Duisburg. . Michaela Bongardts erlebte selbst, wie positiv sich eine Mutter-Kind-Kur auswirken kann auf das Leben zwischen beruflicher Herausforderung und privater Jonglage. Seither hilft sie ehrenamtlich anderen Müttern (und Vätern) bei der Beantragung, bei der Wahl der geeigneten Klinik - und bei Widersprüchen nach Ablehnungen.

Was so eine Mutter-Kind-Kur bewirken kann, ist gesamtgesellschaftlich noch nicht angekommen, glaubt Michaela Bongardts. Despektierliche Sprüche wie „Morgens Fango, abends Tango“ oder „Urlaub auf Rezept“ zeugen davon. Dabei ist die Belastung vieler Mütter, die sich zwischen Kindererziehung, beruflichen Herausforderungen und Haushalt verlieren, enorm.

Bongardts unterstützt ehrenamtlich Mütter (und Väter) über den Verein Pro Mutter-Kind bei der Beantragung, berät bei der Wahl der Klinik - und vermittelt bei einem Widerspruch der Kasse an einen Fachanwalt, der kostenlos den Widerspruch aufsetzt. Auch die Wartezeit für einen Psychotherapie-Platz kann er beschleunigen. Denn in erster Linie sind es die psychovegetativen Probleme, die Überforderung, weshalb eine Kur sinnvoll ist. Schon die Beantragung kostet Kraft, die viele Eltern kaum erbringen können, beobachtet Bongardts.

Kur gilt als Pflichtleistung

Dabei gilt die Kur seit einigen Jahren als Pflichtleistung, nicht mehr als Leistung nach Ermessenslage. Seit 2008 wurden laut Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen jährlich zwischen 120.000 und 130.000 Kuren beantragt, abgelehnt wurden im Schnitt 35.000, dagegen waren zuletzt rund 6500 Widersprüche erfolgreich.

Info

Weitere Infos: Pro Mutter & Kind, 02841-81 77 76, michaela.bongardts@kurberatung-deutschland.de

Zu Mutter-Kind-Kuren beraten u.a. die Caritas in Duisburg (www.caritas-duisburg.de), das Müttergenesungswerk (www.muettergenesungswerk.de, Kurtelefon: 030 330029-29) oder die Seite www.forum-mutterkindkur.de.

Der nächste Infoabend zum Thema Mutter-Kind-Kuren in Duisburg mit Kurberater Andreas Geskes von der Diakonie Krefeld-Viersen ist am Mittwoch, 17. April, um 17.30 Uhr im Lebenshilfe Center Neudorf, Mülheimer Straße 200.

Für die 42-Jährige war die eigene Mutter-Kind-Kur wie eine Insel: Regelmäßig Sport machen, Austausch mit anderen Betroffenen suchen, mit einem neutralen Gesprächspartner reden, den Kopf frei machen für wichtige Entscheidungen. Und das drei Wochen am Stück, fern der Heimat - „das kann eine Massage einmal die Woche nicht leisten“, betont Bongardts. Zumal die kaum in den Alltag zu integrieren ist zwischen Job und Kita-Zeiten, fehlender Betreuung und - der eigenen Bremse im Kopf. Denn dass man sich auch als Mutter nicht selbst vernachlässigen darf, das müssten viele erst lernen.

Bongardts befragt die hilfesuchenden Mütter ausführlich, um das richtige Haus zu finden - See oder Berge, Beschulung für die Kinder, Spezialisierungen auf Themen wie Trauma oder Trauer. Selbst eine genehmigte Kur kann scheitern: 210 Euro Eigenanteil müssen gezahlt, Reisekosten vorgestreckt werden. „Für einkommensschwache Familien oder Alleinerziehende ist das zu viel“, bedauert die Beraterin.