Duisburg. . Marco Hofmann macht ausgerechnet Duisburg, der (angeblich) hässlichen Pechmarie von Rhein und Ruhr, eine Liebeserklärung – in Buchform: “DU mein Duisburg“. Im Interview verrät er, warum er trotzdem in Rheinberg wohnt und was Duisburg-Besucher gesehen haben müssen.

Der Mann ist mutig. Halb Deutschland schimpft auf und spottet über diese Stadt – und was macht er: Er schreibt ein Buch darüber. Ein positives, sogar. „DU mein Duisburg“ heißt es. Eine Liebeserklärung an den Ort, an dem er groß geworden ist. Ein Gespräch mit dem Autor Marco Hofmann.

Was sagen Sie eigentlich: „Duisburg“ oder „Duisburch“?

Marco Hofmann: Im Alltag: Duisburch.

Ihre älteste Erinnerung, die Sie an Duisburg haben?

Hofmann: Der Tag, an dem ich nach Duisburg gekommen bin, im Alter von sechs Jahren. Wir sind damals in ein großes Haus eingezogen, das war für mich kleinen Jungen eine bedeutende Lebensveränderung.

Ganz kurz: Was ist Duisburg für Sie?

Hofmann: Eine riesengroße Stadt, die viele Seiten hat, in der man viel erleben und viel machen kann.

Sind sie Duisburger?

Hofmann: Im Kopf, im Bauch, im Herzen: Ja! Nur nicht auf dem Papier, dort steht: geboren in Bad Neuenahr Ahrweiler, wohnhaft in Rheinberg.

Reicht das Buch für einen kostenlosen Parkplatz in der Innenstadt, freien Eintritt in alle Museen und eine Dauerkarte beim MSV?

Hofmann: Nee. Der wirtschaftliche Nutzen des Buches ist überschaubar.

Gab es niemanden, der Ihnen das Buch ausreden wollte?

Hofmann: Niemanden.

Warum musste ausgerechnet OB Sören Link das Vorwort schreiben?

Hofmann: Weil er gerade frisch im Amt war und es gut passte.

Welches Schmuddelkind kommt als nächstes: Bottrop? Bielefeld? Oder…

Hofmann: Ich möchte mir nicht anmaßen, über eine Stadt zu schreiben, die ich nicht sehr gut kenne.

Als Souvenir eine Flasche Köpi 

Zitat: „Duisburg ist die schönste Stadt.“ Deutschlands? Auf der Welt?

Hofmann: Des Universums, ganz klar.

Was haben Sie gegen Düsseldorf?

Hofmann: Nichts Wirksames. Düsseldorf ist eine Stadt, die mich nicht anspricht. Ich fahre lieber nach Köln.

Für Kölner ist Köln „e Jefölh“. Für Duisburger ist Duisburg…

Hofmann: … der Platz, an dem er gerne ist und auch nicht weg möchte.

Was hat Orsoy, was Duisburg nicht hat?

Hofmann: Einen riesigen Vorteil: den direkten Blick auf Duisburg.

In drei Sätzen: Beschreiben Sie einem Ortsfremden die Stadt.

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Hofmann: Die Stadt ist riesengroß, vom ländlichen Süden bis in den industriellen Norden kann man viel erleben. Es gibt ganz viel Wasser und ganz viel Grün. Hier ist für jeden etwas dabei.

Maximal fünf Dinge: Was muss ein Besucher gesehen haben, ansonsten war er nicht hier?

Hofmann: Die Klassiker sind die Sechs-Seen-Platte, der Landschaftspark Nord, der Hafen mit einer Hafenrundfahrt, der Stadtwald und natürlich die neue Innenstadt.

Erklären Sie bitte: Warum sollte ein Duisburg-Interessierter nach Moers-Meerbeck fahren?

Hofmann: Von der Halde aus, auf der das Geleucht steht, hat man einen wunderbaren Ausblick auf Duisburg.

Stimmt das Vorurteil: Nachts ist in Duisburg nichts los?

Hofmann: Das ist relativ richtig. Natürlich ist auch hier etwas los, aber verglichen mit anderen Städten dieser Größenordnung ist das Nachtleben ausbaufähig. Wobei: Duisburg hat mehr Kultur zu bieten, als viele meinen.

Was sollte jeder Tourist aus der Stadt mitnehmen?

Hofmann: Den Gedanken, bald wiederkommen zu wollen. Und eine Flasche Köpi.

Ruhrpott und Niederrhein in Einem 

Ihr Lieblingsplatz?

Hofmann: Die Ruhrwiesen zwischen Duissern und Meiderich. Dort kann man selbst im Hochsommer sehr für sich alleine sein und Ruhe und Natur genießen.

