Duisburg. .
Viele Jahre fristete es ein Dasein als schon fast vergessene „Rostlaube“ in einer entlegenen Ecke des Eisenbahnhafens, nun erstrahlt es in neuem Glanz an prominentester Stelle: Das Kranschiff „Fendel 147“ hat im Ruhrorter Hafenmund festgemacht – für immer. Mit dem Seitenradschleppdampfer „Oscar Huber“ und dem Eimerkettendampfbagger „Minden“ bildet der neue Hingucker ein maritimes Ensemble, mit dem das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt künftig noch mehr Besucher auf den Hafen-Stadtteil locken will.
Wer den Leinpfad in Ruhrort entlangläuft, dem fällt der schwimmende Neuankömmling sofort ins Auge. Wuchtig wirkt er auf den ersten Blick. Auch der Bug, der ganz in Grün-Rot-Weiß gestrichen ist. das sind die Farben der Reederei Stinnes, die dem Binnenschifffahrtsmuseum die „Fendel 147“ als Schenkung überließ. Der einst kohlenbefeuerte Dampfkran, der an Deck auf Schienen rollte, leuchtet beinahe majestätisch an Deck thronend in einem frisch lackierten Blauton. „Er funktioniert aber noch nicht“, sagt Museumsleiter Dr. Bernhard Weber. „Auch unter Deck ist noch alles kahl und leer.“
Untersuchung des Unterbodens
Von außen betrachtet gibt das genietete Stahlschiff dafür schon wieder eine prächtige Figur ab. Verantwortlich dafür ist die Meidericher Schiffswerft, die im vergangenen halben Jahr die „Fendel 147“ mit einem Riesen-Arbeitsaufwand aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst hat. So musste etwa der Unterboden per Ultraschallmessgerät überprüft werden, ob der Stahl noch überall die geforderte Mindestdicke von vier Millimetern aufwies. Das war nicht der Fall.
Technische Daten und Fakten
Das Kranschiff „Fendel 147“ ist 65,95 m lang und 9,02 m breit. Unbeladen liegt der Tiefgang bei 0,57 m, mit Ladung bei 2,09 m. Die Tragfähigkeit liegt bei 750 Tonnen. Das bevorzugte Ladegut des im Jahr 1922 erbauten Versorgungsschiffes für die Dampfschifffahrt war Kohle. Gebaut wurde es in der Werft Schiffs- & Maschinenbau AG in Mannheim. Es handelt sich um ein genietetes Stahlschiff.
Unter Deck befinden sich neun Laderäume und zwei so genannte Herften. Bei letzteren handelt es sich um kleinere Abstellflächen für Gerätschaften, nicht aber für die Ladung. Die „Fendel 147“ verfügt über 284 Holzluken. Der heute nicht mehr intakte Dampfkran an Deck wurde bis 1964 mit Kohle befeuert. Das Schiff gehörte der Reederei Fendel bis in die 60er Jahre, danach Stinnes.
„Deshalb musste viel verschweißt und versiegelt werden. Es gab sogar ein kleines Leck. Und von oben hat es an einigen Stellen hineingeregnet.“ Der Mann, der diese Auflistung vornimmt, ist Manfred Ahrens. Der 64-Jährige engagiert sich nicht nur im Förderverein des Binnenschifffahrtsmuseums, er war auch viele Jahre quasi der engste Nachbar der „Fendel 147“.
Geschichte des Schiffs aufbearbeitet
Sein eigenes Schiff – ein ausrangierter Eisbrecher – lag im Eisenbahnhafen stets direkt neben dem Kranschiff. Das weckte auch die Neugier von Ahrens, so dass der frühere Justizamtsrat der Staatsanwaltschaft Duisburg in seiner Freizeit die Geschichte des Kranschiffs aufarbeitete. Er stieß dabei in behördlichen Aktenbergen und Privatarchiven etwa auf alte Inventarlisten. „Da war jeder Kaffeelöffel aufgeführt, der sich an Bord befand“, erzählt Ahrens.
Kaffee ist ein gutes Stichwort: Denn auch Bürgermeister Benno Lensdorf kennt die „Fendel 147“ noch aus jenen Zeiten, als sie in der Funktion eines Versorgungsschiffes tonnenweise Kohle für die Dampfschifffahrt am Rhein lieferte. „Und den markanten Geruch des Kaffees, den der damalige Schiffsbetreiber immer gebraut hat, habe ich noch heute in der Nase.“
Eine künstlerische Nutzung
Lensdorf ist auch an der lebhaften Diskussion beteiligt, wie das Kranschiff künftig genutzt werden soll. „Uns schwebt etwa eine künstlerische Nutzung der neun Laderäume vor“, sagt der selbst in Ruhrort beheimatete Bürgermeister. Und Museumsdirektor Weber ergänzt: „Es könnten dort Theaterstücke aufgeführt oder Konzerte gegeben werden. Oder eine Disco stattfinden. Wir sind für alle Ideen offen und suchen nach weiteren.“ Möglich sei aber auch eine Präsentation von Ausstellungsstücken aus dem Museumsfundus. „Das Allerwichtigste ist, das Leben aufs Schiff kommt“, betont Weber.
Um den Innenraum des Schiffes aber nutzen zu können, muss er noch komplett elektrifiziert und ausgestattet werden. „Da werden wir sicherlich noch einmal mindestens 50.000 Euro benötigen. Und das müssen wir größtenteils über Sponsorengelder abdecken“, sagt Weber. Rund 100.000 Euro wurden bislang in die „Fendel 147“ investiert. „Das Gute ist, dass wir potenziellen Geldgebern nun zeigen können, in was sie investieren“, sagt Lensdorf und deutet auf das pechschwarze Schiff. Dann dürfte es auch bald zu betreten sein.