Duisburg. Ruhrorter schippern mit dem in Ruhrort ankernden Seenotrettungskreuzer „Fritz Behrens“ zum Hamburger Hafen und nehmen an einer Parade und einer Übung teil.
Geruhsame Tage kennt die „Fritz Behrens“ seit beinahe drei Jahren. Seit der Seenotrettungskreuzer im Sommer 2009 ausgemustert wurde, musste er weder Menschen noch Schiffen zu Hilfe eilen. Doch am Freitag hieß es am Vinckekanal im Ruhrorter Hafen - seit diesem Jahr der Heimathafen der „Fritz Behrens“- für die Crew des zweimotorigen Bootes: „Leinen los!“ Früh um acht Uhr wurde noch das für die Fahrt Notwendige gebunkert, dann lief die „Fritz Behrens“ mit ihrem Beiboot „Anna III“ aus, Kurs Hamburg, zu einer Seenotrettung mit allen Schikanen.
Es soll ein richtig großer Auftritt werden am 11. Mai zum Hamburger Hafengeburtstag. Und dass die „Fritz Behrens“ nicht nur bei der Einlauf- und Auslaufparade stolz mittenmang schippert, sondern auch noch mit „Anna III“ eine besondere Vorstellung vor einem Millionenpublikum abliefern kann, verdankt sie dem guten Namen und den guten Kontakten von Mario Adams. „Als Hafenkapitän werde ich jedes Jahr vom Hamburger Senat eingeladen, mir die große Geburtstagsparade an Bord des Museumsschiffes Rickmer Rickmers anzusehen, dem Traditionssegler, der an den Landungsbrücken liegt“, erzählt Adams. So war es auch dieses Jahr wieder vorgesehen, doch sein Freund Dr. Heinrich Kreyenberg, Eigner der „Fritz Behrens“, kam auf die Idee, den Geburtstag des Hamburger Hafens auf See mitzufeiern.
Eine Schiffs-Historie
Der Seenotrettungskreuzer „Fritz Behrens“ lief 1981 vom Stapel. Von Juni 1981 bis 1994 war sie in Büsum stationiert. dort kam es im Hafen am 7. September zu einem Unfall. Das Fahrgastschiff „First Lady“ kollidierte mit dem Heck der „Fritz Behrens“ und drückte es unter Wasser. Dabei wurde das Tochterboot „Anna II“ so schwer beschädigt, dass ein Neubau des Beibootes wirtschaftlicher war. Auch die „Fritz Behrens“ wurde während der langen Reparaturzeit modernisiert. Anschließend gehörte die „Fritz Behrens“ zur Greifswalder Station der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Im Sommer 2009 wurde sie ausgemustert. Benannt wurde der Kreuzer nach Fritz Behrens, dem Gründer einer Stiftung, die durch eine zweckgebundene Spende der DGzRS den Neubau eines Seenotkreuzers ermöglichte. Das Beiboot ist nach Behrens Ehefrau Anna benannt.
„Das ist nicht ganz so einfach, weil man in den drei Tagen nur schwer an einen Liegeplatz im Hamburger Hafen kommt“, weiß Adams. Also nahm der Vorsitzende des Ruhrorter Bürgervereins Kontakt zu seinem Kollegen, dem Hafenkapitän in Hamburg auf, und siehe da, es fand sich ein Plätzchen für den Seenotrettungskreuzer aus Ruhrort. Mehr noch. „Wir wollten nur die Ein- und Auslaufparade mitmachen, aber dann kam ein Anruf und die Frage, ob wir aktiv an einem simulierten Seenotfall teilnehmen könnten unter dem Oberkommando der Marine zusammen mit dem Roten Kreuz, dem Technischen Hilfswerk, dem SAR Hubschrauber, Feuerlöschbooten und, und, und.“ Das ganze große Besteck halt. „Und mitten dabei wir Kleinen hier aus Ruhrort“, freut sich Adams geradezu diebisch über diese große Ehre, die der „Fritz Behrens“ nun zuteil wird.
Gut fünf Tage dauert die Fahrt
Allerdings musste dafür auch ein versierter Vormann gefunden werden, wie der Kapitän eines Seenotrettungskreuzers bezeichnet wird. Bei ihrer Suche stießen Adams und Kreyenberg auf den erfahrenen Ex-Kapitän Jörg Bünting. „Das muss wohl so ein XXL-Ostfriese sein, der jetzt in Rente ist“, schmunzelt Adams. „Ja, und den haben wir dann eingeladen: Wat iss? Hasse Bock?“ Hatte Bünting. „Der kommt jetzt mit seiner Frau an Bord.“ Aber noch nicht in Ruhrort, sondern in Cuxhaven. Gut fünf Tage dauert die Fahrt der „Fritz Behrens“ von Ruhrort zum Tor der Welt über Emmerich, Harlingen, Norderney, wo drei Leute von der Crew von Bord gehen und drei neue anheuern, nach Cuxhaven, wo der Kapitän, tschuldigung, der Vormann, das Boot entert. Adams selbst wird als Navigator Hand anlegen. Mit auf Fahrt geht ein kleiner Freundeskreis von acht Personen. Adams: „Mal sehen, wer von denen den Koch mimt.“
Am 3. Mai soll die „Fritz Behrens“ in Hamburg festmachen. Am 4. und 5. sind Proben für das große Rettungsspektakel geplant, bei dem Beiboot „Anna III“ von Bord gelassen wird und von einem brennenden Havaristen Menschen in Seenot aufnehmen soll. Danach fährt die Crew erstmal wieder nach Duisburg zurück mit Zug und Autos, um dann am 10. Mai wieder in Hamburg auf- und am 11. Mai auszulaufen. Vormittags zur Generalprobe, nachmittags zur großen Parade und zum „Ernstfall“.
Das klingt nach einem Hauch von Abenteuer, auf jeden Fall aber nach einer tollen Fahrt, die anschließend über Kiel und Rostock und durch den Nordostsee-Kanal wieder in den Heimathafen Ruhrort führt. Bleibt nur noch, der „Fritz Behrens“ und ihrer Crew für diesen Einsatz immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel zu wünschen.