Duisburg. . Am diesem Wochenende gedenkt Duisburg der Opfer der Loveparade. Im Interview plädiert Duisburgs Alt-Oberbürgermeister Josef Krings für eine neue Duisburger Politik - ohne Adolf Sauerland.

Josef Krings gilt als moralische Instanz in Duisburg. 22 Jahre lang, von 1975 bis 1997, war er Oberbürgermeister und wurde durch seinen Einsatz für die Krupp-Arbeiter in Rheinhausen auch überregional bekannt. Eine Woche nach der Loveparade-Katastrophe hatte der 85 Jahre alte Ehrenbürger als einer der Ersten die richtigen Worte gefunden. Er hielt die Reden beim Trauermarsch und bei der Aufstellung des Loveparade-Mahnmals. Im NRZ-Interview spricht Josef Krings über den Jahrestag der Katastrophe und einen Neuanfang für Duisburg.

Herr Krings, was werden Sie am morgigen Jahrestag der Loveparade tun?

Josef Krings: Ich werde die zentrale Gedenkfeier im Stadion besuchen, auch wenn ich die Salvatorkirche als Ort für die Gedenkfeier für geeigneter halte. Aber wir müssen den Wunsch der Betroffenen respektieren, und es steht mir nicht zu, dies zu kritisieren.

Wie haben Sie den Tag der Katastrophe erlebt?

Josef Krings: Ich war nicht in Duisburg, sondern in Essen beim 50-jährigen Priesterjubiläum des früheren Duisburger Stadtdechanten Heinz-Josef Tillmann. Die ersten schrecklichen Meldungen habe ich auf dem Weg im Radio gehört. Beim Festgottesdienst hatte sich die Nachricht bei vielen noch gar nicht herumgesprochen.

Was sagen Sie dazu, dass OB Adolf Sauerland erst jetzt nach einem Jahr die moralische Verantwortung übernimmt?

Josef Krings: Man sollte sich fragen, was der Begriff überhaupt bedeutet. Verantwortung übernimmt man nicht, sie gehört zum politischen Amt einfach dazu.

Wird er dieser Verantwortung denn jetzt gerecht?

Josef Krings: Mein Eindruck ist, er ist traumatisiert und hat seine Kraft verloren. Dass er aus Mitleid toleriert wird, das kann nicht gut sein für jemanden, der sich auf der politischen Bühne bewegt. Wenn er schon überlegt, ob er einen Termin wahrnehmen kann oder ein Veranstalter damit hadert, ihn einzuladen, dann ist er nicht mehr haltbar.

Warum will Adolf Sauerland seinen Stuhl nicht räumen?

Josef Krings: Das Amt des Oberbürgermeisters birgt eine gewisse Verlockung. Man wird oft hofiert, erfährt Anerkennung, Akzeptanz und Zuwendung. Ich denke, Adolf Sauerland ist dafür empfänglich.

Diese Anerkennung hat sich aber doch in Ablehnung gewandelt. Innerhalb eines Monats haben bereits mehr als 30 000 Bürger für seine Abwahl unterschrieben.

Josef Krings: Er hält ja bei bestimmten Empfängen und Gelegenheiten immer noch Reden, bei denen es auch Beifall gibt. Jetzt zum Jahrestag wird aber eben vieles wieder wachgerufen und in den Fokus gerückt, was das ganze Jahr über vielleicht nur latent vorhanden war.

Da kein Rücktritt in Sicht ist, bleibt das Abwahlverfahren. Werden die nötigen 55 000 Unterschriften dafür bis Oktober zusammenkommen?

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Josef Krings: Davon gehe ich aus. Aber wenn es dann zu dem eigentlichen Abwahlentscheid kommt, wird es bei der generell schwachen Wahlbeteiligung in Duisburg schwierig, die notwendigen 92 000 Stimmen zu erreichen.

Sollte die Abwahl scheitern, kann sich die Stadt an einen derart umstrittenen OB gewöhnen?

Josef Krings: Nein. Das glaube ich nicht und das sollte sie auch nicht. So kann es keinen Neuanfang geben, das gelingt nur mit einer neuen Person auf dieser Position. Aber ich plädiere auch für eine generelle Entschleunigung der Politik und für eine Abkehr von der Besessenheit auf Größe.

Können Sie das näher erläutern?

