Duisburg. .

Der Philologenverband hatte Alarm geschlagen und sich über die ausufernde Handynutzung von Schülern im Unterricht beklagt. Dabei geht es nicht nur um den schnellen Chat via Facebook. Während manche sich nur an den klassischen Pfuschzettel erinnern, können heutzutage mit dem Smartphone unterm Tisch Antworten auf Klausurfragen fix gegoogelt werden. Spicken 2.0 – die WAZ hat sich dazu an Duisburger Schulen umgehört.

Der Schülersprecher

Nico Roßkothen (18), Schülersprecher am Mannesmann-Gymnasium, berichtet in der Tat von Mitschülern, die neben dem klassischen Spickzettel auch das Smartphone unerlaubterweise zur Hilfe nehmen. „Eine Lateinlehrerin hat sogar einmal einen Störsender fürs Internet während einer Klausur eingesetzt, weil häufiger gespickt wurde“, so der 18-Jährige. „Grundsätzlich müssen wir Handys vor Klausuren abgeben. Und diese Regelung ist eigentlich schon effizient.“

Die Schulleiter

Die Handynutzung im Unterricht ist grundsätzlich verboten, an einigen Schulen sogar auf dem gesamten Schulgelände. Wie zum Beispiel an der Gesamtschule in Walsum. „Das hat die Schulkonferenz bereits 2006 mit großer Mehrheit so beschlossen“, sagt Rektor und Schulformsprecher Albert Bruckwilder (62). „Das Spicken mit dem Handy war aber nicht unser größtes Problem, teilweise haben sich Schüler pornografische Inhalte über das Handy angeschaut.“

Das generelle Verbot habe abschreckende Wirkung. „Wer mit dem Handy erwischt wird, muss es abgeben und bekommt es erst am nächsten Tag wieder“, erklärt Bruckwilder. „Wer volljährig ist, darf es sich selber holen, ansonsten müssen die Eltern kommen.“ Bei wirklich wichtigen Anrufen, so Bruckwilder, dürfen die Schüler ansonsten in einem separaten Raum unter Lehreraufsicht telefonieren.

Vor Klausuren werden die Schüler aufgefordert, Smartphones und Co. abzugeben. Wer sich nicht daran hält und erwischt wird, bekommt die Note 6. „Wir kommen nicht allen Schülern sofort auf die Schliche, aber einige schreiben wortwörtlich aus dem Internet ab. Das fällt dann bei der Klausurkorrektur auf“, sagt Bruckwilder.

Spicken 2.0 

Von einem solchen Fall kann auch Jörg Claußen, Rektor an der Karl-Lehr-Realschule und Schulformsprecher, berichten. „Aber ansonsten sind solche Täuschungsversuche eher die Ausnahme.“ Offenbar verfehlt die strikte Handy-Regelung ihre Wirkung auch hier nicht.

Die Schulkonferenz an der Hauptschule Gneisenaustraße hat ebenfalls ein Handy-Verbot auf dem Schulgelände beschlossen. Spicken 2.0 sei aber nicht der Hauptgrund dafür gewesen. „Es ging uns vor allem um den Opferschutz“, so Ursula Freyer, Rektorin und Schulformsprecherin. „Schüler wurden bei uns zu oft ungefragt gefilmt.“

Am Mannesmann-Gymnasium dürfen die Schüler ihre Handys in den großen Pausen für dringende Anrufe nutzen. Ansonsten müssen auch hier Smartphones und Co. vor Klausuren abgegeben werden. „Was Täuschungsversuche angeht, haben wir dadurch bis auf absolute Einzelfälle Ruhe“, so Birgit Keens, Rektorin und Schulformsprecherin.

Etwas lockerer geht das Kaufmännische Berufskolleg Mitte mit der Handynutzung um. „Im Unterricht gibt es ein striktes Verbot“, sagt Rektor und Schulformsprecher Erich Sachnik. „Ansonsten dürfen unsere Schüler das Handy benutzen. Das wird bei uns auch nicht zum Spicken genutzt.“

Der Elternvertreter

Frank Jabobs ist Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft. „Über die Handynutzung muss jede Schule für sich entscheiden. Im Unterricht hat ein Handy nichts zu suchen, in den Pausen sehe ich kein Problem.“