Duisburg. Das Deutsche Blindenhilfswerk und die WAZ luden gemeinsam drei Augenärzte ans Lesertelefon. Sie hatten gut zu tun, alle Fragen zu beantworten.
Im Rahmen der Woche des Sehens hatte das Deutsche Blindenhilfswerk drei Augenärzte ans WAZ-Telefon geholt. Anderthalb Stunden hatten Dr. Stefan Irle (Augenklinik Walsum), Dr. Detlef Engineer (Augenklinik Tausendfensterhaus) und Dr. Hans Joachim Blumbach vom Deutschen Blindenhilfswerk reichlich zu tun mit den Leseranfragen. Vor allem sollten sie das handwerkliche Können der Kollegen beurteilen. „Welche Behandlung macht wirklich Sinn?“, beschreibt Engineer. Früher sei man zum Arzt gegangen und hielt dessen Meinung für richtig. Heute werde erst einmal alles angezweifelt, stellt er fest. „Dabei ist vieles so komplex, da gibt es nicht nur die eine Antwort“, betont Irle mit Blick auf im Internet gefundene Patienten-Informationen.
Macht eine Augen-Innendruck-Messung Sinn oder wird man damit über den Tisch gezogen?
„Früher wäre es ein Kunstfehler gewesen, den Augeninnendruck bei Patienten über 40 Jahren nicht zu messen“, erzählt der pensionierte Blumbach. Und Irle ergänzt, dass alle medizinischen Profis die Untersuchung empfehlen, nur leider Gremien wie der Gesundheitsausschuss nicht.
Wann sollte ich zum Augenarzt gehen?
„Bei jeder Art der Sehverschlechterung“, sagt Engineer. Glaukom-Vorsorgen (Grüner Star) empfehlen die Ärzte ab 40 Jahren, ab 60 Jahren folgt dann die Netzhaut-Vorsorge. Allerdings sind das alles keine Kassenleistungen. „Die Kasse zahlt nur bei echten Erkrankungen“, bedauern die Kollegen. Was selbst eine Augenärztin in Peru fassungslos macht, erzählt Irle. Sie behandele glaukomblinde Indios, deren Erblindung man mit der Vorsorge hätte verhindern können. „Deutschland ist so ein reiches Land und diskutiert über 16 Euro“, habe die Augenärztin bedauert.
Warum gibt es im Duisburger Norden so wenig Augenärzte?
Weil man nur 16 Euro pro Quartal für einen Patienten bekommt, erklärt Engineer. Um die Praxisunkosten einzuspielen, sei ein gewisser Umsatz über Igel-Leistungen – also individuelle Gesundheitsleistungen – und Privatpatienten nötig. Und das sei leider politisch so gewollt. Sein Kollege Irle vergleicht es mit einer Flatrate: „Stellen Sie sich vor, Sie zahlen beim Friseur für drei Monate einmalig 16 Euro und können dann zum Haare schneiden kommen, so oft sie wollen.“ Insgesamt sei Duisburg aber gut versorgt, auch im Norden, wo allein drei Augenkliniken sind (Ruhrort, Walsum und Fahrn).
Warum muss man so lange auf einen Termin warten?
Notfälle werden immer sofort behandelt, betonen die drei Ärzte. Dr. Stefan Irle kennt das Terminproblem aber aus eigener Erfahrung. „Ich bin selbst gesetzlich krankenversichert“, erzählt er und seine Frau bekomme für die vier Kinder auch nicht schneller einen Termin. Aber in einem besonderen Restaurant warte man ja auch länger auf einen Tisch, „vielleicht ist das ja ein Zeichen von Qualität“.
Lasermethoden interessierten die Leser dieses Mal gar nicht. „Sie sind eh rückläufig“, sagt Engineer. Der Trend gehe hin zu linsenchirurgischen Verfahren.