Josef Krings: Es gibt auch in Duisburg genug Beispiele für dieses Höher, weiter, größer. Dazu gehört auch die Loveparade, die als größtes Musikereignis der Welt betitelt wurde. Oder nehmen Sie die Erweiterung des Museums Küppersmühle am Innenhafen das ein Leuchtturm-Projekt für die Stadt werden soll. Dieser Schuhkarton oben auf dem Dach werde ein echter Hingucker, höre ich immer…

…der momentan aber droht, wegen der explodierenden Kosten am Boden zu bleiben…

Josef Krings: Ich denke, in einem Museum sollten eher die Exponate wirken und nicht die Architektur. Und nebenbei lässt man für dieses Projekt auch womöglich noch die städtische Wohnungsgesellschaft über die Wupper gehen.

Wie soll Politik stattdessen aussehen?

Josef Krings: Der zunehmende Protest gegen Großprojekte und die Ereignisse in Stuttgart sollten einen doch stutzig machen. In Norddeutschland würde man sagen, Politik muss sich um den Kiez bewegen. Dort muss man die Bürger aktivieren. Das Loveparade-Mahnmal ist ein gutes Beispiel für ein neues Denken. Es wurde von Bürgern initiiert, sie haben den Entwurf ausgewählt. Dann haben andere Bürger geholfen, Unternehmen haben das Material, die Herstellung und den Transport gesponsert. So kann die Stadt wieder Selbstbewusstsein aufbauen.

