Großenbaum.
Etwas gesitteter als beim Fußball geht es schon zu, aber „Public-Viewing“ hat inzwischen auch in einigen Kirchen im Duisburger Süden Einzug gehalten. Am Weihnachtsabend kommen in der evangelischen Versöhnungskirche Großenbaum Kamera und Video-Beamer zum Einsatz, die den Gottesdienst in das Gemeindehaus übertragen. Gäbe es diese Technik nicht, müssten wohl einige Besucher der 16-Uhr Messe draußen in der Kälte bleiben.
Kinderchöre und Krippenspiele ziehen jedes Weihnachten so viele Besucher an, dass die Kirche, die für 700 Besucher ausgelegt ist, aus allen Nähten platzt. 100 bis 150 Gäste weichen deswegen seit einigen Jahren auf das Gemeindehaus aus. Pfarrerin Anke Bender erklärt, dass sie in Großenbaum gute Erfahrungen mit der Übertragung gemacht haben. „Einige nutzen den Saal sogar sehr gerne, weil die Stimmung dort intimer ist.“
Auch andere Gemeinden im Duisburger Süden sind vom weihnachtlichen „Public-Viewing“ nicht abgetan. Rolf Schragmann, Pastor der katholischen Kirchengemeinde in Mündelheim, findet die Idee gut, auch weil er selbst ein bisschen technik-verliebt ist. Gerade in der katholischen Kirche sei es zwar wichtig, real anwesend zu sein. (Zur katholischen Messe gehören mit Weihrauch und Weihwasser mehr „Spezialeffekte“ als in der evangelischen Kirche.) Aber trotzdem könne er sich eine solche Übertragung grundsätzlich vorstellen. In Krankenhäusern würden schließlich auch Messen aus den Kapellen in die Zimmer der Patienten übertragen und das – so der Pastor – sei doch eine tolle Idee.
Schlechte Erfahrungen in Buchholz
Die Großenbaumer Versöhnungskirche ist mit dem Einsatz moderner Technik nicht alleine – auch die evangelische Trinitatis-Gemeinde in Wedau greift zur Kamera und überträgt ihren Weihnachtsgottesdienst. Am Buchholzer Standort hat man damit vor einigen Jahren ebenfalls Erfahrungen gemacht – allerdings keine guten. Pfarrer Dietrich Köhler-Miggel ist froh, dass sich die Besucher inzwischen wieder so gut verteilen, dass eine Videoübertragung nicht mehr notwendig ist. Für die Besucher sei der Blick auf die Leinwand immer zweite Wahl gewesen, auch wegen der schlechten Ton- und Bildqualität. Da seien dann einige lieber ganz zu Hause geblieben.
Der Wanheimer Pfarrer Friedrich Brand findet die Übertragung nicht schlecht – immerhin besser als wenn Leute draußen stehen bleiben müssen. Für ihn kommt eine solche Ausweichmöglichkeit allerdings nicht in Frage. Das liegt nicht etwa an der fehlenden Stimmung oder schlechter Tonqualität, die Wanheimer Kirche hat schlichtweg kein Gemeindehaus mehr, in das man senden könnte.