Blindgänger in Duisburg entschärft – warum Millionen Autos über die Bombe fuhren
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Duisburg. . Die Entschärfung einer Fliegerbombe am Hauptbahnhof legte am Freitag das öffentliche Leben in der Duisburger Innenstadt lahm: Von 9.27 Uhr bis 12.15 Uhr hielt kein Zug mehr im Hauptbahnhof, die A 59 war zwei Stunden gesperrt. Über 20.000 Anwohner und die City waren betroffen. Menschen am Kaufhof verzögerten die Entschärfung. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst gab um 12.09 Uhr Entwarnung. Die Chronik des Großeinsatzes.
Am Freitagvormittag wurde an der A 59 unweit des Duisburger Hauptbahnhofes eine amerikanische Weltkriegsbombe entschärft. Die Bundespolizei sperrte dafür den Hauptbahnhof, die Autobahnpolizei die A 59. Wir berichteten im Live-Ticker. Die Chronik des Großeinsatzes:
13 Uhr: Die meisten Duisburger bewältigen Evakuierungen und die Unannehmlichkeiten nach all den Bombenentschärfungen der jüngeren Vergangenheit fast schon mit lässiger Routine. Einige müssen sich aber noch in Geduld üben, wie eine Auseinandersetzung an der U-Bahnhaltestelle in Duissern am Morgen zeigte: Dort war es beinahe zu einer Schlägerei gekommen, weil sich einige Fahrgäste der DVG darüber aufregten, dass die Bahn der Linie 903 trotz der Aufhebung der Sperrung nicht wie auf der elektrischen Tafel angezeigt "in einer Minute" einfuhr. Ein Fahrgast pöbelte und trat gegen einen Ticketautomaten. Als sich andere Passagiere einmischten, wären die Beteiligten beinahe handgreiflich geworden.
Gut, dass Peter Giesecke bessere Nerven hat.
12.55 Uhr: Sprengmeister Giesecke berichtet, warum die Entschärfung etwas länger dauerte. Er konnte den Eisenzünder nicht so einfach herausziehen: Zum einen war der Zünder verrostet, zum anderen durch eine im Fachjargon der Feuerwerker "Kragen" genannte Ringvorrichtung geschützt. Dieser Schutz sollte im Zweiten Weltkrieg verhindern, dass der Zünder beschädigt wird. Giesecke und seine Helfer mussten den "Kragen" also erst absägen.
12.45 Uhr: Kaufhof-Chefin Johanna Groeneweg-de Kroon hatte heute Vormittag alle Hände voll zu tun: Das Kaufhaus lag unmitelbar an der Grenze zur Evakuierungszone, aber noch in der Sicherheitszone. Deshalb durfte es öffnen. Nur hätten die Kunden den Laden nicht verlassen und so den Beginn der Entschärfung verzögern dürfen.
Duiyburger City evakuiert
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"Wir können die Leute aber ja nicht einsperren. Einige sind dann halt doch vor die Tür gegangen und haben damit die Entschärfung der Bombe verzögert. Wir hatten die Situation dann aber recht schnell im Griff, indem wir kostenlosen Kaffee in unserer Cafeteria angeboten haben und so die Kunden zum Warten im Landen bewegen konnten."
Für das Geschäft sei so eine Entschärfung aber der "Horror". "Wir haben damit ja mittlerweile Erfahrung. Aber bisher lagen wir immer nur in der Sicherheitszone und konnten öffnen. Wenn demnächst das Krieger-Gelände bebaut wird, wo bestimmt noch einige Bomben liegen, dann wird es richtig unangenehm für uns", sagt Groeneweg-de Kroon.
12.35 Uhr: Wir telefonieren mit Johanna Groeneweg-de Kroon, der Geschäftsführerin des Duisburger Kaufhofes.
12.30 Uhr: Peter Giesecke und seine Kollegen transportieren jetzt die Zehn-Zentner-Bombe ab. Ein Kran hebt den zur Sicherheit darüber aufgestellten Container hoch. Das können auch die Auto- und Lkw-Fahrer sehen, die auf der A 59 Richtung Süden fahren: Die Bombe lag unter dem Asphalt der ehemaligen A-59-Abfahrt Duisburg-Zentrum, die hinauf zum ehemaligen Mercatorkreisel führte. "Da sind Millionen Autos drüber gefahren", sagt Stadtsprecher Frank Kopatschek.