Currywurst mit Pommes isst man am besten…

Hofmann: … an vielen guten Imbissbuden. Mehr verrate ich jetzt nicht. Im Buch steht aber eine klare Empfehlung drin.

"DU mein Duisburg" heißt Marco Hofmanns Hommage an seine Heimatstadt.

Den besten Espresso der Stadt gibt es…

Hofmann: Ich bin Teetrinker. Ich kann mich also nur auf Zeugenaussagen anderer berufen, und die schwören auf ein Etablissement in der Innenstadt.

Soll der hässliche Stadtwerketurm nicht abgerissen werden?

Hofmann: Auf gar keinen Fall. Er ist ein absolutes Wahrzeichen, eine Landmarke. Er ist das, was man als erstes sieht, wenn man sich dieser Stadt nähert, erst recht nachts.

Duisburg: Ruhrpott oder Niederrhein?

Hofmann: Im Norden Ruhrpott, im Süden Niederrhein, in der Gesamtheit beides.

Mal ehrlich: Baerl, Homberg und Rheinhausen gehören doch immer noch nicht zu Duisburg?

Hofmann: Das sagen die, die immer noch nicht begriffen haben, dass es gut ist, sich in einer Großstadt als Gemeinschaft zu fühlen.

Der Stadtwerke-Turm in Duisburg

Er ist das weithin sichtbare  Wahrzeichen Duisburgs schlechthin...
Er ist das weithin sichtbare Wahrzeichen Duisburgs schlechthin... © WAZ FotoPool
Der 200 Meter in den Himmel ragende Stadtwerketurm in Hochfeld.
Der 200 Meter in den Himmel ragende Stadtwerketurm in Hochfeld. © WAZ FotoPool
...vor allem nachts, wenn er grün angestrahlt ist, weist er den Weg.
...vor allem nachts, wenn er grün angestrahlt ist, weist er den Weg. © WAZ FotoPool
Doch die Tage des „Langen“ sind gezählt.
Doch die Tage des „Langen“ sind gezählt. © NRZ
Mit dem Abschalten eines Kraftwerksblocks Ende 2012...
Mit dem Abschalten eines Kraftwerksblocks Ende 2012... © WAZ
...steht nach langer Diskussion nun fest...
...steht nach langer Diskussion nun fest... © NRZ
...dass der Turm fallen soll.
...dass der Turm fallen soll. © WAZ
Dies Entscheidung traf der Vorstand. Es war eine Kostenfrage.
Dies Entscheidung traf der Vorstand. Es war eine Kostenfrage. © WAZ
Mehr als acht Millionen Euro hätte es gekostet, den Turm zu erhalten.
Mehr als acht Millionen Euro hätte es gekostet, den Turm zu erhalten. © NRZ
Seit 1967...
Seit 1967... © NRZ
...bläst der Stadtwerketurm aus drei Röhren die Abgase in die Luft...
...bläst der Stadtwerketurm aus drei Röhren die Abgase in die Luft... © NRZ
...die knapp 200 Meter tiefer in den Heizkraftwerken beim Verbrennen vornehmlich der Kohle aber auch von Klärschlamm oder Hozplettels entstehen.
...die knapp 200 Meter tiefer in den Heizkraftwerken beim Verbrennen vornehmlich der Kohle aber auch von Klärschlamm oder Hozplettels entstehen. © WAZ FotoPool
Der Heizkraftwerksblock IIb schafft als „Kind“ der 60er Jahre nicht mehr die ab 2013 geltenden strengeren Emissionsgrenzen.
Der Heizkraftwerksblock IIb schafft als „Kind“ der 60er Jahre nicht mehr die ab 2013 geltenden strengeren Emissionsgrenzen. © WAZ
Eine Nachrüstung ist zu teuer, so dass der Block abgeschaltet wird. Dann wird auch der Turm aus technischer Sicht nicht mehr benötigt.
Eine Nachrüstung ist zu teuer, so dass der Block abgeschaltet wird. Dann wird auch der Turm aus technischer Sicht nicht mehr benötigt. © WAZ FotoPool
Seit November 1999 wird der Turm bei Dunkelheit ...
Seit November 1999 wird der Turm bei Dunkelheit ... © Hans Blossey
...aus 50 je 250 Watt starken Lichtquellen angestrahlt.
...aus 50 je 250 Watt starken Lichtquellen angestrahlt. © Hans Blossey
Normalerweise begrüßt er Besucher mit einem satten Grün...
Normalerweise begrüßt er Besucher mit einem satten Grün... © WAZ
...der Farbe, in der sich die Stadtwerke präsentieren. Hier in Komination mit dem weihnachtlich geschmückten Theater am Marientor.
