Duisburg. .
Die unzähligen Extradienste – wie zuletzt bei der eskalierten Rockerfehde – werden für die Polizisten in NRW zu einer immer größeren Belastung. Körperlich und zeitlich. Allein in Duisburg schieben die Beamten 25.000 Überstunden vor sich her, landesweit sind es zwei Millionen. „Das entspricht 1100 Planstellen“, sagte Arnold Plickert, neuer NRW-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), bei der Mitgliederversammlung der Kreisgruppe Duisburg im Café Museum.
Ein großes Problem sei es, dass aufgrund der angespannten Personallage in den Präsidien das Abfeiern von Überstunden sofort neue Lücken reißt. „Dann bleibt die Arbeit liegen, kommen Ermittlungen nicht voran – das kann es auch nicht sein“, so Plickert.
Mindestens 800 neue Anwärter werden gebraucht
„Wir müssen noch einmal verdeutlichen, wie viele außergewöhnliche Belastungen hier in den vergangenen Jahren angefallen sind“, erklärte Weert Albers, der Vorsitzende der GdP-Kreisgruppe Duisburg. Als Beispiele der jüngeren Vergangenheit nannte er die Mafia-Morde, die Loveparade-Katastrophe, die anhaltende Rockerfehde sowie etliche Rechten-Demos und die dazu gehörenden Gegendemonstrationen. Duisburg sei ein Sonderfall mit Extrembelastungen.
Fragen rund um den Objektschutz
Eine Polizeiaufgabe, die es zu überdenken gelte, sei laut Plickert der Objektschutz: Dafür würden landesweit 380 Polizeibeamte eingesetzt – in Duisburg etwa zur Bewachung der Synagoge im Innenhafen.
„Muss diese Arbeit von studierten Polizisten erledigt werden?“, fragt Plickert. Private Sicherheitsdienste seien nicht geeignet. Er bringt dafür aber Polizei-Angestellte ins Spiel. In Berlin würde bereits so verfahren.
Wie lässt sich gegensteuern? Wegen der spätestens im Jahr 2016 heranrauschenden Pensionierungswelle müsste die Zahl der Anwärter von jetzt 1400 zwingend auf künftig 1500 angehoben werden. „Möglichst schon in diesem Jahr“, macht Plickert Druck. Er habe die Dringlichkeit in Gesprächen mit Ministerpräsidentin Kraft und Innenminister Jäger (beide SPD) verdeutlicht. „Eine Entscheidung muss fallen, bevor der neue Landeshaushalt verabschiedet wird“, sagt Plickert. Würde die personelle Aufstockung wie von der GdP gefordert auch beschlossen, würde dies ein Plus von 800 Anwärtern bis zum Jahr 2020 bedeuten. „Das ist das Mindeste, was wir brauchen.“
Die Forderung nach mehr Personal ist aber auch stets verbunden mit der Kostenfrage. Deshalb wird auch die Überlegung ins Spiel gebracht, die Polizei künftig von einigen ihrer Aufgaben zu entbinden. Da fällt oft das Stichwort „Fußball“. Einen völligen Verzicht auf die Einsätze am Rande hochklassiger Spielen hält Plickert aber „für illusorisch“.