Duisburg.
Heribert Tigges, der Geschäftsleiter vom Deutschen Blindenhilfswerk (DBHW), ist noch leicht verschnupft. Erst zwei Tage vor Weihnachten kam er aus dem 37 Grad warmen Kenia zurück nach Duisburg. Normalerweise arbeitet er in seinem Büro in Hamborn. Zweimal im Jahr fliegt er zu den Projekten des DBWH nach Kenia, Mali, Tansania oder Togo.
13 Projekte im Land
Die Reise vor Weihnachten trat er an, weil im Ort Katilu eine weiterführende Schule für blinde Kinder gebaut wird. Seit 50 Jahren existiert das Blindenhilfswerk in Deutschland. Mit der Entwicklungshilfe in Afrika wurde 1996 begonnen.
Die Hilfsorganisation arbeitet in Afrika in zwei Bereichen. Zum einen unterstützt das DBWH die Vorsorge, indem es vor Ort Augenkliniken eingerichtet hat und Augenärzte ausbildet. „Schließlich sind 90 Prozent der Augenkrankheiten heilbar“, so Heribert Tigges. Zum anderen werden Schulen speziell für blinde Kinder und Jugendliche aufgebaut. 13 Projekte gibt es inzwischen in ganz Kenia. Vor sechs Jahren wurde in Turkana die erste Grundschule für blinde Kinder errichtet. In die erste Klasse gingen auch 15-Jährige, die von ihren Eltern aus Angst vor Diskriminierung bislang versteckt wurden.
Schule vom Entwicklungshilfe-Ministerium finanziert
Den Antrag auf Finanzierung für die weiterführende Schule reichte Heribert Tigges im März beim Entwicklungshilfe-Ministerium in Berlin ein. Erst im November kam die Zusage. Der Bau der Schule wird vom Ministerium zu 75 Prozent finanziert. Für die restliche Summe hat das Blindenhilfswerk Spenden gesammelt. Rund 255.000 Euro kostet der Neubau, inklusive Schlafräumen und blindengerechtem Mobiliar. Das speziell auf den Tastsinn ausgerichtete Lehrmaterial wird in Kenia hergestellt. Nur die Thermoformmaschine, ein Drucker, der Höhenlinien erstellen kann, musste aus Südafrika bezogen werden.
Die weiterführende Schule nach britischem System (Secondary School) wird nach Fertigstellung voraussichtlich im November 2013 etwa 80 Schüler im Alter von 13 bis 22 Jahren aufnehmen. Schon vor Beginn der Bauarbeiten waren 20 Schüler angemeldet. „Die Schule zeigt, das sich Bildung für Behinderte lohnt“, sagt Tigges. „Ein Mädchen ist Sekretärin bei der Stadtverwaltung geworden. Über 90 Prozent der Absolventen finden Berufe.“
In der Schule finden auch Trainings für Angehörige statt. Dort wird der Umgang mit der Blindheit thematisiert und erklärt, dass der Sohn nicht in den Bus getragen werden muss. „Die Chancen in Afrika sind groß“, sagt Tigges, „die Not ist es auch.“
Ein ehrenamtliches Hilfswerk
Heribert Tigges arbeitet seit 1996 in Duisburg für das Deutsche Blindenhilfswerk als Projektleiter. Als weitere hauptamtliche Kräfte gibt es eine Sekretärin und mehrere studentische Hilfskräfte beim DBHW. Die Mitglieder vom Vorstand und Verwaltungsrat engagieren sich rein ehrenamtlich.
Die Ursachen für Augenkrankheiten in Afrika sind mangelnde Hygiene oder Verletzungen, die nicht unmittelbar behandelt werden können, so Tigges. Eine augenärztliche Behandlung beschränkt sich in Kenia oft auf das Anleuchten der Augen des Patienten mit einer Taschenlampe.
Im Norden Kenias ist ein Augenarzt für rund 2,3 Millionen Menschen zuständig. In Duisburg hingegen für nur 12.000 Menschen.
Das Blindenhilfswerk ist Träger des DZI-Spendensiegels, das strengen Vergabekriterien unterliegt. Doch nicht nur Geldspenden sind willkommen, sondern auch Sachspenden aus Augenarztpraxen werden gerne angenommen und von Heribert Tigges persönlich abgeholt.
Geldspenden können auf das Konto mit der Nummer 7213300, BLZ 37020500 überwiesen werden.