Duisburg.
Aus dem CD-Player erklingt „Ihr Kinderlein kommet“. Erwartungsfroh stellen sich 18 Kinder in Dreier-Reihen auf. Die meisten von ihnen stammen aus Bulgarien. Bald ist Weihnachten, es wird gefeiert. Die Mitarbeiter der Beratungsstelle „Zukunft Orientierte Förderung“ haben die Feier organisiert. Sie lässt junge und erwachsene Einwanderer vergessen, dass der Alltag oft schwierig ist.
Die Jungen und Mädchen tragen Nikolausmützen und Rentiergeweihe. Manche sind aufgeregt und können nicht stillstehen, andere lachen verschämt. Vor ihnen sitzen ihre Eltern, mit der Kamera und dem Fotohandy in der Hand. Für sechs Kinder ist es das erste Weihnachtsfest in Deutschland.
Voller Leidenschaft
Ehliman Hyusein (11) eröffnet die Weihnachtsfeier mit einer kleinen Rede. „Weihnachten zeigt, dass Güte noch existiert, Weihnachten spendet einen Funken Hoffnung“, trägt er vor. Die Sechs- bis 14-Jährigen halten Sterne hoch, die für Sanftmut, Offenherzigkeit und Liebe stehen. Weiter geht es mit dem Lied „Weihnachtsbäckerei“, das die Kinder anstimmen.
Und voller Leidenschaft wird das Mehl hochgehalten, mit einem Schneebesen gescheppert und lautstark gesungen: „In der Weihnachtsbäckerei, da gibt’s manche Kleckerei...“ Was folgt, ist ein bulgarisches Weihnachtslied, das die Kinder mit ebenso viel Ernsthaftigkeit, Spaß und Einsatz singen.
Es handelt von Winter und dem ersten Schnee. Ihre Hände gestikulieren so, als würde es tatsächlich schneien. Das Publikum applaudiert. Die Kinder strahlen. Ehliman präsentiert dann noch einige Karatebewegungen. Vor drei Monaten hat er mit dem Kampfsport begonnen.
Die Spannung steigt
Nun steigt die Spannung, ein kleiner Junge flitzt schon ins Hinterzimmer, um den Weihnachtsmann zu suchen. Und dann kommt er. Einzeln treten die Kinder vor und dürfen sich mit geschlossenen Augen etwas wünschen. Jedes Kind bekommt ein Geschenk überreicht, das ehrfürchtig betrachtet und abgetastet wird. Kein einziges Geschenk wird direkt aufgerissen. Zum Abschluss wird ein bulgarischer Volkstanz aufgeführt, für den sich auch alle Eltern von ihren Stühlen erheben und sich an den Händen halten.
Jveline Rohn hat die Weihnachtsfeier organisiert. „Die Kinder waren zu den Proben immer eine halbe Stunde früher da. So viele wollten mitmachen. Für die Familien ist so ein Fest wie ein kleiner Ausflug in die Heimat“, sagt sie. Viele Läden der Umgebung haben etwas für die Kuchentafel gespendet.
Von einem Unternehmen gab es sogar einen kleinen geschmückten Tannenbaum. Ehliman hat eine Mütze geschenkt bekommen. Gewünscht hatte er sich den schwarzen Gürtel im Karate. Doch den wird er sich selbst erkämpfen müssen.