Wie Duisburger ihre Stadt im Jahr nach der Loveparade erlebt haben

André Lapehn, PR-Berater, Inhaber der Kommunikationsagentur „wirjetzthier“: „Der Tag der Loveparade, der 24. Juli 2010, war mein erster Hochzeitstag. Damals war ich mit meiner Frau in Amsterdam, über Twitter haben wir erfahren, was in Duisburg passiert. Es liegt immer noch ein Schatten über Duisburg. Bei der Arbeit sprechen mich viele auswärtige Kunden auf Duisburg und den Oberbürgermeister hier an. Vor dem 24. Juli 2010 gab es so eine Art Aufbruchstimmung hier in der Stadt, auch durch das Still-Leben auf der A 40 und die Duisburger Akzente. Davon ist nichts mehr da. Wie Stadt und Verantwortliche seither kommuniziert haben, ist einfach nur beschämend. Von der Targobank hatte ich kürzlich Werbung im Briefkasten, da stand groß drauf: ‚I love Duisburg’. So etwas empfinde ich momentan als eher taktlos. An unserem zweiten Hochzeitstag fahren wir nach Holland ans Meer.“
André Lapehn, PR-Berater, Inhaber der Kommunikationsagentur „wirjetzthier“: „Der Tag der Loveparade, der 24. Juli 2010, war mein erster Hochzeitstag. Damals war ich mit meiner Frau in Amsterdam, über Twitter haben wir erfahren, was in Duisburg passiert. Es liegt immer noch ein Schatten über Duisburg. Bei der Arbeit sprechen mich viele auswärtige Kunden auf Duisburg und den Oberbürgermeister hier an. Vor dem 24. Juli 2010 gab es so eine Art Aufbruchstimmung hier in der Stadt, auch durch das Still-Leben auf der A 40 und die Duisburger Akzente. Davon ist nichts mehr da. Wie Stadt und Verantwortliche seither kommuniziert haben, ist einfach nur beschämend. Von der Targobank hatte ich kürzlich Werbung im Briefkasten, da stand groß drauf: ‚I love Duisburg’. So etwas empfinde ich momentan als eher taktlos. An unserem zweiten Hochzeitstag fahren wir nach Holland ans Meer.“ © privat
Achim Schürmann, ehemaliger Handball-Profi und Trainer des OSC Rheinhausen: „Es ist mein Eindruck, dass Duisburg in der öffentlichen Wahrnehmung sehr gelitten hat. Mit dem OSC Rheinhausen komme ich viel herum in Deutschland. In anderen Städten wird man da immer noch auf Duisburg und die Situation hier angesprochen. Wir müssen trauern und dürfen nie vergessen, aber wir Duisburger sollten immer auch daran erinnern, was die Stadt Positives zu bieten hat. Spitzensport zum Beispiel. Nach zehn Jahren in Lemgo bin ich mit meiner Frau 2003 wieder hierhin zurückgezogen, eben weil Duisburg eine tolle Stadt ist.“Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool
Achim Schürmann, ehemaliger Handball-Profi und Trainer des OSC Rheinhausen: „Es ist mein Eindruck, dass Duisburg in der öffentlichen Wahrnehmung sehr gelitten hat. Mit dem OSC Rheinhausen komme ich viel herum in Deutschland. In anderen Städten wird man da immer noch auf Duisburg und die Situation hier angesprochen. Wir müssen trauern und dürfen nie vergessen, aber wir Duisburger sollten immer auch daran erinnern, was die Stadt Positives zu bieten hat. Spitzensport zum Beispiel. Nach zehn Jahren in Lemgo bin ich mit meiner Frau 2003 wieder hierhin zurückgezogen, eben weil Duisburg eine tolle Stadt ist.“Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Armin Schneider, Superintendent evangelischer Kirchenkreis Duisburg: „Ich arbeite ja auch als Seelsorger im Krankenhaus. Da erlebe ich, wie wichtig es ist, solche Katastrophen ins Leben zu integrieren. So muss Duisburg lernen, mit diesen 21 Toten zu leben. Das heißt nicht, auf ewig in Sack und Asche zu gehen. Von den politisch Verantwortlichen sind in Richtung der Verletzten und Hinterbliebenen Gesten und authentische Worte der Anteilnahme nicht so gekommen, wie es notwendig gewesen wäre. Aber Duisburg ist nicht sprachlos und gelähmt. Das zeigen zum Beispiel die vielen Bürgergruppen und Initiativen, die sich dafür einsetzen, dass Duisburg mit diesen 21 Toten leben kann. Ihrem Einsatz muss man Respekt entgegenbringen.“Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Armin Schneider, Superintendent evangelischer Kirchenkreis Duisburg: „Ich arbeite ja auch als Seelsorger im Krankenhaus. Da erlebe ich, wie wichtig es ist, solche Katastrophen ins Leben zu integrieren. So muss Duisburg lernen, mit diesen 21 Toten zu leben. Das heißt nicht, auf ewig in Sack und Asche zu gehen. Von den politisch Verantwortlichen sind in Richtung der Verletzten und Hinterbliebenen Gesten und authentische Worte der Anteilnahme nicht so gekommen, wie es notwendig gewesen wäre. Aber Duisburg ist nicht sprachlos und gelähmt. Das zeigen zum Beispiel die vielen Bürgergruppen und Initiativen, die sich dafür einsetzen, dass Duisburg mit diesen 21 Toten leben kann. Ihrem Einsatz muss man Respekt entgegenbringen.“Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Gabriela Grillo, Unternehmerin und Sprecherin im „Bürgerkreis Gedenken“: „Die Duisburger haben das Bedürfnis, ihre Emotionen und ihr Mitgefühl offen zu zeigen. Sie haben nach dieser schrecklichen Katastrophe gelernt, zusammenzurücken und sich aktiv zu engagieren statt zu fordern, dass etwas getan werden muss. Das sind zumindest meine Beobachtungen aus dem Bürgerkreis Gedenken und der Bürgerstiftung.“ Foto: Tanja Pickartz
Gabriela Grillo, Unternehmerin und Sprecherin im „Bürgerkreis Gedenken“: „Die Duisburger haben das Bedürfnis, ihre Emotionen und ihr Mitgefühl offen zu zeigen. Sie haben nach dieser schrecklichen Katastrophe gelernt, zusammenzurücken und sich aktiv zu engagieren statt zu fordern, dass etwas getan werden muss. Das sind zumindest meine Beobachtungen aus dem Bürgerkreis Gedenken und der Bürgerstiftung.“ Foto: Tanja Pickartz © Tanja Pickartz / far
Kai Kassen aus Duisburg: „Ich bin Duisburger und ich war bei der Loveparade. Kurz vor der Katastrophe war ich noch im Tunnel. Seit dem Unglück vermeide ich es, in Duisburg wegzugehen. Die Stadt ist für mich seit der Loveparade uninteressant geworden. Ich wohne hier zwar noch, aber zum Feiern fahre ich eher nach Moers oder in andere Städte.“Foto: Sabrina Neef / FotoPool
Kai Kassen aus Duisburg: „Ich bin Duisburger und ich war bei der Loveparade. Kurz vor der Katastrophe war ich noch im Tunnel. Seit dem Unglück vermeide ich es, in Duisburg wegzugehen. Die Stadt ist für mich seit der Loveparade uninteressant geworden. Ich wohne hier zwar noch, aber zum Feiern fahre ich eher nach Moers oder in andere Städte.“Foto: Sabrina Neef / FotoPool © WAZ FotoPool
Lothar Evers, freier Journalist und Gründer der Recherche-Plattform „DocuNews.org“: „Die Stadt hat ein Bewusstsein dafür bekommen, dass sie von einer nicht unbedingt verantwortlichen Elite regiert wird. Im Rathaus sitzt eine Mannschaft, die nicht das macht, was richtig ist: Die Wahrheit sagen.“Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPool
Lothar Evers, freier Journalist und Gründer der Recherche-Plattform „DocuNews.org“: „Die Stadt hat ein Bewusstsein dafür bekommen, dass sie von einer nicht unbedingt verantwortlichen Elite regiert wird. Im Rathaus sitzt eine Mannschaft, die nicht das macht, was richtig ist: Die Wahrheit sagen.“Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Josef Krings, Alt-Oberbürgermeister: „Ich habe den Eindruck, dass Duisburg gelähmt ist. In der Verwaltung gibt es keine Entscheidungsfreudigkeit mehr. Die Menschen sind verbittert und sehnen sich nach der frischen Luft, die es vor dem Unglück gab.“ Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Josef Krings, Alt-Oberbürgermeister: „Ich habe den Eindruck, dass Duisburg gelähmt ist. In der Verwaltung gibt es keine Entscheidungsfreudigkeit mehr. Die Menschen sind verbittert und sehnen sich nach der frischen Luft, die es vor dem Unglück gab.“ Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frank Jebavy, Leiter des Traumzeit-Festivalbüros: „Natürlich hat sich was verändert in Duisburg. Für das Traumzeit-Festival mussten wir zum ersten Mal zwei Brandschutzkonzepte erstellen lassen, das war zeitlich und finanziell sehr aufwendig. Im Veranstaltungsbereich herrscht wegen der Sicherheitsbestimmungen eine große Verunsicherung. Atmosphärisch haben wir Auswirkungen der Loveparade beim Traumzeit-Festival nicht bemerkt. Unter Besuchern und Mitarbeitern war das kein Thema.“Foto: Andreas Mangen