12.20 Uhr: Die Duisburger Kö füllt sich langsam wieder. Und bei Döbbe gibt's immer noch keine Brötchen.
12.12 Uhr: War das ein Dieselmotor? Richtig gehört: Rund um den Hauptbahnhof nehmen die ersten Autos wieder Fahrt auf, auch auf der A 59 sind bereits Wagen zu sehen. "Alle Einschränkungen sind aufgehoben", meldet die Stadt.
12.09 Uhr: Entwarnung! Die Bombe ist entschärft.
12.02 Uhr: Konsequenzen haben die Passanten, die sich noch in der Evakuierungszone befanden und damit die Entschärfung der Bombe verzögert haben, wohl nicht zu befürchten. "Solange sie es nicht mutwillig tun, werden sie einfach nur aus dem entsprechenden Bereich geschickt", erklärt Polizeisprecherin Daniela Krasch.
11.58 Uhr: "Ich wohne doch gleich dort drüben. Warum darf ich denn nicht in meine Wohnung?" Diese Frage haben Bedienstete der Stadt und Polizisten eben noch gestellt bekommen. Obwohl die Sperrung schon mehr als zwei Stunden dauert, haben anscheinend immer noch viele Anwohner nicht mitbekommen, dass in ihrer Nachbarschaft gerade eine Bombe entschärft wird.
11.55 Uhr: Hier nochmal ein Artikel über den Mann, der jetzt der Bombe den Zünder ziehen will: Peter Giesecke im Gespräch. Seine Ehefrau, hat er uns nach der Sprengung im November erzählt, hat „immer panische Angst“, wenn er gefährliche Altlasten des zweiten Weltkrieges unschädlich macht. Sie wird der Oberhausener gleich sofort anrufen, wenn die Gefahr gebannt ist.
11.50 Uhr: Warum in NRW noch immer so viele Weltkriegsbomben liegen, erklärt dieser Artikel.
Kaufhof-Kunden verzögerten Beginn der Bombenentschärfung
11.30 Uhr: Trotzdem kann Sprengmeister Giesecke noch nicht loslegen: Auch andernorts tauchen immer wieder Menschen in der Gefahrenzone auf. Sonja twittert als @keltenqueen: "auch an der wallstrasse fallen mir immer wieder passanten auf".
11.29 Uhr: Stadtsprecher Frank Kopatschek berichtet aus der Einsatzleitstelle: Die Leitung der Galerie Kaufhof sorgt jetzt dafür, dass Kunden das Kaufhaus nicht mehr verlassen dürfen. Die Ein-/Ausgänge dürfen aus Sicherheitsgründen nicht abgeschlossen werden.
11.17 Uhr: Darum also kann's noch nicht losgehen: Aus dem Kaufhof an der Düsseldorfer Straße kommen noch immer Kunden und gehen auf die Düsseldorfer Straße, die in der Evakuierungszone liegt. Wie die dahin kommen? Wissen wir im Moment leider auch noch nicht, wir fragen aber später sicher nach.
11.13 Uhr: Dann eben vorab nochmal was zur amerikanischen Fliegerbombe: Die hat selbstverständlich keinen der gefährlichen Säurezünder, sonst hätte sie schnellstmöglich entschärft werden müssen.
11.10 Uhr: Noch immer kein grünes Licht.
11.03 Uhr: Nichts Neues aus der Leitstelle: Sprengmeister Peter Giesecke muss noch die Finger vom Zünder der amerikanischen Zehn-Zentner-Bombe lassen: "Es tauchen in der Sicherheitszone noch immer Leute auf den Straßen auf", erklärt Stadtsprecher Frank Kopatschek.
10.51 Uhr: Die Bundespolizei meldet, dass sie den Zugverkehr komplett eingestellt hat, die Bahnen dürfen den Duisburger Hauptbahnhof nun auch nicht mehr durchfahren. In die Einsatzleitstelle kehrt so langsam Ruhe ein, gleich kann sie Truppführer Peter Giesecke grünes Licht geben. In der Sporthalle des Mercatorgymnasiums warten jetzt 115 Menschen auf Entwarnung, darunter etliche mit großen Koffern. Die Bahn-Kunden haben den Shuttle-Service offenbar gut angenommen. Sie werden nach der Entschärfung auch zurück zum Hauptbahnhof gefahren.
