Duisburg. . Feuchtigkeit und Schimmel in Mietwohnungen sind ein konfliktträchtiger Dauerbrenner zwischen Mietern und Vermietern. So auch aktuell in Duisburg Rumeln. Trotz der nachgewiesenen hohen Luftfeuchtigkeit und der offensichtlichen Baumängel handelt der Vermieter nicht.
Feuchte Wohnungen als Zankapfel zwischen Mieter und Vermieter sind ein ärgerlicher Dauerbrenner, nicht nur im Duisburger Westen. Und regelmäßig versuchen Vermieter, dem Mieter die Schuld in die Schuhe zu schieben. Mit richtigem Heizen und Lüften, so der Tenor, sei das Problem schon in den Griff zu kriegen. Davon kann auch Silvia Kellner (Name geändert), Mieterin eines ehemaligen Krupp-Hauses in Rumeln, ein Lied singen: „Schon direkt nach Einzug im Dezember 2009 bemerkte ich starke Kondenswasserbildung trotz Heizen und Lüften. Der Vermieter, Immeo, meinte, die Wohnung sei ja wegen des schlechten Zustandes, an dem der Vormieter schuld gewesen wäre, komplett saniert worden.“ Das wäre also Restwasser, hieß es, das vergehe. Tat es aber nicht.
Ein Hygrometer, das Silvia Kellner vom Vermieter zur Verfügung gestellt bekommen hatte, zeigte regelmäßig Werte von bis zu 78 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit an, obwohl laut ihrer Aussage alle Räume auf etwa 21 Grad beheizt und regelmäßig stoß-gelüftet waren: „Ich reiße täglich mindestens drei Mal alle Fenster auf, sichere Türen und Fenster gegen das Zufallen und schließe wieder nach fünf bis 15 Minuten.“ Laut Peter Hess, Rechtsberater beim Duisburger Mieterbund, tut sie damit genau das Richtige. „Das Einzige, was man noch machen könnte, ist, noch öfter zu lüften.“
Feuchtigkeit macht die Familie krank
Der Vermieter ließ daraufhin ein geeichtes Hygrometer aufstellen, um über eine Woche Daten zu sammeln. Nachdem die Mieterin über ihren Anwalt eine Mietminderung festsetzte, schickte Immeo einen Gutachter. „Der“, so die Bewohnerin, „hat mir hier unter Zeugen Recht gegeben, dann aber in seinem Gutachten geschrieben, das Problem wäre durch Heizen und Lüften in den Griff zu kriegen.“
Das war es offenbar nicht. Und Silvia Kellner weiß langsam nicht mehr weiter: „Mein Sohn ist eh durch viele Allergien vorgeschädigt, und seit wir hier wohnen, sind wir ständig krank. Mal ist die Nase zu, mal ist es Husten. Man wird wach, weil man aufgrund der Luftfeuchtigkeit verschwitzt ist und gleichzeitig friert und schlecht Luft bekommt.“
Baumängel aus der Vergangenheit
Laut Peter Hess, der sich mittlerweile für den „Mieterschutzbund Duisburg“ der Angelegenheit angenommen hat, ist das Problem typisch für ehemalige Werkssiedlungen im Ruhrgebiet, hier von Krupp: „Die wurden in den 50-er und 60-er Jahren möglichst schnell und billig hochgezogen, um die Leute so ans Werk zu binden. Energiesparen war damals noch kein Thema. Als sich das in den 80-er und 90-er Jahren änderte, kamen nachträglich Dämmstoffe an die Fassaden und dicht schließende, doppelt verglaste Fenster in die Rahmen, und heute haben wir das Chaos.“
Im Fall des Rumelner Hauses hat Hess bereits diverse mögliche Feuchtigkeitsquellen entdeckt: Die Wohnung ist im Erdgeschoss und an der Wetterseite. Außerdem geht die nachträglich angebrachte Wärmedämmung an der teilweise frei liegenden Kellerwand nur bis zur halben Höhe.
Hoffnung auf außergerichtliche Einigung
Wie es jetzt weiter geht, so Hess, liegt am Vermieter. „Wir haben ein Protokoll über das regelmäßige Heizen und Lüften, und es ist klar, dass so viel Feuchtigkeit nicht normal ist. Da muss Immeo etwas tun.“ Letztendlich könne ein Mieter, der wegen baulicher Mängel zum Umzug gezwungen ist, die Kosten dafür auch gerichtlich einklagen. „Wir versuchen aber immer, uns außergerichtlich mit den Vermietern zu einigen - und in 97 Prozent der Fälle gelingt das auch.“
Immeo konnte bis Redaktionsschluss aus Termingründen keine Stellungnahme abgeben, kündigte diese aber für Donnerstag an. Wir berichten weiter.