Frank Jebavy, Leiter des Traumzeit-Festivalbüros: „Natürlich hat sich was verändert in Duisburg. Für das Traumzeit-Festival mussten wir zum ersten Mal zwei Brandschutzkonzepte erstellen lassen, das war zeitlich und finanziell sehr aufwendig. Im Veranstaltungsbereich herrscht wegen der Sicherheitsbestimmungen eine große Verunsicherung. Atmosphärisch haben wir Auswirkungen der Loveparade beim Traumzeit-Festival nicht bemerkt. Unter Besuchern und Mitarbeitern war das kein Thema.“Foto: Andreas Mangen © WAZ
Elke Backes, Inhaberin der Baguetterie „Gaulois“ an der Königstraße, „Ich war am Unglückstag hier im Laden, alle Raver waren gut drauf. Ich wohne in Neudorf in der Nähe des Tunnels und erinnere mich, wie die Stimmung kippte. Hier im Laden sind die Katastrophe und die Folgen ständig ein Thema unter den Gästen. Jetzt vor dem Jahrestag ist die Stimmung wieder trauriger in der Stadt. Für mich als Duisburgerin ist es manchmal komisch, außerhalb zu sagen, dass ich aus Duisburg bin. Auch wenn ich mich dafür nicht schäme. Aber seit der Loveparade ist es noch komischer.“ Foto: Sabrina Neef
Elke Backes, Inhaberin der Baguetterie „Gaulois“ an der Königstraße, „Ich war am Unglückstag hier im Laden, alle Raver waren gut drauf. Ich wohne in Neudorf in der Nähe des Tunnels und erinnere mich, wie die Stimmung kippte. Hier im Laden sind die Katastrophe und die Folgen ständig ein Thema unter den Gästen. Jetzt vor dem Jahrestag ist die Stimmung wieder trauriger in der Stadt. Für mich als Duisburgerin ist es manchmal komisch, außerhalb zu sagen, dass ich aus Duisburg bin. Auch wenn ich mich dafür nicht schäme. Aber seit der Loveparade ist es noch komischer.“ Foto: Sabrina Neef © WAZ FotoPool
Stefan-Reinhard Becker-Schmitz, Künstler: „Ich habe mich eben noch auf künstlerischer Ebene mit der Loveparade beschäftigt. Mein Kölner Kollege Allan Gretzki hat für das Projekt „Am Güterbahnhof“ Fundstücke fotografiert, die er in Duisburg gefunden hat (zu sehen auf: www.allangretzki.de, d. Red.). Diese Arbeit ist würdevoll inszeniert, finde ich. Oft lese ich vom kulturellen Niedergang in Duisburg, speziell nach der Loveparade. Ich empfinde das anders hier. Es gibt die Traumzeit, das Kollektiv „I heart Ruhr York“, neuerdings das Goldengrün. Auch in Duisburg findet noch ein kultureller Austausch statt.“ Sein ganz persönlicher Umgang mit den Ereignissen um die Loveparade: http://beckerschmitz.tumblr.com/tagged/Loveparade Foto: Pascal Bruns
Stefan-Reinhard Becker-Schmitz, Künstler: „Ich habe mich eben noch auf künstlerischer Ebene mit der Loveparade beschäftigt. Mein Kölner Kollege Allan Gretzki hat für das Projekt „Am Güterbahnhof“ Fundstücke fotografiert, die er in Duisburg gefunden hat (zu sehen auf: www.allangretzki.de, d. Red.). Diese Arbeit ist würdevoll inszeniert, finde ich. Oft lese ich vom kulturellen Niedergang in Duisburg, speziell nach der Loveparade. Ich empfinde das anders hier. Es gibt die Traumzeit, das Kollektiv „I heart Ruhr York“, neuerdings das Goldengrün. Auch in Duisburg findet noch ein kultureller Austausch statt.“ Sein ganz persönlicher Umgang mit den Ereignissen um die Loveparade: http://beckerschmitz.tumblr.com/tagged/Loveparade Foto: Pascal Bruns © Pascal Bruns
Jana Filtmann aus Duisburg: „Es ist schon auffällig, dass alle Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden sind. Ich wäre gerne mit Freunden zum Parkfest nach Moers gegangen, aber das wurde abgesagt. So etwas wäre doch vor der Loveparade nicht passiert.“Foto: Sabrina Neef
Jana Filtmann aus Duisburg: „Es ist schon auffällig, dass alle Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden sind. Ich wäre gerne mit Freunden zum Parkfest nach Moers gegangen, aber das wurde abgesagt. So etwas wäre doch vor der Loveparade nicht passiert.“Foto: Sabrina Neef © WAZ FotoPool
