Duisburg.
Der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp war am Dienstag einer der prominenten Gäste bei der Betriebsversammlung bei der TSTG-Schienentechnik, zu der nahezu die gesamte Belegschaft gekommen war. Wie mehrfach berichtet, will der österreichische Mutterkonzern das 2001 von Thyssen übernommene Schienenwerk – das letzte in Deutschland – zum Jahresende schließen.
Zuvor hatte Oberbürgermeister Sören Link unmissverständlich klar gemacht, wo er im Kampf der Schienenarbeiter um ihre rund 400 Arbeitsplätze (laut Voestalpine deutlich weniger) steht: „Die Stadt Duisburg steht an Eurer Seite.“ Lobend hob Link hervor, dass in dieser Frage große Einigkeit herrsche unter den Parteien. Er verwies auf den gemeinsamen Antrag aller Landtagsparteien, dem sich nur die FDP versagte. Er wünsche sich, „dass Voestalpine Euch frei gibt zum Verkauf“. Die Schienenproduktion in Bruckhausen sei wichtig für den Stahlstandort Duisburg wie auch für das Industrieland Nordrhein-Westfalen und „verdammt wichtig für Deutschland“.
Weiterbetreiben oder verkaufen
Auch die DGB-Vorsitzende Angelika Wagner stärkte der TSTG-Belegschaft im Namen aller Schwestergewerkschaften den Rücken: „Ihr habt bewiesen, dass ihr wirtschaftlich arbeiten könnt. Und ihr liefert hohe Qualität ab“ – das könne man bei weitem nicht von allen Unternehmensvorständen sagen. An die österreichische Mutter (Echo aus dem Saal: „Stiefmutter!“) appellierte sie, das Duisburger Werk weiterzubetreiben oder „unter vernünftigen Bedingungen“ zu verkaufen.
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„Moderne kapitalistische Geiselnahme“ nannte Segerath das Verhalten der Österreicher. Die Standorte in Europa würden „systematisch gegeneinander ausgespielt“. Die Misere des Werkes in Bruckhausen, die roten Zahlen der Vergangenheit, seien keines der Belegschaft anzukreiden, daher verdiene der Standort eine „zweite Chance“.
Moralische Pflicht
Auch über den Fall der Fälle, dass der Kampf um den Erhalt der Schienen-Arbeitsplätze am Standort Duisburg nicht erfolgreich beendet werden kann, hat sich der Ober-Betriebsrat des großen Nachbarn Thyssen-Krupp bereits Gedanken gemacht. Schon allein wegen der langjährigen gemeinsamen Vergangenheit beider Unternehmen habe Thyssen-Krupp Steel „im schlimmsten Fall“ eine „moralische Verpflichtung“, den Betroffenen Arbeitsplätze anzubieten.