Duisburg. Der misshandelte Säugling in Duisburg kämpft weiter ums Überleben. Das vier Wochen alte Mädchen wurde offenbar von seinem Vater schwer misshandelt. Gegen ihn ermittelt die Polizei, der Mann sitzt in Untersuchungshaft.

Der kleine misshandelte Säugling ringt in der Intensivstation der Hamborner Helios-Klinik weiter um sein Leben. „Die Situation ist weiterhin lebensbedrohlich. Wir tun alles, dass das Kind überlebt“, berichtet der Chefarzt der Kinderklinik, Dr. Peter Seiffert.

Das vier Wochen alte Baby liegt im Koma und wird künstlich beatmet und ernährt. Die schweren Gehirnverletzungen machen den Ärzten vor allem Sorgen. Sie sind Folge eines schweren Schleudertraumas – typische Verletzungen, wenn ein Baby brutal geschüttelt wird und der Kopf haltlos hin und her schleudert. Der 23-jährige Vater sitzt wie berichtet unter dem Vorwurf der schweren Misshandlung in Untersuchungshaft. Ihm droht ein Strafmaß von ein bis zehn Jahren. Gegen die 19-jährige Mutter ermittelt die Polizei nicht.

Bleibende Hirnschäden wahrscheinlich

Der Chefarzt geht davon aus, dass das Mädchen, das gerade mal 2600 Gramm wiegt, noch Tage im Koma liegen wird – sollte es überleben. Allein zehn Knochenbrüche mussten behandelt werden. Das Risiko bleibender Hirnschädigungen bezeichnet Seiffert als groß.

Zugleich korrigiert er aber die ersten Meldungen der Polizei, dass das Baby unterernährt gewesen sei: Bei so einem kleinen Säugling führten schon kurze Trinkpausen zu einem Flüssigkeitsmangel, so der Chefarzt. Vor allem auch wegen dieser zunächst in Rede stehenden Unterernährung war das Jugendamt, das Eltern und Kind wie berichtet seit der Geburt des Kindes vor vier Wochen mehrmals am Tag betreuen ließ, in die Kritik geraten.

Jugendamt im Fokus

Entsprechend groß war gestern das Medieninteresse an Jugendamtsleiter Thomas Krützberg, der auch zahlreichen TV-Sendern Rede und Antwort stehen musste. Hätte das Kind erst gar nicht bei den Eltern bleiben dürfen, denen vor drei Jahren schon einmal ein Kind weggenommen wurde? Die Frage bewegt viele. Krützberg versichert: Kein Familienrichter hätte zugestimmt, das Kind nach Lage der Dinge aus der Familie zu nehmen. Auch die Vorgeschichte hätte dazu nicht ausgereicht.

Gerade der Vater, der nach der Geburt – das bestätigen auch Krankenhaus-Mitarbeiter -- Bezugsperson für das Baby war, hatte sich kooperativ gezeigt und alle Hilfeleistungen in Anspruch genommen und akzeptiert. „Die Entscheidung war fachlich begründet. Sie endete aber in einem Drama“, so Krützberg. Er stellt zudem klar: So eine Entscheidung werde nie allein, sondern immer im Team getroffen. Auf tragische Weise erwies sich aber der Eindruck vom Vater als falsch.

Misshandlungsfall laut Chefarzt kein Einzelfall

Der aktuelle Misshandlungsfall ist extrem schwerwiegend, aber beileibe kein Einzelfall. Jede Woche, so Chefarzt Seiffert, muss die Klinik Kinder behandeln, die misshandelt wurden. Die Zahl der Verdachtsfälle ist noch höher: „Kein Baby kann sich selbst blaue Flecken zufügen.“

Seiffert versteht seine Klinik auch als „Rettungsinsel“: „Vorsätzliche böse“ handelten Eltern selten. Immerhin habe der Vater das Baby ins Krankenhaus gebracht, wenn auch mit den üblichen Ausreden, wie es zu den Verletzungen gekommen sei. „Da ist etwas fürchterlich entglitten.“