Themen, die 2012 in Duisburg für Schlagzeilen sorgten
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Duisburg. Von der Abwahl des Oberbürgermeisters Adolf Sauerland über den 500. Geburtstag von Gerhard Mercator bis zur vorläufigen Rettung des Lehmbruck-Museums: Diese Ereignisse haben 2012 in Duisburg für Schlagzeilen gesorgt. Ein Rückblick.
Abwahl von OB Sauerland
Knapp 130.000 (von 364.000 stimmberechtigten) Bürger haben im Februar ihr Stadtoberhaupt aus dem Amt gejagt: Am 12. Februar 2012 fand der mit Spannung erwartete Bürgerentscheid über die Abwahl des OB der Stadt Duisburg statt. Das klare Ergebnis: Er wurde mit 35,52 % der Stimmen aller Wahlberechtigten abgewählt, nötig waren nur 25%. Der seit dem Todesdesaster der Loveparade massiv in der Kritik stehende OB Sauerland musste seinen Stuhl räumen. Der Weg war frei für einen politischen Neuanfang.
Initiative Neuanfang
Der Initiative Neuanfang für Duisburg war es im Herbst 2011 gelungen, 79.149 Unterschriften für einen Abwahl-Bürgerentscheid zusammen zu bekommen. Am 12. Februar, dann die Entscheidung. Einen Monat später, am 13. März, wurde von der SPD die Kandidatur von Sören Link für das Amt des Oberbürgermeisters bekannt gegeben. Die Suche nach einem Konsens-Kandidaten aller an der Abwahl beteiligten Gruppen war damit gescheitert. 13 Männer und Frauen bewarben sich so dann um das Amt des 1. Bürgers der Stadt. Bei der Wahl am 17. Juni erhielt Link 48,3 % der Stimmen, er verfehlte damit knapp die absolute Mehrheit. Bei der Stichwahl am 1. Juli wurde er dann mit 71,96% der Stimmen zum neuen OB von Duisburg gewählt.
NRW-Wahl in Mai
Ein vierter Urnengang für die Bürger fand mit der NRW-Wahl am 13. Mai statt. Rot-Grün gewann die Mehrheit, die CDU fuhr das schlechteste Ergebnis seit dem Krieg ein.
Sparen, sparen, sparen
Dass die Stadt hätte längst zum Insolvenzgericht gehen müssen, wenn sie ein Unternehmen wäre, ist lange bekannt: Jedes Jahr ein Millionen-Loch im Haushalt und ein Schuldenberg von zwei Milliarden Euro. In diesem Jahr gibt es jedoch erstmals Licht am Tunnelende: Das Land schießt 53 Mio Euro hinzu, dafür musste die Stadt wieder sparen, kürzen und Steuern erhöhen, nicht nur die Oper stand zur Debatte. Der Etatausgleich ist dafür nach Jahrzehnten erstmals in Sichtweite: Allerdings auch erst 2021. Und auch nur, wenn sich alles so entwickelt, wie es der über zehn Jahre angelegte „Haushaltssanierungsplan“ vorsieht. Also: Die nächste Tränenliste kommt bestimmt.
Immer wieder Bombenfunde
An Bombenfunde haben sich die Duisburger gewöhnt: Allein in diesem Jahr mussten sechs Kriegsrelikte entschärft werden. Für das größte Chaos sorgte dabei der letzte Bombenfund am 27. November: Wegen des Säurezünders musste die Bombe sofort gesprengt werden, was sich aber um vier Stunden bis in die Nacht verzögerte. 10.000 Anwohner wurden evakuiert, die A40 im Berufsverkehr gesperrt, der halbe Weihnachtsmarkt geräumt. Zeitgleich stand in der Innenstadt eine alte Turnhalle in Flammen, was den Verkehr völlig lahmlegte. Auch im April mussten Teile der City evakuiert werden, als direkt neben dem Hauptbahnhof eine Bombe gefunden wurde.
