Essen. . Allein 144 Tonnen Pferdefleisch sollen in Luxemburg in 360.000 Fertiggerichten für den deutschen Markt untergerührt worden sein, heißt es in einem Medienbericht. Dazu kommen noch rund 750 Tonnen, die in Frankreich zu Rind „veredelt“ worden sein sollen. Täglich werden neue Rückrufe von kontaminierten Lebensmitteln gemeldet: Eine Chronik.

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) will zügig Konsequenzen aus dem Skandal mit falsch deklariertem Pferdefleisch in Fertigprodukten ziehen. "Wir brauchen auf alle Fälle ein schnelles Vorgehen", sagte Aigner am Montag im Deutschlandfunk. Sie will am Vormittag bei einem Treffen der Verbraucherminister von Bund und Ländern in Berlin einen Entwurf für einen Nationalen Aktionsplan vorlegen. Das Konzept der CSU-Politikerin sieht unter anderem eine europaweite Herkunftskennzeichnung auch für verarbeitete Fleischprodukte vor.

Bereits jetzt müssten bei Produkten die einzelnen Zutaten aufgeführt werden, sagte Aigner. "Es muss jetzt schon Rindfleisch gekennzeichnet werden. Wenn jemand Pferdefleisch reinmischt, dann ist es schlicht und ergreifend ein Vergehen. (...) Betrug, könnte man auch sagen." Die Ministerin räumte jedoch ein: "Eine Herkunftskennzeichnung hätte auch diesen Fall nicht verhindert, weil es hier um die Fleischart geht und nicht um die Herkunft."

Ein Überblick zu den Lebensmittel-Rückrufen

Mittwoch, 6. Februar. Tengelmann nimmt heimlich seine A&P-Lasagne aus den Regalen, nachdem der Lieferant auf Pferdefleisch hingewiesen habe, erklärt das Mülheimer Unternehmen Kaiser’s Tengelmann.

Freitag, 8. Februar: In England wird vor Pferdefleisch-Lasagne gewarnt. In der dort verkauften „Beef Lasagne“ von Findus soll nur Pferdefleisch sein, gar kein Rind. Eismann zieht Lasagne in Deutschland heimlich zurück und informiert erst am Aschermittwoch darüber. Real verfährt ähnlich.

Dienstag, 12. Februar: Real zieht „Tip Lasagne Bolognese 400g“ offiziell zurück.

Mittwoch 13. Februar: Erst jetzt veröffentlicht Tengelmann seinen Lasagne-Rückruf.

Donnerstag, 14. Februar: Edeka nimmt Tiefkühl-Lasagne der Hausmarke „Gut & Günstig“ aus den Regalen. Der französische Fleischpanscher Comigel teilt mit, dass in seinen Produkten flächendeckend Pferd verwurstet wurde.

Freitag, 15. Februar: Aldi Süd entschuldigt sich für „Cucina Ravioli 800 g - Bolognese“ in der Dose und falsche Gulaschsuppe „Delikatess Rindergulasch, 540 g“ von Dreistern Konserven. Metro stoppt den Verkauf von „Lasagne Bolognese Capri 400 g“. Lidl nimmt die Nudeln „Combino Tortelloni Rindfleisch“ von Gusto aus dem Handel. Das Fleisch kommt von dem deutschen Unternehmen Vossko und Suttero aus der Schweiz.

Sonntag, 17. Februar: RTL berichtet von Pferdefleisch bei Stichproben in 20 Dönerbuden in Berlin und Leipzig. Rewe ruft „Rewe Chili con Carne 350 g” und „Rewe Spaghetti Bolognese 400 g“ zurück. Die beiden Kühl-Produkte stammen von Schuhbecks Genießer Service des bekannten gleichnamigen Fernsehkochs.

Montag, 18. Februar: Ein Drittel der britischen Verbraucher hat bei einer Umfrage angegeben, seit dem Pferdefleischskandal keine Fertiggerichte mehr zu kaufen. Der „Spiegel“ berichtet, dass Comigel 4,5 Millionen Pferde-Gerichte an 28 Unternehmen in 13 europäischen Ländern verhökert habe. Guten Appetit.