Duisburg.
Der Cap-Markt an der Mozartstraße muss schließen, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Nur noch bis Ende Januar hat Duisburgs einziger Supermarkt, in dem überwiegend Menschen mit Behinderungen arbeiten, geöffnet – danach ist Schluss. Die WAZ sprach mit dem Ehrenvorsitzenden des Bürgervereins Neudorf, Harald Jeschke, auch über die Auswirkungen für die Menschen vor Ort.
Wie haben Sie die Nachricht vom baldigen Aus für den Cap-Markt aufgenommen?
Harald Jeschke: Ich war geschockt. Gerüchte gab es allerdings schon länger. Deshalb wollten wir als Bürgerverein auch noch eine Pro-Aktion mit Flyern starten. Aber dann kam eben die Nachricht, dass die Reißleine gezogen wird. Auch so ein Betrieb unterliegt eben Sachzwängen, nicht in die Insolvenz zu rutschen. Aber es ist einfach traurig.
Woran liegt es aus ihrer Sicht, dass der Cap-Markt, der ja bei der Eröffnung vor sechs Jahren positiv aufgenommen worden ist, nun schließen muss?
Jeschke: Ich glaube, dass viele Menschen im Neudorfer Süden gar nicht verinnerlicht haben, welche Perle sie vor der Haustür haben. Ich habe bei den Stammtischen des Bürgervereins immer wieder darauf hingewiesen, dass wir mit den Füßen abstimmen müssen.
Sind Sie denn selbst regelmäßiger Kunde im Cap-Markt?
Jeschke: Ich bin relativ regelmäßig dort. Allerdings mache ich im Cap-Markt als begeisterter Besucher des Bauernmarkts in der Innenstadt keine großen Einkäufe.
Da sind Sie offenbar nicht der Einzige...
Jeschke: Das Problem ist tatsächlich, dass gerade die älteren Menschen zwar gerne und oft im Cap-Markt einkaufen, aber meistens keine großen Einkäufe machen. Und viele Familien, die in diesem Bereich wohnen, sind eben mobil und kaufen zum Beispiel auf dem Rückweg von der Arbeit woanders ein.
Möglichkeiten gibt es in der weiteren Umgebung genug...
Jeschke: Das stimmt, aber von der Karl-Lehr-Straße bis zur Geibelstraße findet ein ruinöser Wettbewerb statt. Das ist sicher ein weiterer Grund für die Schließung des Cap-Markts. Wenn Kaiser’s an der Koloniestraße im nächsten August noch eröffnet, haben wir in diesem Bereich neun Nahversorger. Das ist zu viel. Auf der anderen Seite ist der nächste Supermarkt für die Menschen im Neudorfer Süden nach der Schließung des Cap-Markts 1,2 bis 1,4 Kilometer entfernt. Da kann man nicht von einer guten fußläufigen Nahversorgung reden.
Wie könnte eine gute Nahversorgung für die Menschen im Neudorfer Süden aussehen?
Jeschke: Wir müssen den Wochenmarkt wiederbeleben und ausloten, welche Supermärkte sich in der Lage sehen, einen Lieferservice anzubieten. Aber es sind jetzt auch Nachbarschaft und Verwandte gefragt, sich gerade um die älteren Menschen zu kümmern.