Bochum. Eine Bochumer Mutter ist lebensbedrohlich erkrankt. Mit ihren Söhnen will sie eine Mutter-Kind-Kur antreten. Doch die Krankenkasse lehnt ab. Der Grund ist so simpel wie absurd: Laut BKK liege bei der Mutter keine Doppelbelastung durch Beruf und Familie vor. Die Frau ist zu krank, um zu arbeiten.
„Mama, bist du bald im Himmel?“ Alexander und Bastian sind mit acht Jahren alt genug, um zu wissen, dass ihre Mutter schwerkrank ist. Allzu oft mussten die Zwillinge auf Mutti verzichten. Die Ärzte raten von einer erneuten, wochenlangen Trennung ab. Eine Kur mit ihren Kindern wird Stephanie Helder-Notzon dennoch verwehrt.
„Meine Jungs haben mich die meiste Zeit ihres Lebens im Krankenhaus gesehen“, sagt die Riemkerin. Seit 14 Jahren leidet sie an Desmose: einer Schwächung der Darm-Muskulatur, die auf andere Organe übergreift. 38 Operationen im Prosper-Hospital Recklinghausen hat Stephanie Helder-Notzon hinter sich. Im St. Josef-Hospital wird sie ambulant betreut. „Aufzuhalten ist der Verfall der Organe aber nicht. Man kann ihn nur verlangsamen“, weiß die 36-Jährige.
Grünes Licht aus der Schule
Der Alltag im liebevoll eingerichteten Einfamilienhaus an der Bergener Straße wird von der Krankheit geprägt. Stephanies Mutter lebt als gute Seele mit im Haus. Ehemann Marcus (39) kümmert sich nach Feierabend um Basti und Alex. Denn Mama ist meistens in der Klinik oder Rehabilitation.
Eine weitere Reha steht an. Diesmal, hat sich die Familie vorgenommen, sollen die Söhne mit Mama mitfahren. „Unser Kinderarzt Dr. Meyer und Prof. Schmidt vom Josef-Hospital haben das dringend empfohlen. Sie halten es für sehr wichtig, dass die Jungs an meiner Seite sind.“ Auch die Klassenlehrerin der Wilbergschule habe grünes Licht gegeben: „Kein Problem.“ Den verpassten Stoff könnten die guten Schüler locker nachholen.
Baldige Stellungnahme
Im Februar stellte das St. Josef-Hospital für Stephanie Helder-Notzon bei der Betriebskrankenkasse (BKK vor Ort) einen Antrag auf eine Mutter-Kind-Kur. Die Ablehnung kam prompt. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung bescheinigt zwar der Mutter eine „Rehabilitationsbedürftigkeit“. Eine gemeinsame Kur mit ihren Kindern wird aber abgelehnt. Ein Grund: Bei der 36-Jährigen liege „keine Doppelbelastung durch Beruf und Familie“ vor.
„Unglaublich“, empört sich Stephanie Helder-Notzon. „Wie gerne würde ich arbeiten! Aber ich darf und kann nicht. Ich bin sprachlos, dass der Antrag deshalb abgelehnt wird.“ Die Hoffnung, mit einem Widerspruch Erfolg zu haben, platzte gestern. „Die Kur wurde wieder nicht genehmigt. Die Jungs sind total traurig.“
Auf Anfrage der WAZ kündigt die BKK eine baldige Stellungnahme an.