Duisburg. .

Begonnen hat es 1989 mit einem Schüleraustausch, der Bernhard Hartmann nach Polen führte, und dem schlichten Wunsch, „sich unterhalten zu können“. Inzwischen ist der 40-Jährige aus der Eifel, der seit 2005 in Duisburg lebt, preisgekrönter Übersetzer aus dem Polnischen.

Die Erlebnisse als 16-Jähriger in Polen seien prägend gewesen, sagt Hartmann. Er erinnert sich an den „Geschmack des Totalitären“, an das bescheidene Leben und die „faszinierende Gastfreundschaft“, an die Konfrontation mit der eigenen, deutschen Geschichte. Hartmann studierte nach dem Abitur Slawistik in Mainz und Postdam. Anschließend arbeitet er an den Universitäten Potsdam, Berlin, Erfurt, Wien und Bochum.

„Übersetzen ist Verhandeln“

„Man steigt in ein Universum ein“, sagt Hartmann. Denn mit dem Erlernen der Sprache, dem Lesen alter Texte verstehe man, „warum die Polen sind, wie sie sind“: Lange ohne eigenen Staat, zerrieben zwischen Preußen, Österreich und Russland, bewahrten sie ihre Identität in Sprache und Kultur, sahen Dichter auch als moralische Instanz. Stichwort Solidarnosc: Die Polen verstünden sich als „Vorkämpfer der Freiheit“, seien zugleich traditionsbewusst, sagt Hartmann.

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Seit 2001 übersetzt er literarische und geisteswissenschaftliche Texte, seit 2011 ist er freiberuflich tätig. In Duisburg lebt Hartmann, weil er und seine Frau nicht länger in Berlin wohnen wollten und sie als Ärztin einer Stelle in Duisburg den Vorzug gab. „Wichtig für mich war die Nähe zum Polnischen Institut in Düsseldorf und zur Slawistik an der Uni Bochum; dort gibt es auch Germanisten und Literaturwissenschaftler und damit das Milieu, das man braucht.“

"Übersetzen ist verhandeln"

Die Texte, die Hartmann übersetzt, teilt der 40-Jährigen in zwei Kategorien: die wissenschaftlichen und publizistischen – und die literarischen, „die sind die Champions League, dafür macht man’s“. Davon könne man allerdings nicht leben. Zu den bekannteren Autoren gehören Tadeusz Rozewicz, Hanna Krall und Julia Hartwig. Besonders schätzt Hartmann Lidia Amejko. So toll er ihren Roman „Die Vorstadtheiligen“ auch findet – so schwer hat sie es ihm gemacht. „Sie benutzt alte Wörter oder erfindet welche und sagt auf Nachfrage: Denk dir was aus, es muss gut klingen.“ Andere Autoren seien da hilfreicher, pflegten einen intensiven Austausch.

Die Arbeit des Übersetzers bedeute neben dem „einsamen“ Teil am Schreibtisch viel Kommunikation: mit den Autoren, Lektoren, Verlagen. „Umberto Eco hat mal gesagt: Übersetzen ist Verhandeln.“