Duisburg. NRZ-Mitarbeiter Marco Hofmann hat sich jahrelang geärgert, dass andere ihn mitleidig anschauten,wenn er von Duisburg sprach. Jetzt hat er ein Buch geschrieben und schildert die schönen Seiten

Wenn man wie ich in Kindheitstagen viel umgezogen ist, gehört zur Familie ein weit verstreuter Bekanntenkreis. Schon als Pimpf fiel mir auf, dass die Leute, die ich mit meinen Eltern besuchte, häufig schlecht von der Stadt sprachen, in die ich mit sechs Jahren gezogen war. Ich verstand das nicht, lebten wir doch in Hochfeld in einem Haus mit Garten, hinter dessen Zaun eine Wiese lag, die wir Wildnis nannten und in der meine Kumpels und ich jede freie Minute verbrachten. Hier und später in Walsum erlebte ich eine tolle Kindheit. Im Sommer waren wir im Stadtwald und im Revierpark Mattlerbusch unterwegs, im Winter fuhren wir Schlitten auf dem Kaiserberg oder dem Monte Schlacko. Und immer bolzten wir auf einem der vielen Plätze, die es bei jedem Freund um die Ecke gab und gingen im Hallenbad oder in einem See schwimmen.

Ganz anders als im Fernsehen

Begriffe wie Massenarbeitslosigkeit und Strukturwandel waren mir noch völlig fremd. Ich verstand aber, dass die Bekannten es richtig schlimm fanden, dass wir nach Duisburg gezogen waren. „Ausgerechnet Duisburg“, klingt es mir noch in den Ohren.Sie strichen mir bedauernd über den Kopf und die Verwandtschaft machte sich Sorgen, ob ich genug an die frische Luft kam, wenn es diese denn in Duisburg überhaupt geben sollte. Nur meine Vettern in der Eifel ließen manchmal durchblicken, dass sie es ganz schön cool fanden, dass ich in so einer großen Stadt wohnte.

Auch wenn ich heute in anderen Städten bin und von Duisburg erzähle, ernte ich kritische, manchmal sogar mitleidige Blicke. Arbeitslosigkeit, Tristesse und Armut sind Worte die immer wieder fallen. Von Sechs-Seen-Platte, Rheinauen, Hafen, Sportpark, der neuen Innenstadt, den Wäldern und Parks, der Industriekultur und den ausgezeichneten Ausstellungen oder von der Oper spricht fast nie jemand. Wer Duisburg kennenlernen möchte, musste sich also die Mühe machen und herkommen.

Ich erinnere mich an den ersten Besuch von Freunden aus Hamburg bei uns vor drei Jahren. Wir zeigten ihnen Duisburg, aßen Currywurst in der City, spazierten um die Regattabahn, waren bis in die Nacht am Innenhafen und stoppten auf dem Nachhauseweg noch im Landschaftspark. Sie waren sprachlos. Kein Wunder, waren sie doch mit dem Duisburgbild im Kopf angereist, das sie aus dem TV kannten. Und dann war alles so anders. So viel schöner.

Seit elf Jahren bin ich für die NRZ in Duisburg im Einsatz und habe viele Winkel der Stadt gesehen, die ich privat wahrscheinlich nie besucht hätte. Dabei habe ich viele Menschen kennengelernt, die aus Überzeugung Duisburger sind. Menschen, die es gar nicht in Frage stellen, dass Duisburg eine lebenswerte Stadt ist und die, wenn ihnen etwas nicht gefällt, anpacken und dafür sorgen, dass sich was ändert. Doch nicht nur außerhalb, auch in der Stadt selbst gibt es viele, die die Augen vor all den Attraktionen und Möglichkeiten verschließen.

All die vielen Möglichkeiten

Schon vor längerer Zeit hatte ich die Idee, einmal all die Gründe zusammenzufassen, die für Duisburg sprechen.Ich merkte aber schnell, dass diese Sammlung nicht in einen Zeitungsartikel, nicht einmal in eine komplette Wochenendausgabe passt. Im Frühjahr 2011 reifte so der Entschluss ein Buch über die schönsten Seiten der Stadt zu schreiben. Jetzt, anderthalb Jahre später, ist es so gut wie fertig.

„DU mein Duisburg“ hält sich dabei nicht mit den negativen Fakten oder den unschönen Seiten der Stadt auf. Das besorgen andere zu Genüge. Dieses Buch ist eine Mischung aus Stadtführer und Sachbuch mit vielen – teilweise überraschenden- Informationen und mit ganz viel Liebe zur Stadt.

Zum Autor

Der Autor Marco Hofmann ist 35 Jahre alt und arbeitet als freier Journalist seit Jahren für die NRZ in Duisburg und verschiedene Redaktionen im Ruhrgebiet und am Niederrhein. Sein Buch empfiehlt er jedem, der Duisburg liebt, kennen lernen möchte, falsch verstanden hat oder nie satt hat.

Auch der neue Oberbürgermeister hat sich zu dem Buch geäußert: „Ein Buch über die guten Seiten Duisburgs zu schreiben, das ist endlich einmal eine gute Idee“, sagt Sören Link.

„DU mein Duisburg“, 224 Seiten, über 210 farbige Fotos, ist im Anno-Verlag erschienen und ab sofort in fast allen Buchhandlungen in Duisburg und Umgebung erhältlich. Preis: 16,95 Euro; ISBN 978-3-939256-07-6.

Weitere Informationen unter: www.dumeinduisburg.de

Es geht – natürlich - um den stetig wachsenden Hafen, in dem jährlich 2,5 Millionen Container umgeschlagen werden und von dem in der Region 40.000 Arbeitsplätze abhängig sind. Aber auch um alle anderen Wasserflächen, von denen Duisburg mehr hat als fast jede andere Stadt. Und es geht um all die vielen kostenlosen Möglichkeiten, die sich direkt vor der Haustür finden und die nur darauf warten genutzt zu werden. Ob man Störche in den Rheinauen beobachten will oder mit dem Kanu dorthin paddelt, wo Rhein und Ruhr sich vermischen. Ob es mit dem Fahrrad von Nord nach Süd quer durch die Stadt geht, um an beiden Enden mitten in der Natur anzukommen oder ob man in der neu gestalteten Innenstadt flaniert, die seit wenigen Jahren kaum wiederzuerkennen ist. Und Gelegenheiten zum Bummeln gibt es viele, schließlich gilt Duisburg laut Deutschem Wetterdienst als eine der wärmsten Städte Deutschlands.

Gut auch für die Sportler, denn Duisburg ist Sportstadt. Von American Football über Leichtathletik und Unterwasser-Rugby bis Wushu kann alles im Verein ausprobiert werden. Es gibt fast 500 Sportvereine mit 100.000 Mitgliedern. Und es gibt die Grünflächen, allen voran der Stadtwald, der zehn Prozent der Stadt einnimmt und der größer wird. Welche Orte ihre liebsten sind, verraten übrigens einige prominente Duisburger, unter anderem Fritz Pleitgen, Ralf Jäger und Andreas Rüttgers.