Duisburg. Politisch korrekte Kinderbücher sind Unfug sagt Gerhild Tobergte vom Kinderschutzbund.

Einige deutsche Verlage lassen ihre Kinderbuch-Klassiker überarbeiten, weil die Werke „diskriminierende Begriffe“ wie Hexen, Mohren und Zigeuner enthalten. Auch das Kinderbuch von Otfried Preußler „Die kleine Hexe“ wird verändert. Worte wie „Negerlein“ sollen vor dort aus nicht mehr das Kinderohr und die Kinderseele erreichen. Noch immer verkauft sich dieses erfolgreiche Kinderbuch aus dem Jahr 1957 gut 50.000 Mal pro Jahr - trotz Worten wie „Eskimofrau, Neger und Negerlein.“

Was sagt Gerhild Tobergte, Vorsitzende des Duisburger Kinderschutzbundes dazu? Geht durch unbedachte Begrifflichkeit von der „Kleinen Hexe“ eine Gefahr für Kind und Gesellschaft aus?

„Nein, natürlich nicht“, sagt sie. „Bestimmte Wörter und Begriffe in der Literatur sind doch historisch gewachsen. Wollen wir das alles eliminieren? Das wäre meiner Meinung nach unwürdig. Und es wäre eine Bevormundung und Geringschätzung aller Eltern.“

Den Eltern das Recht und die Aufgabe überlassen

Warum? Weil man doch, bitte schön, den Eltern das Recht und die Aufgabe überlassen müsse, mit ihren Kindern zu sprechen, ihnen die Welt zu erklären: „Kinderbücher sind Multiplikatoren für Wertungen und wir dürfen und wollen ja auch niemanden verletzen. Aber sicher ist auch: unsere Kinder müssen lernen, was z.B. Menschen mit schwarzer Hautfarbe verletzen kann und warum das so ist. Und das möglichst früh. Dazu müssen wir mit ihnen darüber sprechen. Wir müssen ihrem kindlichen Denken einsichtig machen, wie negative Wertungen entstanden sind und wie dumm sie manchmal sind. Vor allem müssen Kinder begreifen, dass diese Worte erst durch Menschen mit Wertungen unterlegt worden sind.“ Aber Jim Knopf, das süße Negerbaby auf Lummerland, sei eine Bildungschance für unsere Kinder.

Auch Jan-Pieter Barbian, Direktor der Stadtbibliothek appelliert an die Souveränität und an die Gelassenheit: „Solche Korrekturen grenzen an Zensur. Wollen wir jetzt auch überall das Wort „Hitler“ streichen, bloß weil uns dieser Mensch missfällt?“ Sprache sei immer auch Ausdruck ihrer Zeit und gesellschaftlicher Befindlichkeit. „Man muss sich beim Vorlesen mit seinen Kindern unterhalten, die Dinge einordnen. Alles andere wäre nur paranoid korrekt.“