Duisburg. Die Marientorschleuse in Duisburg soll über den gesamten Winter “zum Schutz der Bevölkerung“ geschlossen bleiben. Als das Sperrtor zur Probe geschlossen wurde, versagte die Technik. Sollte so eine Panne im Hochwasserfall auftreten, wären Altstadt, Innenhafen und das U-Bahnnetz in Gefahr.

Wenn dieses Sperrtor versagt, könnte die halbe Innenstadt absaufen: Das Sperrtor am Marientor schützt die Altstadt, den Innenhafenbereich und das innerstädtische U-Bahnnetz vor Hochwasser im Rhein. „Grundsätzlich denkbar“ sei ein Hochwasserfall im Winter, erklärt die Bezirksregierung in Düsseldorf, und hat daher einen sensiblen Blick auf die Marientorschleuse.

Womöglich ist dieser Blick aber auch hypersensibel, jedenfalls entwickelt sich um das denkmalgeschützte Sperrtor jetzt eine lupenreine Behördenposse.

Die Bezirksregierung hat die Stadt am Freitag angewiesen, die Marientorschleuse sofort zu schließen. Spätestens am Dienstag, 20. November, soll das Tor dicht sein.

Schleuse bis April schließen

Begründung: Als die Schleuse am 9. November zur Probe geschlossen werden sollte, versagte die Technik. Das Tor fuhr nicht ordnungsgemäß hoch. Die Aufsichtsbehörde in Düsseldorf hat daher „begründete Zweifel an der verlässlichen Beweglichkeit des Schleusentores“ - und ordnete die Stadt an, trotz des unbedenklichen Wasserstandes die Schleuse „zum Schutz der Bevölkerung“ dicht zu machen. Und zwar für die gesamte Zeit, in der Hochwassergefahr besteht. Sprich: über den gesamten Winter, bis zum 31. März.

Zahlen und Fakten

Das Sperrtor am Marientor ist ein tonnenschwerer Kasten aus Stahlblech, der spätestens bei einem Pegelstand von 8,50 Meter maschinell ausgefahren wird. Die Schleuse wurde 1926 samt der Klappbrücke von der damaligen Hafengesellschaft „Hafag“ gebaut und steht heute unter Denkmalschutz.

Das Sperrtor musste in diesem Jahr saniert werden, ebenso die Tor-Gebäude, von denen Teile abgerissen wurden. 650 000 Euro hat die Stadt dafür im laufenden Haushalt vorgesehen. Der Rheinpegel in Ruhrort liegt aktuell bei knapp unter fünf Metern, in den nächsten Tagen soll er auf unter vier Meter fallen.

Der Hafenmeister der Innenhafen-Marina, Feddo Loer, fiel aus allen Wolken. Er erfuhr erst von der NRZ von der Anordnung. „Das ist ja super“, sagte er zynisch. Das Problem: Bootsbesitzer, die einen Liegeplatz in der Marina haben, müssten ihr Yacht übers Wochenende wegschippern, damit sie nicht den ganzen Winter über vor Anker liegen muss. Die Bezirksregierung hat die Stadt aufgefordert, die Betroffenen zu informieren. Auch die Weiße Flotte hätte am weiter landseits gelegenen Steiger Schwanentor nicht mehr halten können.

Informiert hat die Stadt allerdings niemanden. „Wir können das Sperrtor gar nicht schließen. Das ist technisch gar nicht möglich, weil der Wasserstand zu tief ist. Das Tor braucht einen gewissen Auftrieb“, sagt Stadtsprecherin Anja Huntgeburth. Zu wenig Wasser also, um vor zu viel Wasser zu schützen? Die Stadtsprecherin zuckt die Schultern. „Der Schaden ist ja ohnehin schon längst repariert. An dem Tor war ein Lager defekt, das wurde vor einer Wochen bereits behoben.“ Reparaturkosten: 15.000 Euro. Testen ließ sich die Schleuse aber bisher nicht - mangels Wasser. Und jetzt? „Wir werden mit der Bezirksregierung Gespräche führen.“