...der Farbe, in der sich die Stadtwerke präsentieren. Hier in Komination mit dem weihnachtlich geschmückten Theater am Marientor. © A.Mangen / waz
Zu besonderen Anlässen erstrahlt die 700 Tonnen schwerer Fachwerk-Konstruktion aber auch in anderen Farben.
Zu besonderen Anlässen erstrahlt die 700 Tonnen schwerer Fachwerk-Konstruktion aber auch in anderen Farben. © NRZ
Etwa während der Worldgames...
Etwa während der Worldgames... © WAZ
...als diese im Sommer 2005 in Duisburg ausgetragen wurden.
...als diese im Sommer 2005 in Duisburg ausgetragen wurden. © WAZ
Mit einem Aufzug konnte auch Besucher auf eine der Aussichtsplattformen fahren, wie hier bei einer Leseraktion.
Mit einem Aufzug konnte auch Besucher auf eine der Aussichtsplattformen fahren, wie hier bei einer Leseraktion. © NRZ
Denn die Aussicht über die Stadt war einfach herrlich...
Denn die Aussicht über die Stadt war einfach herrlich... © NRZ
...etwa auf den Norden Duisburg und mit dem neuen Kraftwerk Walsum (links), dem Kraftwerk Voerde (dahinter) und dem Werk von ThyssenKrupp Steel (Mitte)....
...etwa auf den Norden Duisburg und mit dem neuen Kraftwerk Walsum (links), dem Kraftwerk Voerde (dahinter) und dem Werk von ThyssenKrupp Steel (Mitte).... © NRZ
...oder in Richtung Innenhafen:vorne quert die Plessingstrasse, links die Zentrale der Polizeitechnischen Dienste (die grauen Kästchen am Wasser ) dann Lehnkering (in weiß) und die Schwanentorbrücke.
...oder in Richtung Innenhafen:vorne quert die Plessingstrasse, links die Zentrale der Polizeitechnischen Dienste (die grauen Kästchen am Wasser ) dann Lehnkering (in weiß) und die Schwanentorbrücke. © NRZ
...weiter zu den Five Boats im Innenhafen, die Treppenpromenade, dahinter die alltours Verwaltung und  (links davon) der
...weiter zu den Five Boats im Innenhafen, die Treppenpromenade, dahinter die alltours Verwaltung und (links davon) der "Looper". Vorne links ist der Yachthafen zu sehen, rechts der Garten der Erinnerung. © NRZ
...die Salvatorkirche und das Rathaus am Burgplatz.
...die Salvatorkirche und das Rathaus am Burgplatz. © NRZ
...die Schwanentorbrücke mit der Weißen Flotte.
...die Schwanentorbrücke mit der Weißen Flotte. © NRZ
...Siemens in Hochfeld...
...Siemens in Hochfeld... © NRZ
...der Brückenzug der Karl-Lehr-Brücke nach Ruhrort...
...der Brückenzug der Karl-Lehr-Brücke nach Ruhrort... © WAZ
und die Innenstadt.
und die Innenstadt. © NRZ
Weil aber ein Fluchtweg fehlte, durften später keine Besucher mehr auf die Aussichts-Plattformen. Fotos: Stephan Eickershoff, Andreas Mangen, Rudolf Holtappel, Matthias Düngelhoff, Hans Blossey
Weil aber ein Fluchtweg fehlte, durften später keine Besucher mehr auf die Aussichts-Plattformen. Fotos: Stephan Eickershoff, Andreas Mangen, Rudolf Holtappel, Matthias Düngelhoff, Hans Blossey © NRZ
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Berlin ist arm und sexy. Duisburg ist arm und …

Hofmann: … abwechslungsreich..

Welches Duisburg-Klischee stimmt?

Hofmann: Der Duisburger hat eine schnodderige Schnauze.

Welches Duisburg-Klischee nervt?

Hofmann: Dass in Duisburg alles trist und grau ist, und dass sich die Leute hier diesem innerlich angepasst haben.

Also dürfen die alten Schimanski-Tatorte nicht mehr gezeigt werden?

Hofmann: Ich bin kein Fan der Schimanski-Tatorte, weil ich finde, dass sie das Duisburg-Bild sehr verzerren und sehr negativ geprägt haben.

Wann ist das Loveparade-Trauma überwunden?

Hofmann: Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich war an dem Tag auch auf dem Gelände, war aber nicht direkt betroffen und habe persönlich alles gut verkraftet. Andere, die in der Menge gestanden haben, haben viel Schlimmeres als ich erlebt und werden dieses Trauma vielleicht nie überwinden.