Straelen. . Seit Wochen steht die Hitler-Satire „Er ist wieder da“ auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Rechte sind in 27 Länder verkauft. Im Europäischen Übersetzer-Kollegium Straelen traf Autor Timur Vermes nun zwölf seiner Übersetzer zum Werkstattgespräch.

Ganz Deutschland lacht über Hitler. Seit Wochen schon steht Timur Vermes’ Roman „Er ist wieder da“ auf Platz 1 der Bestsellerlisten, über 450 000 Bücher und 135 000 Hörbücher verkaufte der Eichborn-Verlag bisher. Weil nun auch der Spanier, der Italiener, der Engländer oder gar der Chinesen mitlachen will, trifft der Autor in dieser Woche zwölf seiner Übersetzer im Europäischen Übersetzer-Kollegium (EÜK) in Straelen – finanziert wird das viertägige Werkstattgespräch von den beteiligten Verlagen und dem EÜK.

Wobei, vielleicht haben Sie es bemerkt, „der Chinese“ eine dieser typischen Hitler-Formulierungen ist, die so furchtbar schwer in andere Sprachen zu übertragen sind.

Die Ich-Perspektive eines staunendes Führers

Was würde er denken über unsere Gegenwart, der Adolf Hitler, erwachte er 2011 in Berlin zu neuem Leben? Und wie würde er über das, was er hier und heute erlebte, schreiben? Als der Journalist Timur Vermes im Türkei-Urlaub über „Hitlers zweites Buch“ stolperte und dies irrtümlich für einen schlechten Scherz hielt, keimte die Idee für sein eigenes Werk. Es ist aus der Ich-Perspektive eines staunenden Führers geschrieben, geprägt von historischer Wortwahl und tagespolitischen Anspielungen. Wie also übersetzt man „Lichtspielhaus“? Und wie soll man einem Spanier erklären, wer der „Minister mit asiatischen Zügen“ ist? „Ich weiß nicht“, sagt Timur Vermes in die Runde, „ob Herr Rösler eine eigene Fußnote wert ist.“

Auch interessant

Wirklich knifflig aber wird es dort, wo der Nationalsozialismus zu Buche schlägt. Vorsicht: „Fliegende Festungen“ sind nicht Poesieversuch, sondern Fachbegriff – für einen bestimmten Flugzeugtyp, auch als B-17 bekannt. Renate Birkenhauer kann hier helfen, sie ist Mit-Autorin des Lexikons „NS-Deutsch“, welches das EÜK herausgab. Sie weiß auch, dass „Pimpfe“ die Kleinsten in der Hitlerjugend waren — aber erst nach bestandener Pimpfenprobe. Und sie warnt davor, den Hund im Vergleich „dem Windhunde gleich“ leichtfertig der Rasse zu berauben – bezieht sich der Ausdruck doch auf Hitlers Reichsparteitagsrede von 1935, in der er sich wünschte, der Nachwuchs möge „flink wie die Windhunde, zähl wie Leder und hart wie Kruppstahl“ sein.

Die schöne Frakturschrift wird wohl nicht übernommen

Noch eine Frage auf Seite 13? Satz für Satz kämpfen sich die Zwölf voran; einmal ruft Theo Votsos aus Griechenland, „habt ihr denn alle kein Problem mit den Stahlgewittern!“, ein andermal sagt Ming Yin-Dittel bedauernd, die schöne Frakturschrift könne sie wohl nicht übernehmen. Und der Genosse in Volksgenosse, der führt Francesca Gabelli aus Italien sogleich in die falsche, nämlich linksradikale, Richtung.

Später findet die Übersetzerschar einen Fehler, den selbst der Lektor nicht bemerkte: Vermes verwendete „Plumeau“ und meinte ganz offensichtlich ein Sofa – dabei bedeutet das Wort doch: Federbett.

Der Autor selbst hofft, „dass im Ausland registriert wird, dass wir hier über Hitler lachen“. Besonders gespannt ist er, ob der Brite lacht. Einige britische Medien haben schon berichtet über den neuen deutschen Bestseller, darunter die „Sun“. Sie urteilte, „den Humor haben die Deutschen nicht erfunden“. Belegt haben Sie dies mit einem Witz, den Vermes Hitler in den Mund legte: „Das war gemein,“, nimmt es Vermes mit typisch deutschem Humor, „denn der Witz war ja absichtlich schlecht . . .“

Der Schwede aber, da ist sich Übersetzerin Karin Andersson sich, wird lachen: Ihre Übersetzung wird alsbald im Leopard Verlag erscheinen, den kein Geringerer als Henning Mankell 2001 gründete. Allerdings gibt es „den Schweden“ im Schwedischen ebensowenig wie „den Briten“, recht eigentlich kennt Andersson im heimischen Sprachgebrauch nur einen vergleichbaren Fall: „Wir haben nur ‘den Russen’.“