Der allgegenwärtige Mercator
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Zwei große Jubiläen - 500 Jahre Mercator und 100 Jahre Theater
Den 500. Geburtstag von Gerhard Mercator feierte Duisburg im ablaufenden Jahr. Der große Gelehrte wurde in Rupelmonde in Flandern am 5. März 1512 als Gerhard Krämer geboren, studierte in Leeuwen u.a. Philosophie und Mathematik. Er fertigte mathematische Instrumente und nahm Landvermessungen vor. 1551 lud ihn Wilhelm der Reiche ein, Professor für Kosmografie an der neu zu gründenden Universität Duisburg zu werden. Mercator nahm das Angebot an und übersiedelte 1552 nach Duisburg. Von 1559 bis 1562 war er am neugegründeten Duisburger Akademischen Gymnasium, dem heutigen Landfermann-Gymnasium, als Lehrer für Mathematik und Kosmografie tätig. Mercator starb 1594 als angesehener und reicher Mann in Duisburg.
Ebenfalls Geburtstag hat in diesem Jahr das Stadttheater, das 1912 eröffnet wurde. Die Bürgerschaft war es damals, die das Geld sammelte, um den Duisburgern einen Musentempel zu schenken, der auch 100 Jahre später noch Kultur verbreitet. Von 1117 Plätzen aus genießen die Zuschauer die Vorstellungen der DOR oder Theater-Gastspiele.
Pleiten, Pech und Pannen des Jahres 2012
Lange Ermittlungen wegen falscher Formel: Ein aus dem Rhein geborgener Torso gab der Duisburger Polizei wochenlang Rätsel auf. Erst die Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ brachte die Auflösung. Es handelte sich um einen Vermisstenfall handelt, der zunächst aus dem Raster der Ermittler gefallen war: Der Mann war deutlich kleiner, als die Rechtsmedizin anhand des Oberschenkelknochens errechnet hatte. Ursache war eine fehlerhafte Formel in der Neuauflage eines Lehrbuches.
Schlechtestes Parkhaus laut ADAC
Das (vermeintlich !) schlechteste Parkhaus: Dunkel, eng, schmutzig, Note: sehr mangelhaft - so lautete das Testurteil des ADAC. Und Duisburg hatte fortan das schmuddeligste Parkhaus in ganz Deutschland. Was im November bundesweit durch den Blätterwald rauschte, entpuppte sich nach der Überprüfung der NRZ vor Ort als Schnee von gestern: Das Parkhaus neben dem UCI-Kino war längst renoviert, die Tester hatten bereits Monate vor der Veröffentlichung probegeparkt.
Brandschutzmängel bei der Mercatorhalle
Brandschutzmängel - Mercatorhalle dicht: Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Die Stadt schließt urplötzlich den großen und den kleinen Saal der Mercatorhalle. Grund: Katastrophale Mängel beim Brandschutz in der erst 5 Jahre alten Halle. Pfusch, Korruption, Zeitdruck - wahrscheinlich war es ein bisschen von allem, was zu dieser Hiobsbotschaft führte. Peinlich: Erst sollte der kleine Saal wieder geöffnet werden. Stunden später sagte die Stadt die Eröffnung wieder ab: Zu gefährlich.
Bahnhofsplatte wird neu geplant
Der Betonbrutalismus der Bahnhofsplatte: Was hat die Innenstadtentwicklungsgesellschaft nicht alles geplant, um den Duisburger ein schickes neues Entree in die Innenstadt zu servieren. Doch die Bahnhofsplatte wurde und wurde von ihrem „Betonbrutalismus“ nicht befreit. Dann plötzlich: Ein Rechenfehler in der Kostenkalkulation. War ja nur eine Million Euro Differenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Der neue OB zog schließlich die Reißleine. Es wird komplett neu geplant.
Lehmbruck-Museum am Rande des Ruins: Es hütet die Kunstschätze der Stadt und wollte mit dem neuen Direktor weit mehr sein als ein altehrwürdiges Skulpturen-Museum: In diesem Jahr gab’s die Quittung, das Lehmbruck-Museum stand kurz vor der Pleite. Die Rettung gelang vorerst nur durch den Griff ins Stiftungskapital. Eigentlich ein Tabubruch, der Verkauf der Giacometti-Skulptur „Das Bein“ wäre ein weiterer. Konsequenz: Vorstand und Direktor erhielten die Kündigung.
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