Duisburg.

Josef Krings ist blendend aufgelegt. Dementsprechend begeistert sind die fünf WAZ-Leser, die den Alt-Oberbürgermeister zum exklusiven Plausch in der Gaststätte „Jedermann“ in Duissern treffen dürfen: Ute Mischo aus Rumeln, Marcel Stausberg aus Neumühl, der sich als Baby mal mit seinem Zwillingsbruder auf Krings’ Arm wiedergefunden hat, Michael Sarasi aus Neudorf, Dagmar Schanze aus Großenbaum und Thomas Bouvier aus Buchholz. Sie sprechen mit dem 86-jährigen Sozialdemokraten unter anderem über...

... den Arbeitskampf um das Hüttenwerk vor 25 Jahren in Rheinhausen.

Krings: Kirche und Arbeiterschaft sind damals zusammengerückt. Und ich wusste: Wenn ich dort nicht Flagge zeige, muss ich danach dort gar nicht mehr blicken lassen. Es ist eben wichtig, nicht die großen Reden zu halten, sondern für die Menschen vor Ort da zu sein. Das möchte meinen heutigen Kollegen ins Stammbuch schreiben.

...die Loveparade-Katastrophe und die Auswirkungen.

Adolf Sauerland hat es damals leider nicht verstanden, die Verantwortung zu übernehmen. Er hätte sich wie ich damals in Rheinhausen an die Seite der Menschen stellen müssen. Ich bin nach der Loveparade zum Nachdenken gekommen. Wenn wir von der Großmannssucht wegkommen, wäre das eine gute Lehre aus der Katastrophe. Man muss als OB auch mal Nein sagen können.

...die Aussichten für den Industriestandort Duisburg.

Die Stadt muss mit der Universität eng zusammenarbeiten, denn die Studenten brauchen bessere Voraussetzungen, um sich hier anzusiedeln. Darum muss sich die Politik kümmern. Wenn wir auf universitätsnahe Dienstleistungen und auch auf den Logistikbereich setzen, haben wir große Zukunftschancen.

...die Frage, ob er heute gerne Oberbürgermeister in Duisburg wäre.

Ja – wenn ich jünger wäre. Ein OB hat große Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn man da einmal reingeschnuppert hat, kommt man davon nicht so schnell ab.

...die aktuelle politische Landschaft in Duisburg.

Mir gefällt, dass Sören Link Oberbürgermeister ist. Er hat bisher keine Fehler gemacht. Aber ich habe den Eindruck, dass die Parteien, die politische Szene zu weit weg vom Bürger ist. Da fehlt mir oft die Sensibilität.

...die Chancen für Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat der SPD.

Er ist ein glänzender Redner, ein Widerpart zu Angela Merkel. Ob Steinbrück allerdings die große soziale Kompetenz hat, weiß ich nicht. Aber dieses Feld wird er sich erobern. Zusammen mit den Grünen hat er große Chancen, Kanzler zu werden.

...seine Begeisterung für Kunst und Kultur.

Ich habe mich schon immer dafür interessiert, bin ja auch Vorsitzender der Ballettfreunde. Nach Noten singen kann ich allerdings immer noch nicht. Und ich hätte so gerne Orgel gespielt. Das hat leider auch nicht geklappt. Dafür habe ich meine Frau durch die Rheinoper kennen gelernt.

...das Geheimnis seiner körperlichen und geistigen Fitness.

Das liegt an guten Genen. Ich lass mich halbjährlich im Fahrner Krankenhaus durchchecken. Der Arzt sucht und sucht – findet aber nichts. Ich bin begeisterter Jogger und noch beratendes Mitglied im Parteivorstand der SPD. Außerdem lese ich viel. Das alles hält fit.

...die Frage, was die Duisburger irgendwann mal in Erinnerung über ihren Alt-OB sagen sollen.

Er war eine ehrliche Haut.