Duisburg-Asterlagen. . Mitarbeiter des Briefzentrums in Asterlagen beschweren sich über ihren Arbeitgeber. Die Rede ist von „Schweineverträgen“ und „moderner Sklaverei“. Die Post kann die Beschwerden nicht nachvollziehen. Beim Konzern heißt es, man habe die Mitarbeiter vor der Arbeitslosigkeit bewahrt.
Das Briefzentrum Asterlagen ist in der Region ein Aushängeschild für die Deutsche Post. Rund 1,5 Millionen Briefe wandern täglich durch modernste Zustellmaschinen, und auch Lokalpolitiker blicken gerne hinter die Kulissen. Doch hinter geschlossenen Türen rumort es, Post-Mitarbeiter beschweren sich jetzt über den Weltkonzern, die Rede ist von „Schweineverträgen“.
„Ich fühle mich wie in einer modernen Sklaverei“, sagt eine Mitarbeiterin (ihr Name ist der Redaktion bekannt). Sie war wie ihre Kollegen zunächst befristet beim Briefzentrum angestellt. Als dann die Zeitverträge ausliefen, schloss der Konzern eine Verlängerung aus, wollte die Arbeitnehmer aber dennoch weiterbeschäftigen. „Wir mussten eine Vereinbarung unterschreiben, dass es unser ausdrücklicher Wunsch ist, einen Abrufvertrag zu bekommen. Er wurde uns dann angeboten.“ Solch ein Arbeitsverhältnis bedeutet, dass die Menschen nach Bedarf eingesetzt werden, ohne Mindestarbeitszeit, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, ohne Urlaubsgeld oder Bonuszahlungen. Was die Betroffenen wütend macht, ist, dass sie die gleiche Arbeit leisten wie vorher, nur zu deutlich schlechteren Konditionen.
Verdi: Rechtens, aber verwerflich
Der Betriebsrat hüllt sich dazu in Schweigen – er hat dieser Vertragspolitik zugestimmt. Der zuständigen Gewerkschaft Verdi ist der Fall bisher nicht bekannt, denn keines ihre Mitglieder ist betroffen. Dort sei die Deutsche Post aber bislang als vorbildlicher Arbeitgeber aufgefallen und man habe keinen Zweifel, dass die neue Vertragspraxis rechtlich wasserdicht sei. „Das Papier ist aber immer nur die eine Seite, der Umgang mit den Menschen die andere“, sagt Hermann Völlings (Verdi NRW). Sofern mit Arbeitslosigkeit gedroht worden sei, wenn man nicht den schlechteren Vertrag akzeptiere, dann „ist das verwerflich und darf aus meiner Sicht so nicht sein“.
Briefzentrale Deutsche Post
Die Deutsche Post hingegen versteht die Beschwerden nicht, man habe, sagt Sprecherin Britta Töllner, den Mitarbeitern vielmehr einen Gefallen getan. „Sie sind sehr gute Arbeitskräfte und wir wollten sie nicht auf die Straße stellen.“ Dass die befristeten Verträge auslaufen würden, sei von Anfang an allen Beteiligten klar gewesen. Derzeit gebe es nun mal keine andere Möglichkeit, als sie durch Abrufverträge zu halten, die jedoch unbefristet sind. In welchem Umfang man die Mitarbeiter einsetzen werde, sei am Bedarf orientiert, es könne genauso oft, seltener oder häufiger als während der befristeten Beschäftigung sein. In Einzelfällen könne man sogar mehr verdienen als vorher.
„Es gibt auch keine passiven Abrufkräfte, die monatelang auf einen Einsatz warten.“ Auch seien die Arbeitsbedingungen „äußerst fair“ und der Stundenlohn ist tariflich geregelt (er liegt für Abrufkräfte und befristet Beschäftigte bei knapp über zehn Euro). Wichtig sei zudem, „das unsere Abrufkräfte erstes Zugriffsrecht auf freiwerdende unbefristete Stellen haben“.
Nur Vorwand, um Geld zu sparen
Das hört die Mitarbeiterin des Asterlager Briefzentrums allerdings zum ersten Mal und will der Post nicht ganz glauben. „Es ist nicht so, dass wir schlecht behandelt werden, ganz und gar nicht. Die Post ist ein sehr entgegenkommender Arbeitgeber“, sagt sie. „Aber die Post ist kein Kleinunternehmen. Der mangelnde Bedarf ist doch nur ein Vorwand, um Geld zu sparen.“ Sie und eine Handvoll Kollegen aus ihrer Schicht hätten neuerdings den Eindruck, „der Konzern scheffelt Milliarden auf dem Rücken kleiner Arbeiter.“ Inzwischen haben einige Abrufkräfte gekündigt.