Herten. .

Germaine Tshala ist in der schmalen Dolmetscherkabine in ihrem Element. Unten predigt Pastor Andreas Ullner, und auf der Empore übersetzt sie den Gottesdienst ins Französische. „Ich tue es mit Leidenschaft“, sagt die gebürtige Kongolesin, und die Freude ist ihr deutlich anzusehen.

Germaine Tshala ist eine von fünf Ehrenamtlichen der Hoffnungskirche Herten, die stets sonntags eine Simultan-Übersetzung anbieten. Neben Französisch kann sie die Gottesdienste auch in Lingala übertragen, eine kongolesische Landessprache. „Das ist mein ganz persönlicher Dienst für Christus“, sagt sie. Gott habe ihr irgendwann den Weg gezeigt, „und nun fühle ich mich hier sehr wohl“, so Tshala. Deshalb kommt sie an jedem ersten Sonntag im Monat eigens von Wuppertal bis nach Herten, um die Gottesdienste zu übersetzen.

An jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat gibt es zudem Simultan-Übersetzungen ins Englische. Dafür sind Tina und Jakob Adolf sowie Tammy und Riad Abdel-Nabi zuständig. Auch sie sind ehrenamtlich tätig, wie ohnehin alle anderen Helfer in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde. „Das größte Problem“, sagt Jakob Adolf, „ist das simultane Übersetzen.“

Schalldichte Kabine

Seit in vier- bis fünfwöchiger Handarbeit ein alter Technikraum auf der Empore zu einer schalldichten Dolmetscherkabine umgebaut wurde, haben die Fünf aber zumindest die nötige Ruhe. „Teilweise bekommen wir auch am Abend oder zwei Tage vorher die Predigt zur Vorbereitung“, so Riad Abdel-Nabi. Seine Frau Tammy ist die Einzige im Team, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Sie kommt aus den USA, aber auch die anderen können Auslandserfahrung vorweisen. Das Ehepaar Adolf etwa lebte 13 Jahre lang in Ländern wie Kenia, Uganda und Madagaskar. Er arbeitete für eine Hilfsorganisation, sie als Fremdsprachenkorrespondentin. „Schul-Englisch reicht nicht aus, um simultan zu übersetzen“, weiß Sprecherin Petra Kohlhaas-Lindner. Die Herausforderungen bei der Tätigkeit sind vielseitig. „Manche sprechen sehr schnell“, berichtet Tina Adolf, und Riad Abdel-Nabi ergänzt: „Da übersetzt man schon mal eher den Sinn als wörtlich.“ Bibeltexte lese er zudem gerne im Original vor, anstatt sie selber zu übersetzen, sagt Jakob Adolf. Als Arbeit empfinden auch die vier ihre Übersetzungen nicht. „Mir macht es total Spaß“, so Tammy Abdel-Nabi, „die Predigt vergesse ich nicht, wenn ich sie übersetze.“

Stolz bei Pastor Ullner

Durchschnittlich fünf Zuhörer für die englische und zehn Zuhörer für die französischen Übersetzungen gebe es. Momentan verfügt die Gemeinde über zehn Headsets für die Gottesdienst-Besucher, „aber wir würden sofort welche nachkaufen, wenn der Bedarf wächst“, betont Kohlhaas-Lindner.

Für die fünf ehrenamtlichen Übersetzer steht fest: Sie erfüllen ihre Aufgabe gerne. „Wir hoffen, dass wir das Angebot ausweiten können, zum Beispiel immer zwei Sprachen anbieten“, sagt Tina Adolf. Ein Engagement, das Pastor Ullner stolz macht: „Das drückt ein Stück Gastfreundschaft aus.“

Die Übersetzungenwerden in den Gottesdiensten angeboten, die jeweils sonntags um 11.15 Uhr beginnen. Dabei ist jeder willkommen, auch neue potenzielle Übersetzer dürfen sich natürlich jederzeit bei der Gemeinde melden. Eine Möglichkeit, so Sprecherin Petra Kohlhass-Lindner: „Die bereits tätigen Ehrenamtler führen neue Helfer Schritt für Schritt ins Simultan-Dolmetschen ein.“ Dafür benötigten die Neuen allerdings fundierte Sprach-Kenntnisse. Kontaktdaten und viele weitere Informationen der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde finden sich im Internet auf der eigenen Homepage (www.efg-herten.de). Die Hoffnungskirche Herten selbst steht an der Hochstraße 3.