Duisburg. . Über das Internet ist heutzutage fast jeder erdenkliche Artikel erhältlich, was dem Online-Handel, besonders zu Weihnachten, ein enormes Wachstum beschert. Die ,kleinen’ Einzelhändler vor Ort kämpfen mit dieser Entwicklung. Wie Duisburger Einzelhändler versuchen, im Internet-Handel Fuß zu fassen.
Ein Klick auf den „Kaufen“-Button und das Paket ist auf dem Weg. Darin verpackt befindet sich eine Hose, ein Fernseher, ein Buch - was auch immer. Über das Internet ist heutzutage fast jeder erdenkliche Artikel erhältlich, was dem Online-Handel, besonders zu Weihnachten, ein enormes Wachstum beschert.
Die ,kleinen’ Einzelhändler vor Ort kämpfen mit dieser Entwicklung. Einige aber gehen mit. „25 Prozent der Duisburger Einzelhändler sagen, dass sie online vertreten sind“, sagt Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelverbands Niederrhein. Wie viele davon auch einen Shop anbieten, sei nicht erfasst. Die NRZ hat einige Händler ausfindig gemacht und gefragt: Wie läuft das Internet-Geschäft?
„Überlebenswichtig für meinen Laden“
Die Antwort von Marlies Pips, Inhaberin des „Kinderladen Daniel“, ist eindeutig: „Ohne den Online-Shop könnte ich zumachen.“ Seit rund fünf Jahren verkauft Pips ihr Sortiment auch über das Internet. „Das ist zeitgemäß. Die jungen Leute bestellen dort nun mal sehr viel“, so Pips, die inzwischen rund 30 Prozent des Umsatzes übers Netz macht. Das bedeute aber eine Menge zusätzliche Arbeit: „Viele kaufen etwas, geben es wieder zurück, man muss die Zahlungseingänge überprüfen, den Shop aktualisieren, die Artikel verpacken“, zählt Pips auf. Auf diesem Weg erreiche sie aber auch Kunden außerhalb Duisburgs.
„Mode wichtig“ mit weltweitem Online-Verkauf
Bereits vor 15 Jahren stieg „Mode Wichtig“, ein Duisburger Gothic-Szene-Laden, in das Geschäft mit dem Online-Handel ein. „Das lief sehr schnell so gut, dass wir uns zeitweise nur noch mit Online beschäftigt haben“, sagt Geschäftsführer Gordon Wienkötter.
Rund sieben Jahre lang hat das Geschäft überhaupt keine Öffnungszeiten mehr in Duisburg gehabt und das Geschäft nur noch über den Online-Shop betrieben.
Seit November dieses Jahres hat der Duisburger Laden wieder geöffnet, nur jeweils samstags. „Der eine Tag soll aber zelebriert werden“, so Wienkötter.
Ein Ziel, das Elisabeth Evertz mit ihrem Shop nicht verfolgt. Die Inhaberin der Buchhandlung Scheuermann versteht ihr Online-Angebot vor allem als „Service für den Kunden“. „Wir generieren über unseren Shop keine Neukunden, sondern sehen das Angebot als einen Beitrag zum kulturellen Leben in der Stadt“, so Evertz. Es gehe darum, den Menschen klar zu machen, dass sie örtliche Händler für eine attraktive Innenstadt unterstützen müssten. Kein Zusatzgeschäft, sondern ein Beitrag zum Erhalt, sagt Evertz. Das tut sie mit dem Angebot seit über 10 Jahren.
"Das könnte besser laufen"
Dagegen ist der Online-Shop der Buchhandlung „Lesenswert“ relativ frisch. Inhaberin Wiltrud Tomann bietet ihn seit April dieses Jahres an - mit mäßigem Erfolg. „Das könnte wesentlich besser laufen“, resümiert Tomann das erste halbe Jahr des Shops. Derzeit verkaufe sie vielleicht ein bis zwei Bücher im Monat übers Internet. Im Gespräch mit der NRZ zeigt sie sich vom zunehmenden Internet-Handel aber weniger besorgt als von ihrer Befürchtung, dass Kunden ihre Bücher zukünftig statt auf Papier nur noch auf Elektro-Geräten lesen könnten („E-Books“).
Von 4000 auf nur 120 Pakete jährlich
Ein Beispiel für Erfolg und Nichterfolg im Online-Handel ist „Outdoor Dressler“. Der Laden startete schon um die Jahrtausend-Wende herum einen Online-Shop. „Das war am Anfang wirklich eine tolle Weiterentwicklung“, sagt Geschäftsführer Thomas Krachhel. „Wir verschickten bis zu 4000 Pakete im Jahr und hatten einen gigantischen Umsatz.“ Und heute? Versendet der Laden nur noch 120 Päckchen jährlich, Krachhel spricht von einem „Einsatz, der sich nicht gelohnt hat“.
Drei Vollzeit-Kräfte kümmerten sich um den Shop, vor allem aber die Kosten für Suchmaschinen-Werbung hätten dazu geführt, dass vom großen Umsatz nicht viel übrig blieb. Zudem herrsche im Netz ein „ruinöser Preiskampf“. Kunden wollten Produkte für günstigere Preise, wie sie im Internet aufgrund hoher Stückzahlen angeboten wurden. Da habe der Laden nicht mitgehen können. Deshalb will sich Outdoor Dressler jetzt wieder auf die „Kunden vor Ort besinnen“ und „mit dem Einkaufserlebnis überzeugen“. Ob der Laden damit erfolgreich sein wird? Krachhel ist wenig optimistisch. „Ich glaube, dass man in 10 bis 13 Jahren keinen Fachhändler mehr findet.“
Letztlich liege es in der Hand der Kunden. Sie entscheiden, ob sie an der virtuellen Kasse oder dem realen Tresen bezahlen, mit allen Vor- und Nachteilen. Fakt ist: Das Online-Geschäft boomt. Für die Duisburger Einzelhändler kann man das allerdings nicht uneingeschränkt behaupten.