Michael Rubinstein, Geschäftsführer Jüdische Gemeinde Duisburg – Mülheim/Ruhr – Oberhausen: „Es hat sich schon was verändert. Vor der Loveparade haben wir im Bekanntenkreis über Duisburgs tolle Entwicklung gesprochen. Darüber, dass die Stadt schöner ist, als man sie außerhalb wahrnimmt. Im vorigen Jahr tappt Duisburg von einem Fettnäpfchen ins andere, da gibt’s ja auch noch die Küppersmühle und das Landesarchiv. Das bedrückt mich schon sehr. Ich habe in ganz Deutschland viele Freunde und Bekannte, die sprechen mich seit der Loveparade schon massiv auf Duisburg an. Da empfinde ich oft solch einen Rechtfertigungsdruck. Da fällt es schwer, Duisburgs Vorzüge anzubringen. Die echten, ehrlichen Menschen hier zum Beispiel. Es sind ja dieselben Menschen, die hier leben. Und ich fühle mich trotz allem immer noch sauwohl hier.“Foto: Friedhelm Geinowski/WAZFotoPool
Michael Rubinstein, Geschäftsführer Jüdische Gemeinde Duisburg – Mülheim/Ruhr – Oberhausen: „Es hat sich schon was verändert. Vor der Loveparade haben wir im Bekanntenkreis über Duisburgs tolle Entwicklung gesprochen. Darüber, dass die Stadt schöner ist, als man sie außerhalb wahrnimmt. Im vorigen Jahr tappt Duisburg von einem Fettnäpfchen ins andere, da gibt’s ja auch noch die Küppersmühle und das Landesarchiv. Das bedrückt mich schon sehr. Ich habe in ganz Deutschland viele Freunde und Bekannte, die sprechen mich seit der Loveparade schon massiv auf Duisburg an. Da empfinde ich oft solch einen Rechtfertigungsdruck. Da fällt es schwer, Duisburgs Vorzüge anzubringen. Die echten, ehrlichen Menschen hier zum Beispiel. Es sind ja dieselben Menschen, die hier leben. Und ich fühle mich trotz allem immer noch sauwohl hier.“Foto: Friedhelm Geinowski/WAZFotoPool © WAZ FotoPool
Stefan Wilken, Mannschaftsbetreuer beim FCR Duisburg, Junior-Chef bei „Fisch Wilken“ am Sonnenwall und ehemaliger Duisburger Karnevalsprinz: „Als Geschäftsmann fällt mir auf, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung gehemmt wirken, wenn sie etwas entscheiden sollen. Sie begutachten Sachverhalte zuweilen übervorsichtig. Bei den Bundesliga-Spielen des FCR kommen die Leute, weil sie Fußball sehen wollen, da ist die Loveparade am Platz kein Thema mehr. Auch außerhalb werden wir als FCR kaum darauf angesprochen. In der Session 2011 hat sich auch Vieles verändert: Die KG Allemann an Bord etwa durfte aus Sicherheitsgründen erstmals das Foyer am Mannesmann-Gymnasium nicht mehr nutzen. Die Karnevalisten haben aber nicht anders gefeiert als in den Jahren zuvor. Auf den Sitzungen sind die Loveparade und die Folgen eigentlich kein Thema.“Foto: Archiv
Stefan Wilken, Mannschaftsbetreuer beim FCR Duisburg, Junior-Chef bei „Fisch Wilken“ am Sonnenwall und ehemaliger Duisburger Karnevalsprinz: „Als Geschäftsmann fällt mir auf, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung gehemmt wirken, wenn sie etwas entscheiden sollen. Sie begutachten Sachverhalte zuweilen übervorsichtig. Bei den Bundesliga-Spielen des FCR kommen die Leute, weil sie Fußball sehen wollen, da ist die Loveparade am Platz kein Thema mehr. Auch außerhalb werden wir als FCR kaum darauf angesprochen. In der Session 2011 hat sich auch Vieles verändert: Die KG Allemann an Bord etwa durfte aus Sicherheitsgründen erstmals das Foyer am Mannesmann-Gymnasium nicht mehr nutzen. Die Karnevalisten haben aber nicht anders gefeiert als in den Jahren zuvor. Auf den Sitzungen sind die Loveparade und die Folgen eigentlich kein Thema.“Foto: Archiv © NRZ
Bodo Malsch, bis Mai Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karnevals (HDK): „Bei den Veranstaltungen in der Session war keine getrübte Stimmung festzustellen. Prinz Jürgen II. hat das schön gesagt: Es gibt eine Zeit zu trauern und eine Zeit zu feiern. Und gerade vor dem Hintergrund erschwerter Genehmigungsverfahren war die Grundhaltung vieler Jecken: Jetzt erst recht! Beim Prinzenfrühstück im Rathaus, als OB und Bürgermeister nicht verkleidet waren, war eine ganz seltsame Stimmung. Sich nicht zu kostümieren, aber mitzusingen und zu klatschen – das war schon merkwürdig.“  Foto: Friedhelm Geinowski