10.47 Uhr: Wir nutzen die absolute Stille in der Geisterstadt und die Ereignislosigkeit, um auf die Entschärfung der letzten beiden Blindgänger am Duisburger Hauptbahnhof zurückzublicken:
Am 21. März 2012 hätte Feuerwerker Peter van Eck eine britische Fünf-Zentner-Bombe beinahe sprengen müssen: "Der Zünder war abgerissen und verbogen. Wir hatten zwei Versuche, ihn rauszuziehen". Beide scheiterten. "Dann haben wir es doch noch ein drittes Mal gewagt, da hat es dann geklappt." (zur Chronik des Einsatzes)
Nicht mal drei Wochen später, am 7. April 2012, machte Peter Giesecke eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe am Güterbahnhof unschädlich. Von der Evakuierung waren etwa 16.800 Anwohner, viele tausend Angestellte und Händler, 50 Züge und tausende Autofahrer betroffen. (zur Chronik des Einsatzes)
10.41 Uhr: Da kommen Erinnerungen hoch. Unser Reporter schlendert über die abgesperrte A 59 und fühlt sich an das Still-Leben erinnert, als die A 40 gesperrt und zur Partymeile erklärt wurde. Nur ist hier und jetzt keine Party, keine Menschenseele in Sicht. Nur der Wind geht über die Fahrbahn.
10.37 Uhr: Von 10.45 Uhr bis zur Entwarnung durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst werden die Züge des Fernverkehrs über andere Strecken umgeleitet und fallen in Bochum, Essen und Duisburg aus. Die Züge des Regionalverkehrs halten dann bereits an den Bahnhöfen vor Duisburg Hbf, also in Oberhausen, Mülheim und am Düsseldorfer Flughafen.
"Wie immer" Diskussionen an den Straßensperren
10.30 Uhr: Der Einsatzleitung wurde bislang nichts Ungewöhnliches gemeldet: "An den Absperrungen gibt es immer wieder Diskussionen, auch das ist leider normal." Uneinsichtige und Uninformierte, zum Beispiel auswärtige Lieferanten, lassen bei den Ordnungshütern Dampf ab.
70 Polizeibeamte sind auf den Straßen und helfen mit, dass der Bombe niemand zu nahe kommt. In die Gefahrenzone dürfen jetzt nur noch Peter Giesecke und seine Kollegen vom Kampfmittelbeseitigungsdienst.
10.29 Uhr: Trotz der Sperrung findet die Polizei offenbar doch noch vereinzelt Grüppchen, die sich im abgesperrten Bereich aufhalten und schickt sie raus. Unser Reporter meldet jedenfalls, dass ihm immer noch Leute aus Richtung Hauptbahnhof in Neudorf entgegen kommen.
10.25 Uhr: Ein junges Pärchen im Evakuierungsraum ist sichtlich konsterniert. Die beiden waren auf dem Weg zu einer Beerdigung in Bayern als sie am Duisburger Hauptbahnhof strandeten. Mittlerweile sind 60 Menschen in der Sporthalle des Mercatorgymnasiums angekommen.
Duisburg in Trümmern
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10.19 Uhr: Die Polizei meldet, dass um 10.08 Uhr alle Zufahrtsstraßen in die Sicherheitszone gesperrt waren. Auch die Sperren der Autobahnpolizei waren zu diesem Zeitpunkt allesamt aktiviert. Die A 59 müsste also mittlerweile südlich des Autobahnkreuzes Duisburg eine autofreie Zone sein.
10.16 Uhr: Nicht nur fürKomplettisten und "Bombensammler": Diese Übersicht listet alle Bombenentschärfungen in Duisburg seit 2007 auf. Im Vorjahr waren es sechs, 2010 sogar 18 Blindgänger.
10.10 Uhr: Telefonat mit DRK-Einsatzleiter Jean-Claude Schenck: 37 Helfer von DRK, Johannitern und Maltesern haben gerade alle Hände voll zu tun: Mit acht Kleinbussen haben sie bisher 36 Personen zur Turnhalle an der Mercatorstraße gebracht, die nicht mehr oder nur schlecht selber gehen können. Zwei Bettlägerige wurden vorübergehend in ein Krankenhaus gebracht. Momentan sind rund 70 Menschen in der Sporthalle des Mercator-Gymnasiums untergekommen. Zwei weitere Gruppen aus der Evakuierungszone werden dort aber noch erwartet. Seit zehn Minuten bietet die Deutsche Bahn auch jedem an, mit einem Shuttelbus vom Bahnhof zur Turnhalle zu fahren.
