Duisburg. .
„We are the world“ prangt ein bunter Schriftzug über der Veranstaltungsbühne in der schuleigenen Turnhalle. Die Hauptschule an der Gneisenaustraße will präsentiert sich beim Tag der offenen Tür und will sich gleichzeitig gegen das schlechte Image der Hauptschulen wehren.
„Eine eigentliche Weihnachtsfeier ist dies nicht“, sagt Schulleiterin Ursula Freyer, „denn von den knapp 250 Schülern sind alleine über 70 Muslims. Es ist eher eine gemeinsame Feier mit Familie und Freunden“. So singen die Schüler aus den verschiedensten Klassen am Ende des ersten Veranstaltungsblocks vereint Michael Jacksons Weltfriedenshymne und zeigen sich dabei stolz – auf sich selbst und ihre Schule.
Niemand gibt auf
Das Image der Hauptschule ist schwer angeknackst, doch das Schließungs-Gespenst geht an der Gneisenaustraße nicht um, das machen Schüler und Lehrer an diesem Tag gemeinsam eindrucksvoll klar. Einige der Lehrer kamen vor knapp drei Jahren gemeinsam mit Schulleiterin Ursula Freyer von einer anderen Hauptschule, die geschlossen wurde, und wissen die Situation einzuschätzen. Auch wenn – trotz Zeitungsinserat und Information der umliegenden Grundschulen – an diesem Tag nur eine Handvoll interessierter Eltern mit ihren Sprösslingen den Weg in die Hauptschule finden, gibt hier niemand auf. Viele der Kinder, die sich anmelden, werden Geschwisterkinder aktueller Schüler sein, zeige die Erfahrung. Sichtlich engagiert beschwert sich Ursula Freyer über das übliche Anmeldungsprozedere: „Am ersten Anmeldetag kommen meist nur einige wenige, der große Ansturm folgt erst beim Zweittermin. Dann, wenn viele Kinder an anderen Schulen, meist Gesamtschulen, abgelehnt wurden. Das ist immer eine Enttäuschung für die Kinder, wir müssen dann erst einmal Aufbauarbeit leisten. Es wäre für alle schöner wenn einige Eltern den direkten Weg in die Hauptschule finden würden.“
Der Glanz in den Augen
In nur einer Woche wurde für den großen Tag ein Veranstaltungsprogramm aus dem Boden gestampft, das sich sehen lassen konnte. Zwei mal servierten die Schüler den Zuschauern in der gut gefüllten Turnhalle Gedichte, Theaterstücke und Lieder (trotz des momentan nicht vorhandenen Musikunterrichts). Alle Schüler und Lehrer trugen ihren Teil dazu bei. Besonders bei den Kleineren war immer wieder der Glanz in den Augen zu sehen, wenn sie aufgeregt, aber mit stolz geschwellter Brust die Bühne betraten.
„Was viele nicht sehen: Das sind alles tolle, liebevolle Kinder, die oft nur eine unglückliche Hintergrundgeschichte haben“, sagt Ursula Freyer. Wer das System Hauptschule hinterfragt, hätte seine Meinung an diesem internationalen Festtag vermutlich zumindest überprüft. Die Hauptschule an der Gneisenaustraße wird eine der letzten sein, die in Duisburg schließen muss. Alle Beteiligten hoffen, dass dies nicht vor 2018 sein wird.