenwagenwagenbesatzung am 2. April zwei Radlerinnen auf der Düsseldorfer Landstraße (Nähe Landhaus Milser) polizeipflichtig. Die Ordnungshüter waren von einer aufmerksamen Zeugin (56) alarmiert worden, weil mehrere Jugendliche Feuerlöscher aus dem Infineon-Parkhaus gestohlen hatten.

Die Täter waren über einen Fußweg in Richtung Angerbach gelaufen, entleerten die Löscher unterwegs. Da die Verfolgung mit dem Streifenwagen nicht möglich war, entschieden die beiden Beamten, sich die Räder der Passantinnen zu „entleihen“. Mit Erfolg: Die Polizisten holten die acht Tatverdächtigen (14 bis 16 Jahre) ein und stellten sie zur Rede.

Und dann war da noch

Die 46-jährige Zeugin aus Laar, die am 1. Dezember um 20.30 Uhr nach einem Gaststättenbesuch ein Feuer im Florapark bei der Polizei meldete: Unter einer Steinüberdachung habe es hohe Flammen gegeben. Zwei verdächtige Personen hätten sich im Dunkeln vom Tatort entfernt.

Als die eingesetzte Streifenwagenbesatzung den Unterstand in der Mitte der Grünanlage kontrollierte, fanden sie dort eine Menge abgebrannter Grillanzünder - aber die „Übeltäter hatten sich bereits aus dem Staub gemacht.

Also schauten die Polizisten mal genauer auf die Grillanzünder und waren erstaunt. Sie bildeten den Schriftzug „Willst du mich heiraten?“ Ringsum lagen rote Rosen auf dem Boden. Da die Beamten nach eingehender Prüfung weder eine Gefährdung noch eine Sachbeschädigung feststellen konnten, rückten die Beamten wieder ab – auf die Erstattung einer Anzeige verzichteten die Ordnungshüter. Nun bleibt das Rätsel, ob die Angebete nach diesem feurigen Antrag ja gesagt hat, leider ungeklärt.