Duisburg..

Mit digitaler Technik zum Gedicht – diesen ganz neuen, ungewöhnlichen Weg hat Jörg Spengler entdeckt. Was der 48-jährige Verlagskaufmann, Schriftsetzer, Mediendesigner und Mitarbeiter der Zentralbibliothek ausgetüftelt hat, zeigt die Ausstellung „QRlyrics“ im Treppenhaus der Bibliothek an der Düsseldorfer Straße.

„Der QR-Code wurde ursprünglich zur Markierung von Baugruppen und Komponenten für die Logistik eines großen Automobilkonzerns entwickelt,“ erläutert Spengler. QR steht für quick response, also schnelle Antwort. Die quadratischen „Informationsschlüssel“ finden sich inzwischen fast überall – ob auf Milchtüten oder in Museen. Hält man Mobiltelefone oder Smartphones vor die Codes, werden die von den eingebauten Kameras gelesen und in Texte „übersetzt“.

Hält man das Smartphone vor die QR-Codes, die Jörg Spengler entwickelt hat, kommen ein Gedicht oder Zitate aufs Display. Eben keine Informationstexte, die das reibungslose Funktionieren der Wirtschaft fördern oder ganz schnell Wissen vermitteln, sondern ausgerechnet Lyrik, diese in vielen Köpfen und auch auf dem Buchmarkt ein „Außenseiterdasein“ führt, wie Bibliothekschef Dr. Jan-Pieter Barbian sagt.

Steve Jobs als Vorbild

Spengler begeistert sich sowohl für Computer als auch für Technik und Design, Steve Jobs gehört zu den Menschen, die er seit langem bewundert. Kein Wunder also, dass er auch einen Satz des Apple-Gründers hinter einem QR-Code verborgen hat. Inmitten des Codes ist denn auch ein Scherenschnitt-Profil von Steve Jobs zu erkennen; von anderen Berühmtheiten wie Albert Einstein zeigt er inmitten der weißen und schwarzen Felder das Bild mit der heraus gestreckten Zunge.

Das Gedicht „Drei Wünsche“ von Nicolas Born zerlegt Spengler in drei unterschiedliche große Codes, Bertolt Brechts „Vergnügen“ ist mal nicht schwarz-weiß, sondern rot, und auch die drei Strophen des wunderbaren Gedichts „Was es ist“ von Erich Fried zerlegt er in drei Teile. Bei „Hund und Katze“ von Wilhelm Busch formt sich aus einem großen Code-Quadrat (Kopf) und sechs kleinen (Körper) ein Hund oder eine Katze – das liegt dann im Auge des Betrachters.

Ausstellung geht bis zum 29. September

Sowohl bei diesen grafischen Mitteln als auch bei der Auswahl der Gedichte und Zitate zeigt Spengler Humor und Feingefühl. Ausgewählt habe er Texte, die ihn bewegen oder mal bewegt haben. „Möglich wären auch Audiofiles“, so Spengler. Damit könnten die gesprochenen Gedichte auch gehört werden.

Bei dieser Lyrik-Ausstellung, die bis zum 29. September bleibt, ist das Mitbringen der sonst in Bibliotheken wenig geschätzten Handys oder Smartphones ausdrücklich erwünscht. Sollen die QR-Codes doch nicht nur angeschaut, sondern auch enträtselt werden. Und nicht nur die „Generation Smartphone“ ist willkommen. Die Ausstellung könne deutlich machen, dass diese Technologie „keine Geheimwissenschaft“ ist, so Barbian. Er hofft, dass die Bibliotheksnutzer vor den „QRlyrics“ ins Gespräch kommen.