Süd.. Wenn die Plätze für Kinder unter drei Jahren steigt, jedoch nicht genügend Krippenplätze da sind, dann springen Tagesmütter ein. Ein Beruf mit viel Verantwortung.


Gabriele Simseck nimmt die kleine Leonie auf den Arm und zeigt dem Säugling die vorwitzige Amsel, die gerade am Fenster vorbeifliegt. Während Leonies Mutter zur Schule geht, kümmert sich die Tagesmutter um die Kleine. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wieder einen Säugling auf dem Arm zu halten“, sagt die Huckingerin, deren eigene Kinder 19 und 21 Jahre alt und aus dem Haus sind.

Bisher fehlen noch 68 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren im Duisburger Süden. „Um die Quote von 35 Prozent zu erfüllen, müssen 336 Betreuungsplätze her. Die werden wir bis zum Stichtag am 1. August 2013 nicht schaffen können“, räumt Thomas Krützberg, Leiter des Jugendamtes, ein. Wie die Nachfrage im Sommer tatsächlich aussehen wird, ist noch unklar. Klar ist allerdings, dass es ohne Tagesmütter nicht geht.

Wunsch nach kleinen Gruppen

Familien mit U-3-Kindern sind der größte Kundenkreis der Tagesmütter. „Viele dieser Eltern wollen, dass ihr Kind erst einmal in einer kleinen Gruppe betreut wird“, so Elke Nass, die beim Duisburger Jugendamt für Kindertagespflegen zuständig ist.

Tagesmütter dürfen zu Hause bis zu fünf Kinder betreuen. In den Großtagespflegen, von denen es im Duisburger Süden insgesamt zwölf gibt, kümmern sich zwei Betreuer um maximal neun Kinder außerhalb der eigenen vier Wände.

Ein weiterer Vorteil von Tagesmüttern: Sie sind flexibler als eine Kita. Wenn seine Mutter zur Frühschicht eingeteilt ist, betreut Melanie Handke aus Wanheim Tom (8) bereits ab 5.20 Uhr. Und Gabriele Simseck wäre sogar bereit, am Wochenende einzuspringen. Die beiden Frauen, die wir bei der Infobörse für Tagesmütter im Caritascentrum Süd treffen, haben sich in einem 60-stündigen Kurs qualifiziert.

Was lernt man dort? „Es geht vielfach um pädagogische Fragen. Zum Beispiel darum: Wie verhält man sich, wenn Kinder streiten?“, erzählt Melanie Handke. Auch Ernährung, Erste Hilfe und rechtliche Belange sind ein Thema.

Einzelkinder lernen Miteinander

Viktoria Pfaar ist mit Ben und Enrico zur Infobörse gekommen. Sie packt die Tupperdose mit den Apfelstückchen aus und fordert die beiden Jungen (zwei Jahre) auf, zu teilen. Die Einzelkinder lernen bei der Tagesmutter soziales Miteinander. Ergeben sich witzige Situationen, schickt Viktoria Pfaar den Müttern ein Foto ihrer Sprösslinge ins Büro.

Die Großenbaumerin arbeitet seit sieben Jahren als Tagesmutter. Am liebsten betreut sie die Kleinsten, Kinder unter drei Jahren. Für diese Altersgruppe stehen Reisebetten im Kinderzimmer der 80 Quadratmeter großen Wohnung bereit. Soweit es das Wetter zulässt, spielt Pfaar mit den Kindern draußen auf dem Hof. Die Nachbarn seien positiv eingestellt. „Über Kinderlärm hat sich bisher niemand beschwert“, sagt sie.

Bei der Infobörse haben Tagesmütter Gelegenheit, sich auszutauschen. Etwa wenn es Probleme mit Eltern gibt. „Es ist wichtig, vorher den Erziehungsstil abzusprechen. Wenn die Mama ihrem Kind zu Hause erlaubt, auf dem Wohnzimmer-Sofa herumzuhüpfen, gilt das nicht unbedingt auch bei mir“, nennt Viktoria Pfaar ein Beispiel, das Konfliktpotenzial in sich birgt.

Auch eine Vertretung kann, nach Absprache mit den Eltern, bei der Infobörse vereinbart werden. Denn Eltern sind auf eine zuverlässige Kinderbetreuung angewiesen. Dazu Melanie Handke: „Klar, wer einen Job als Tagesmutter annimmt, geht eine Verpflichtung ein“.