Duisburg. In der nahen Vergangenheit häuften sich schlechte Nachrichten über unfreundliche Busfahrer. Doch der 79-jährige Bernhard “Berni“ Singendonk aus Duisburg-Wedau hat eine ganz andere Erfahrung gemacht. Busfahrer waren vor 14 Tagen seine Rettung in der Not.

Sie häufen sich, die Nachrichten über Busfahrer, die Kinder weit von zu Hause aus dem Gefährt werfen, die einfach losfahren, obwohl sie doch genau gesehen haben, dass da noch Fahrgäste angerannt kommen, die ihre Kunden unfreundlich anraunzen. Ja, es gibt diese Menschen im Öffentlichen Personennahverkehr. Aber es gibt auch eine ganze Menge wirklich netter und hilfsbereiter Busfahrer, die mehr tun für ihre Fahrgäste, als es ihre Dienstbeschreibung vorsieht. Nur, dass man von denen nichts in der Zeitung liest. Genau das soll sich hier an dieser Stelle ändern.

Bernhard „Berni“ Singendonk hat die Redaktion angerufen. Gerade weil er in den letzten Wochen immer wieder die Negativ-Schlagzeilen gelesen, gesehen und gehört hat. Da wollte der rüstige Wedauer mal was dagegen setzen. Nämlich seine Geschichte.

„Radfahren gehört zum Leben“

Dazu muss man erst einmal wissen, dass der 79-Jährige gemeinsam vor vier Jahren mit seiner Ehefrau entschieden hat: „Wir schaffen das Auto ab.“ Diese eher ungewöhnliche Entscheidung mag vielleicht auch daher rühren, dass der ehemalige Eisenbahner in Emmerich aufgewachsen ist, in der Nähe der niederländischen Grenze, wo „Radfahren zum Leben“ gehört. Er sagt dazu gerne fietsen, das niederländische Pendant zum Fahrrad.

Auf jeden Fall erledigt er alles mit dem Fahrrad, vermisst das Auto kein bisschen und hat auch noch richtig Spaß dabei. Original-Ton Berni Singendonk: „Ich fühl mich wohl im Sattel.“

Spezial-Inbusschlüssel nicht dabei

Wohl fühlte er sich auch vor etwa 14 Tagen, als er gegen 17.30 Uhr überlegte, dass er eigentlich noch Äpfel im Apfelparadies in Wittlaer kaufen könnte. Gesagt, getan. Er schwang sich in den Sattel, fuhr durch Wald und Wiesen in den Düsseldorfer Stadtteil an der Grenze zu Duisburg und holte Äpfel. Weil es langsam dunkel wurde, plante Berni Singendonk zurück lieber über die Straßen zu fahren. Leider kam er nur bis zur Ausfahrt des Apfelparadieses an der B 8: Platten. Dem Vorderrad war die Luft ausgegangen.

Nun hat der Wedauer immer ein Reparaturset und Ersatzschläuche dabei. Ehrensache als „ambitionierter Radfahrer und Hobbyschrauber“. Nur dumm gelaufen, dass er ausgerechnet an diesem Tag seinen Spezial-Inbusschlüssel nicht in der Tasche hatte, den er zum Abmontieren den Vorderrades braucht. Doch im Apfelparadies konnte ihm mit einem Satz Schlüssel geholfen werden. Also neuer Schlauch aufs Rad, aufpumpen, fertig. Schnell auf den Sattel und runter vom Apfelhof ab auf die B 8 Richtung Duisburg.

Der zweite platte Reifen folgt auf dem Fuße 

Wir beschreiben das folgende Geschehen mal freundlich mit dem berühmten Zitat von Fußballstürmer Jürgen „Kobra“ Wegmann: „Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu“. Für Berni Singendonk hieß das - Platten. Schon wieder.

Das Apfelparadies hatte mittlerweile geschlossen, kein potenzieller Inbusschlüssel-Verleiher in Sicht. Also schieben. Am vornehmen Landhaus Milser wollte er nicht so recht nach Werkzeug fragen, das Edeka-Center in Huckingen erschien ihm auch nicht geeignet. Aber am St. Anna-Krankenhaus, dass wusste der 79-Jährige, da gibt es einen Pausenplatz für die Busfahrer der DVG. Und solche Leute haben doch meist auch eine Werkzeugkiste dabei.

"Das Rad können Sie auch während der Fahrt reparieren"

Also klopfte Berni Singendonk höflich an die Busscheibe, hinter der ein DVG-Fahrer gerade seine wohlverdiente Pause hatte. Der hörte sich das Problem an, schaute in den Bordwerkzeug-Kasten. Aber leider: kein Inbusschlüssel. Moment, er habe hier auch sein Auto geparkt und wolle mal schauen, ob er da nicht fündig werde, bot der Fahrer dem rüstigen Senior hilfsbereit an. Gesagt, getan, aber auch hier: Kein Inbusschlüssel. Dafür aber eine Zange als Notbehelf. Man kam ins Plaudern während der Schrauberei am St. Anna, erzählt Berni Singendonk.

Gerade als die Mutter gelöst war, kam der 942er um die Ecke und auch dieser Fahrer hörte von den Nöten des ehemaligen Eisenbahners aus Wedau. Wedau, der Stadtteil, durch den auch die Linie 924 fährt. Und hier fängt Berni Singendonk an zu schwärmen: „Da sagt der Fahrer zu mir: „Kommen Sie rein in den Bus. Das Rad können Sie auch während der Fahrt reparieren.“ Ist das nicht wirklich nett?“. Sogar einen Kollegen, der ebenfalls im Bus saß, habe ihm der Fahrer geschickt, damit der das Fahrrad festhält. „Einfach einmalig“, findet der 79-Jährige: „Ich kam so happy nach Hause.“ Und deshalb hat der Wedauer in der Redaktion angerufen, um mal zu erzählen, „was so tolles an der Basis direkt bei uns passiert. Das ist doch auch eine Nachricht.“ Wir widersprechen nicht.