Bodo Malsch, bis Mai Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karnevals (HDK): „Bei den Veranstaltungen in der Session war keine getrübte Stimmung festzustellen. Prinz Jürgen II. hat das schön gesagt: Es gibt eine Zeit zu trauern und eine Zeit zu feiern. Und gerade vor dem Hintergrund erschwerter Genehmigungsverfahren war die Grundhaltung vieler Jecken: Jetzt erst recht! Beim Prinzenfrühstück im Rathaus, als OB und Bürgermeister nicht verkleidet waren, war eine ganz seltsame Stimmung. Sich nicht zu kostümieren, aber mitzusingen und zu klatschen – das war schon merkwürdig.“ Foto: Friedhelm Geinowski © WAZ FotoPool
Alica Kunze aus Duisburg: „Das letzte Jahr ist davon bestimmt, dass alle von der Loveparade reden. Gerade außerhalb von Duisburg ist die Loveparade ein großes Thema, man wird als Duisburger immer wieder darauf angesprochen. Schade finde ich, dass man nichts von den Ermittlungen mitbekommt.“
Alica Kunze aus Duisburg: „Das letzte Jahr ist davon bestimmt, dass alle von der Loveparade reden. Gerade außerhalb von Duisburg ist die Loveparade ein großes Thema, man wird als Duisburger immer wieder darauf angesprochen. Schade finde ich, dass man nichts von den Ermittlungen mitbekommt.“ © WAZ FotoPool
Thomas Amshove, Inhaber Goldengrün (eröffnet im Oktober 2010): „Nach der Loveparade ist es noch schwieriger geworden, hier Veranstaltungen durchzuführen. Die Kluft zwischen der Stadt einerseits und Kulturschaffenden und Veranstaltern andererseits ist noch größer geworden. Der eine traut dem anderen nicht mehr. An den Tischen ist sicher Herr Sauerland ab und zu noch ein Thema, aber da gibt’s für uns Wichtigeres: beispielsweise, dass hier eine ganze Infrastruktur wegbricht. Es gibt in Duisburg keine einzige Tanzfläche mehr! Je mehr Optionen, desto mehr Gäste. Seit es Djäzz und Hundertmeister nicht mehr gibt, fehlen auch uns die Leute, gerade am Wochenende.“
Thomas Amshove, Inhaber Goldengrün (eröffnet im Oktober 2010): „Nach der Loveparade ist es noch schwieriger geworden, hier Veranstaltungen durchzuführen. Die Kluft zwischen der Stadt einerseits und Kulturschaffenden und Veranstaltern andererseits ist noch größer geworden. Der eine traut dem anderen nicht mehr. An den Tischen ist sicher Herr Sauerland ab und zu noch ein Thema, aber da gibt’s für uns Wichtigeres: beispielsweise, dass hier eine ganze Infrastruktur wegbricht. Es gibt in Duisburg keine einzige Tanzfläche mehr! Je mehr Optionen, desto mehr Gäste. Seit es Djäzz und Hundertmeister nicht mehr gibt, fehlen auch uns die Leute, gerade am Wochenende.“ © privat
Ursula Taubert aus Duisburg: „Ich finde, das Denken ist im vergangenen Jahr anders geworden. Man geht vorsichtiger mit allem um. Meine 14-jährige Tochter war nicht bei der Loveparade, aber wenn sie jetzt zu einer Veranstaltung mit vielen Menschen gehen wollte, hätte ich schon ein richtig ungutes Gefühl.“ Foto: Sabrina Neef / FotoPool
Ursula Taubert aus Duisburg: „Ich finde, das Denken ist im vergangenen Jahr anders geworden. Man geht vorsichtiger mit allem um. Meine 14-jährige Tochter war nicht bei der Loveparade, aber wenn sie jetzt zu einer Veranstaltung mit vielen Menschen gehen wollte, hätte ich schon ein richtig ungutes Gefühl.“ Foto: Sabrina Neef / FotoPool © WAZ FotoPool
Hildegard Knöpfel aus Duisburg: „Das Image der Stadt hat im letzten Jahr sehr gelitten. Ärger und Wut sind zu spüren, weil einfach niemand die Verantwortung für die Katastrophe übernehmen will. Oberbürgermeister Sauerland muss zurücktreten. Am Freundeskreis meines Sohnes sehe ich, dass Treffen eher in kleiner Runde stattfinden, als auf Massen-Veranstaltungen.“Foto: Sabrina Neef
Hildegard Knöpfel aus Duisburg: „Das Image der Stadt hat im letzten Jahr sehr gelitten. Ärger und Wut sind zu spüren, weil einfach niemand die Verantwortung für die Katastrophe übernehmen will. Oberbürgermeister Sauerland muss zurücktreten. Am Freundeskreis meines Sohnes sehe ich, dass Treffen eher in kleiner Runde stattfinden, als auf Massen-Veranstaltungen.“Foto: Sabrina Neef © WAZ FotoPool
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