Duisburg. . Werner Muth stellt Freitag seine neue Platte vor: „Nachtaufnahme“ heißt sie, damit hat er „sein“ Duisburg vertont.
„Wo sich Rhein und Ruhr begegnen“, treibt sich Werner Muth sein Leben lang herum. „In Beeck roch es nach Bier“, weiß er noch. Und „Marxloh kocht den Charme, den wir versprühn“. Den Sohn würde er nicht Brooklyn oder Chelsea nennen: „Ich glaub, ich nenn ihn Meiderich.“ Auf seinem neuen Album „Nachtaufnahme“ hat Muth sein Duisburg vertont. Am Freitag, bei der Vorstellung der Platte, bekommt man sein Duisburg aber auch zu sehen.
Visuell hat das Projekt auch begonnen. Regisseurin Selver Kabak spazierte mit ihm für ein Filmprojekt durch Marxloh. Das Ergebnis war schließlich ein Film über Marxloh und Muth. „Ich hatte da auch ein Gedicht eingebaut“, erzählt Muth. Aus dem Gedicht wurde ein Lied, dann kamen mehr Lieder. „Es ist ein erweiterter Soundtrack dabei herausgekommen“, sagt Muth. Er brachte Solisten zusammen, auch seine Freunde von der John Silver Band.
Und dann kam Fotograf Frank Hohmann. „Ich habe ihm die CD im Auto vorgespielt und er konnte sich sofort Bilder zur Musik vorstellen“, erzählt Muth. Noch mit dem Rohmix der Platte haben sich Hohmann und seine Kollegin Daniela Szczepanski auf den Weg gemacht, um die Szenen zu finden, die Muth beschreibt. Vor dem Tausendfensterhaus haben sie sie gefunden, aber auch vor der Kulisse der Thyssen-Hochöfen. Wenn das Album „Nachtaufnahme“ am Freitag vorgestellt wird, ist auch der achtminütige Foto-Clip erstmals zu sehen. „Es ist nicht eins zu eins Werners Perspektive, wir haben nach Parallelen gesucht“, erklärt Hohmann.
Rhythmus im Kopf
Was der Fotograf aus seiner Kamera holte, kann der Hörer auch im Kopf finden. Wenn Muth sanft aber doch entschieden Texte vorträgt, erkennen Duisburger Ecken und Gefühle wieder. Nicht immer sind Muths Geschichten in eine Song-Struktur gepresst. Schließlich sagt er selbst: „Ich bin kein Musiker. A und C sind für mich immer noch eher Vitamine als alles andere.“ Wenn er mal einen Rhythmus im Kopf habe, an den er sich halte, dann komme das höchstens vom Dichten während des Treppensteigens.
Wenn Muth in seinen Liedern aus vergangenen Tagen erzählt, erhebt er sie nicht zu einer guten alten Zeit. Das heißt aber nicht, dass er die neue mag. Nun dampft die „Ruhrpott-Image-Kacke“ und Landschaftstypberater wirbeln Staub auf. Weil Fördertöpfe die Fördertürme ersetzen, muss sich „Miss Ruhr-Kultur“, so ein Song-Titel, in neue Kleider hüllen und wird vorgeführt. Fehle nur noch, dass Christo das Revier komplett verhüllt. „Komm tanz für uns, Miss Ruhr-Kultur. Vielleicht spendiert ein Förderclub mal Dir und mir und auch dem Jupp noch einen Kasten Bier.“