In einer Vitrine liegt eine Flasche der „Exportbierbrauerei Duisburg-Düsseldorf A. Bodden.“ Das Behältnis stammt schätzungsweise aus der Zeit von 1896 bis 1929 und lag zwischen dem Fundament des Mercatorhauses, das die Stadtarchäologen nun neben dem Berufskolleg freigelegt haben. „Ein Sensationsfund“, jubiliert Dr. Claudia Euskirchen von der Unteren Denkmalbehörde. Bis ins 11. Jahrhundert könne man die Baugeschichte des Standorts nun zurückverfolgen. Soviel ist nämlich auch sicher: Mercator hat nicht selbst gebaut, sondern ein älteres Haus erworben.
„Wahnsinn, da sieht man ja den Fußboden von Mercator“, sagt Kai Gottlob vom Filmforum. Er kann sich noch gut an die Aufnahmen des historischen Duisburgs erinnern, die während des Sommerkinos gezeigt wurden. Archäologin Julia Völz, die die Ausgrabungen leitet, ist ebenfalls begeistert: „Schon rund 30 Zentimeter unter der Bodenplatte sind wir fündig geworden. Dabei sind hier rundherum viele Bomben gefallen.“ Und Claudia Euskirchen vermutet: „Auch wenn es in den Plänen nicht eingezeichnet war, so haben die Stadtplaner, die die Schule gebaut haben, diese Fläche ausgespart. Es scheint, als hätten sie vom Mercatorhaus gewusst.“
Funde für die Nachwelt erhalten
Ein weiterer Fund, über den sich die Archäologen „riesig“ freuen, ist eine Fibel – ein besonders prachtvolles Schmuckstück, mit dem früher Frauengewänder zusammengehalten wurden. Früher war dies ein wertvolles Stück. „Wenn dies einmal poliert und aufgearbeitet ist, muss das einfach eine Erfolgsstory werden und aus Duisburg durch die Welt geschickt werden“, ist sich Claudia Euskirchen sicher. Sie und die anderen freuen sich ohnehin über den guten Zustand der Ausgrabungen.
Manchmal findet sich zwischen den Mauerresten auch schlicht Müll. „Wenn wir heute Scherben finden, dann sind die für uns zwar wertvoll, weil sie uns einen Hinweis auf die damalige Zeit geben, aber eigentlich ist es Müll“, erklärt der Duisburger Stadtarchäologe Dr. Kai Thomas Platz. Auch eine Getränkedose mit Mindesthaltbarkeitsdatum 2004 gebe Aufschluss über das Alter einer Erdschicht.
Wichtig sei nun, dass das Bodendenkmal für die Nachwelt erhalten bleibt. Mit dem Immobilienservice der Stadt (IMD) wird überlegt, ob die Fläche überbaut werden kann oder wie die Ausgrabungsreste für die Allgemeinheit zugänglich bleibt. Bis Ende Februar wird noch rund ums Berufskolleg gegraben. Das Fundament des Mercatorhauses wird dann wieder „eingepackt“. Es geht erst weiter, wenn tatsächlich das neue Mercatorquartier entsteht.