10.07 Uhr: Die Polizei spannt auf der Kreuzung Mercatorstraße/Landfermannstraße das Absperrband.
10 Uhr: Wer jetzt im Autobahnkreuz Duisburg (A 40/59) oder im neuen Kreuz Duisburg-Süd (A 59/524/B 8n) noch auf die A 59 fahren will, kommt nicht weit: Die Polizei sperrt die Auffahrten auf Duisburgs "Stadtautobahn". Diese Bildergalerie zeigt die A 59 von Wehofen bis Ungelsheim.
10 Uhr: Bei Döbbe gibt's jetzt keine Brötchen mehr.
9.58 Uhr: Zwei Minuten vor der geplanten Sperrung sind die Arbeiter der Wirtschaftsbetriebe noch richtig fleißig. Im Eilschritt sammeln sie das Altpapier an der Neudorfer Straße auf. Und sie haben es in der kurzen Zeit tatsächlich geschafft. Stramme Leistung!
9.52 Uhr: Telefonat mit Duisburgs Stadtsprecher Frank Kopatschek. Er sitzt in der Leitstelle des heutigen Einsatzes, im Stabsraum im Averdunk-Zentrum (In dem Gebäude an der A 59 ist das Ordnungsamt untergebracht.): "Um zehn Uhr kommen hier Vertreter von Ordnungsamt, Feuerwehr und Polizei zusammen." Bislang laufe die Evakuierung "ganz nach Plan", so Kopatschek. Das dicht besiedelte Evakuierungsgebiet macht den Einsatz von etwa 100 Ordnungsamt-Mitarbeitern notwendig. In der Evakuierungszone sind 3261 Duisburger gemeldet, in der Sicherheitszone 17.010. In der Sicherheitszone dürfen sich Menschen ab 10 Uhr nicht mehr im Freien aufhalten.
9.45 Uhr: Ab 10 Uhr lassen Polizei und Ordnungsamt niemanden mehr in Evakuierungs- und Sicherheitszone. Viele Geschäfte an der Königstraße und an den Straßen drumherum öffnet erst gar nicht, das Forum und das City Palais zum Beispiel. Dafür gibt es an der Ecke Mercator-/Königstraße nur 300 Meter von der Bombe entfernt – Achtung, Reklame: – in der Bäckerei Döbbe noch Brötchen.
9.33 Uhr: "Achtung, Achtung! Hier spricht die Polizei!" Die Evakuierung ist in vollem Gange, rund um den Hauptbahnhof sind jetzt mehr Autos als Fußgänger unterwegs.
Nur noch nach Neudorf – Bundespolizei sperrt Bahnsteige und Bahnhofshalle
9.30 Uhr: Die Bundespolizei sperrt alle Aufgänge zu den Gleisen! Hunderte strömen zum Ostausgang des Hauptbahnhofes nach Neudorf. Den Ausgang zur Innenstadt, Richtung Bahnhofsplatte, dürfen sie nicht mehr nutzen.
9.30 Uhr: Kurzes Telefonat mit Sprengmeister Giesecke. Auch seinen bislang letzten brenzligen Einsatz in Duisburg, am 27. November, als er die Bombe sprengen musste, habe er in guter Erinnerung: "Ich konnte sie ja letztlich unschädlich machen. Das sind ja alles irgendwie auch meine Babys."
9.20 Uhr: In sieben Minuten soll laut Fahrplan der Deutschen Bahn die S 1 Richtung Dortmund den Duisburger Hauptbahnhof verlassen. Danach durchfahren alle Züge des Fern- und Nahverkehrs den Duisburger Hauptbahnhof bis 10.45 Uhr ohne Halt. Ab dann werden die Züge bis zur Entwarnung umgeleitet oder vor Duisburg gestoppt (siehe Seite zwei des Artikels).
9.10 Uhr: Durch die Duisburger Innenstadt erschallen die ersten Lautsprecher-Durchsagen der Ordnungshüter. Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamtes brechen in der City zu ihren Kontrollen auf.
