Duisburg. . Duisburg feiert in einer Festwoche den 200. Geburtstag Richard Wagners. Als Urenkelin Wagners und Ururenkelin von Franz Liszt kam Nike Wagner in den Konzertsaal und sprach über die Freundschaft der beiden Virtuosen. Mindestens ebenso interessant war der Einblick in die familiären Strukturen der Familie Wagner.
Als Urenkelin Richard Wagners und Ururenkelin Franz Liszts ist Dr. Nike Wagner quasi von Geburt an Expertin für zwei große Komponisten des 19. Jahrhunderts. Im Konzert zum 200. Geburtstag des Bayreuther Meisters, das Boris Bloch im Konzertsaal an der Düsseldorfer Straße bestritt, sprach sie über Verbindendes und Trennendes zwischen ihren Vorfahren.
Der besondere Reiz von Nike Wagners Festvortrag besteht natürlich darin, einen Einblick in die Strukturen der Familie Wagner und deren Blickwinkel auf Franz Liszt zu erhalten: So erzählt die Tochter Wieland Wagners, wie Liszt in ihrer Jugend meist nur als „Abbé“ oder „Salonvirtuose“ belächelt worden sei. Als jüngstes Symptom dieser abschätzigen Behandlung erwähnt sie das Konzert zu Liszts 200. Geburtstag im Jahr 2011, das nicht im Festspielhaus, sondern in der Bayreuther Stadthalle stattfand.
Klavier-Konzert zu Wagner und Liszt
Die Liszt-Verehrung innerhalb der Familie Wagner sei meist über die Außenseiter, etwa Tante Friedelind und Cousin Gottfried, kultiviert worden. Augenzwinkernd ergänzt sie:„Mir selbst blieb als Liszt-Bewunderin der Zugang zur Festspielleitung verwehrt.“
Trotz aller Gegensätze zwischen dem katholischen Europäer Liszt und dem protestantischen Nationalkomponisten Wagner: Nike Wagner verschweigt nicht die enge Freundschaft und gegenseitige Bewunderung beider Männer.
Große Intensität
Umrahmt wird der Vortrag von Klavier-Professor Boris Bloch, der Werke beider Komponisten spielt. Neben Auszügen aus Liszts „Années de pèlerinage“ erklingt auch Musik Wagners in Bearbeitungen seines Schwiegervaters Liszt. Bloch kombiniert die Stücke sinnvoll und lässt sie teilweise pausenlos ineinander übergehen. Der etwas spröde Gebetsgestus in Liszts „Angelus“ wird in Wagners Pilgerchor aus „Tannhäuser“ aufgegriffen, nun aber zu großer Intensität verdichtet. Darauf folgt das flirrende „Unter den Zypressen der Villa d´Este“, das viele Anklänge an Wagners Venusbergmusik enthält. Insgesamt scheint Bloch eher in der Musik Liszts als in der Wagners zu Hause zu sein. Die virtuosen Liszt-Originale besitzen bei Bloch viele Charme, der Wagner’sche Pathos mündet oft in dröhnenden Momenten. Auch wirken die dynamischen Wechsel in Isoldes Schlussgesang manchmal zu manieriert.
Sehr schön gelingt das Spinnerlied aus „Der fliegende Holländer“, das unter Blochs Händen viel Witz bekommt. Geradezu überschäumende Spiellust entfaltet Bloch in der Fantasie über Wagners „Rienzi“. Als Zugabe gibt es noch Liszts „An einer Quelle“ und ein dickes Kompliment für Nike Wagner: „Wo Sie sind, ist Bayreuths grüner Hügel!“