Duisburg.
Nur die Preisschilder mit Schweinchenmotiv sind etwas irritierend. Ansonsten erkennt der Kunde sehr schnell, welches Fleisch in der Auslage liegt. Der Name, der am Marktstand prangt, sagt alles: „Roßschlachterei Brandhoff“. Das Familienunternehmen aus Moers-Repelen bietet seit mehr als 100 Jahren Spezialitäten aus Pferdefleisch an, an diesem Dienstag erstmals auf dem Bauernmarkt in Duisburg. Und die Kunden greifen zahlreich und gerne zu. Ganz bewusst.
Vorurteile und Vorbehalte
Nein, negative Auswirkungen durch den aktuellen Pferdefleisch-Skandal spürt die Chefin Ursula Brandhoff nicht. Wobei sie sich allerdings an der Titulierung stört. „Was wir derzeit erleben, ist kein Pferdefleisch-Skandal, sondern nichts anderes als Betrug“, so die 70-Jährige. „Es ist doch völlig in Ordnung, wenn jemand kein Pferdefleisch essen möchte. Man sollte es nur niemandem unterschieben.“
Pferdefleisch zu essen, sei reine Kopfsache. „Natürlich gibt es Vorurteile und auch Vorbehalte. Aber in Deutschland wird kein Pferd ohne Gesundheitspass geschlachtet. Da wird alles ganz genau kontrolliert und dokumentiert“, sagt Ursula Brandhoff. „Wir schlachten teilweise noch selbst, bekommen Pferde zum Beispiel von Privatleuten, die keine Zeit mehr für ihr Pferd haben oder es sich nicht mehr leisten können.“
Froh auf Pferdefleisch zurückgreifen zu können
In Zeiten von BSE seien viele froh gewesen, auf Pferdefleisch zurückgreifen zu können. Aber auch heute könne sie sich über fehlende Nachfrage nicht beschweren. „Pferdefleisch ist einfach lecker, ganz mager und sehr eisenhaltig. Es hat viel Eiweiß und kostet etwa so viel wie Rindfleisch“, erklärt Ursula Brandhoff, die von Rouladen über den klassischen Sauerbraten bis zu Filets verschiedene Variationen von Pferdefleisch im Angebot hat. Die Fleischwurst sei aber der Klassiker.
Bei Brandhoffs selbst kommt natürlich fast täglich Pferdefleisch auf den Tisch. „Bei vielen Kunden ist es aber auch Tradition, an besonderen Festtagen wie Weihnachten Pferdefleisch zu essen. Das kennen viele noch aus ihrer Kindheit“, erzählt Ursula Brandhoff, deren Sohn Alexander das Familienunternehmen in vierter Generation leitet.
Nachschub an Pferden fehlt
Kaum mehr als 100 Pferdemetzger gebe es aktuell in Deutschland. „Es fehlt schlichtweg der Nachschub an Pferden. Es werden ja keine zur Schlachtung gezüchtet“, erklärt Ursula Brandhoff, die vielleicht auch deshalb Probleme hat, , Preisschilder mit Pferdemotiv zu finden. Offensichtlich muss man da Schwein haben...