9.05 Uhr: In der Duisburger Innenstadt rollt der Verkehr noch wie immer. Weniger los als sonst sei nicht, berichtet die Polizei. Verkehrsbehinderungen meldet die Sprecherin aber auch nicht. Die Sperren rund die Sicherheitszone (1000-Meter-Radius um Fundstelle an Mercatorstraße) sollen laut Ordnungsamt ab 10 Uhr greifen.
Den Zünder zieht der Bombe wieder Truppführer Peter Giesecke
9 Uhr: Das haben wir geahnt: Die Pressestelle der Düsseldorfer Bezirksregierung bestätigt, dass heute wieder Peter Giesecke den Trupp des Kampfmittelbeseitigungsdienstes anführt. Zuletzt suchte der Feuerwerker aus Oberhausen in Duisburg-Rheinhausen unter einem neuen Doppelhaus nach einer Weltkriegsbombe.
Als Giesecke das letzte Mal eine Bombe in Duisburg entschärfen wollte, am 27. November 2012 war das, musste es plötzlich ganz schnell gehen, dann aber dauert es ganz lange: Letztlich musste er die englische Zehn-Zentner-Bombe mit dem gefährlichen Säurezünder in unmittelbarer Nähe der A 40-Anschlussstelle Duisburg-Häfen/Zubringer Innenstadt sprengen. Ein aufregender Tag war das...
8.50 Uhr: Nach Duisburg ist der Winter nur halbherzig zurückgekehrt, zwei, drei Zentimeter Schnee wird er mitgebracht haben. Auf den Verkehr auf den Autobahnen rund um die Stadt hatte das nach Angaben der Autobahnpolizei keine Auswirkungen. Auch in der Innenstadt sind rund um den Hauptbahnhof und die Königsstraße sind schon jetzt vergleichsweise wenige Menschen unterwegs. Bis zehn Uhr müssen Anwohner und in der Evakuierungszone Arbeitende diesen Sicherheitskreis – er hat einen 500-Meter-Radius um die Fundstelle an der Mercatorstraße herum – verlassen haben.
Die Entschärfung einer amerikanischen Zehn-Zentner-Bombe am ehemaligen Mercatorkreisel in der Innenstadt am Freitag (Beginn: 11 Uhr) hat wegen der Sperrung des Hauptbahnhofs und der Autobahn 59 nicht nur weitreichende Auswirkungen auf den Verkehr, sondern auch auf das Alltagsleben vieler Duisburger und Pendler:
3261 Anwohner in der Evakuierungszone (500-Meter-Umkreis um die Fundstelle) müssen ihre Wohnungen bis spätestens 10 Uhr räumen (den aktuelle Evakuierungsplan finden Sie rechts unten unter Downloads). Hinzu kommen zahlreiche Menschen, die im betroffenen Gebiet arbeiten. Und: 17.010 Menschen leben in der Sicherheitszone (1000-Meter-Radius). Sie dürfen in ihrer Wohnung bleiben, diese ab 10 Uhr aber nicht verlassen.
Sie sollen sich in Räumen aufzuhalten, die der Fundstelle abgewandt sind. Die Fenster der Wohnung sollten in jedem Fall geschlossen sein. Ein Aufenthalt im Freien ist ab 10.30 Uhr nicht mehr gestattet. Ab 10 Uhr werden am Freitag keine Personen mehr in den inneren und äußeren Absperrkreis hineingelassen. Am Mittwochnachmittag war ein Bagger auf der Baustelle auf den Blindgänger gestoßen.
Und welche Auswirkungen hat die Evakuierung für Bahn- und DVG-Kunden, Autofahrer, Anwohner, Angestellte und Passanten außerdem? Eine Übersicht:
Was Passagiere der Deutschen Bahn wissen müssen
Der Hauptbahnhof liegt in der Evakuierungszone. Mit der S 1 Richtung Dortmund wird der letzte Zug den Bahnhof um 9.27 Uhr verlassen. Danach sperrt die Deutsche Bahn den Bahnhof bis zur Entschärfung komplett – die DB schreibt: bis 12 Uhr. Auch die Gleise liegen in Evakuierungs- beziehungsweise Sicherheitszone (siehe Plan): Daher fahren bereits ab 9.30 Uhr alle Züge des Fern- und Nahverkehrs ohne Halt durch den Hauptbahnhof.
Von 10.45 Uhr bis zur Entwarnung durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst der Düsseldorfer Bezirksregierung werden die Züge des Fernverkehrs über andere Strecken umgeleitet und fallen in Bochum, Essen und Duisburg aus.
Im Regionalverkehr fahren zwischen 9.30 Uhr und 10.30 Uhr die Züge der Linien RE 1, RE 2, RE 3, RE 5, RE 6, RE 11, RB 33, RB 35 sowie S 1 und S 2 ohne Halt in Duisburg Hbf.
Von 10.30 Uhr bis zur Entwarnung enden die Züge des Regionalverkehrs bereits an den Bahnhöfen vor Duisburg Hbf, also in Oberhausen, Mülheim und am Düsseldorfer Flughafen. Ein Schienenersatzverkehr wird nicht eingerichtet.
Am Osteingang des Hauptbahnhofes steht von 9.30 bis 10 Uhr ein Bus der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) bereit, der Reisende zum Aufenthaltsraum am Mercator-Gymnasium fährt (siehe unten). Nach der Entschärfung fährt der Bus auch wieder zurück zum Hauptbahnhof. Dieser Service ist für Bahnanreisende gedacht, die in die gesperrte Evakuierungszone möchten, dort aber keinen Zutritt erhalten.
Was Autofahrer über die Sperrung von A 59 und City wissen müssen
Die Autobahn 59 wird ab 10 Uhr vollständig zwischen dem Autobahnkreuz Duisburg (A 40/59) und dem Autobahnkreuz Duisburg-Süd (A 59/524/B 8n) gesperrt.
Rund um die Sicherheitszonen greifen die Straßensperren ebenfalls bereits ab 10 Uhr, so dass in der gesamten City mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen ist. Den Innenstadtbereich sollten Autofahrer daher am Freitagmorgen und -vormittag meiden.
Alle Infos für Anwohner, Angestellte, Schüler und Passanten
Gleich fünf Geschäftsstellen des Jobcenters bleiben ganztägig geschlossen – und zwar an der Friedrich-Wilhelm-Straße, Königstraße, Ludgeristraße, Beekstraße und auf dem Sonnenwall. Alle anderen Filialen sind zu den üblichen Freitags-Öffnungszeiten zu erreichen.
Das Einkaufszentrum „Forum“ öffnet am Freitag erst nach der Bombenentschärfung, ebenso die geschäfte im City Palais.
Für die 1300 Schüler des Steinbart-Gymnasiums, das in der Evakuierungszone liegt, fällt er Unterricht am Freitag komplett aus.
NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, der dem Unternehmen Krohne Messtechnik und der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) einen Besuch abstatten wollte, hat wegen der Entschärfung abgesagt. Die IHK selbst öffnet erst ab 13 Uhr.
Zudem fällt der Wochenmarkt auf dem Neudorfer Ludgeriplatz aus. Diese Entscheidung fällte der Marktbetreiber Frischekontor Duisburg nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt.
Auch WAZ-Redaktion betroffen – Evakuierungsraum im Mercatorgymnasium
Da auch der Sitz der Duisburger WAZ in der Evakuierungszone liegt, wird die Redaktion heute erst nach der erfolgten Entschärfung besetzt sein. Und sollte es zu keinen Verzögerungen kommen, ist der Leserladen am Harry-Epstein-Platz zumindest in der Zeit von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
Kriegszerstörtes Duisburg
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Für alle Personen, die ihre Wohnung verlassen müssen, bietet die Stadt einen Aufenthaltsraum an. Dieser wird heute ab 8 Uhr in der Sporthalle des Mercator-Gymnasiums (Musfeldstraße 152, Zugang über die Dickelsbachstraße) eingerichtet.
Bettlägerige und andere hilfsbedürftige Personen sollen sich melden: 0203/94 000. Die Kräfte des Ordnungsamtes haben im betroffenen Gebiet zudem rund 15.000 Handzettel mit allen wichtigen Informationen verteilt.
Was Passagiere der DVG wissen müssen
Die U-Bahnlinien 901, 903 und U 79 werden bereits um 9.30 Uhr letztmals die Bahnhöfe in der Innenstadt (Steinsche Gasse, König-Heinrich-Platz, Hauptbahnhof) anfahren. Danach sind sie geschlossen. Und auch der Verkehr aller Buslinien, die in die Innenstadt fahren, ruht ab 9.30 Uhr.
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