Duisburg. . So leicht und unbeschwert wie ihr Name „Mobilée“ klingt auch der Folk-Pop, den die Band spielt. Nun erscheint das Debütalbum der Duisburger, die schon als Vorband von Roxette auftraten. Ein Treffen im Proberaum mit Sängerin Caroline Wolter und Songwriter Alexander Schroer.
So muss ein Proberaum wohl aussehen. Dunkel die Wände, so kühl, dass man Gänsehaut kriegt. Leere Plastikflaschen hier und auch dort in der Ecke. Und ein Staubsauger, der älter ist als jeder, der in diesem Keller im Duisburger Stadtteil Rheinhausen Musik macht. Doch es ist nicht der Proberaum irgendeiner Band: Hier spielt die große Herbst-Hoffnung des Plattenlabels Universal.
Die Weinflasche („lieblich“) ist in Griffweite, aber Gitarrist Alexander Schroer schlürft Caprisonne. Neben dem 23-Jährigen sitzt Caroline Wolter in Sommerkleid und flachen Schuhen, seine frühere Mitschülerin („Hatten wir nicht zusammen Päda-Leistungskurs?“) und heute die Sängerin eines gemeinsamen Traums namens „Mobilée“. „Der Name fiel mir spontan ein. Es ist leicht und schwebend, und das passt zu unserer Musik“, sagt Schroer. Zu hören ist sie auf dem Debütalbum, das am 14. September erscheint: „Walking On A Twine“.
Ihre Musik, das ist seit drei Jahren Pop mit einem guten Schuss Folk. Ihr Produzent heißt Olaf Opal, der schon Juli und Madsen berühmt machte. Sie mögen deutsche Texte, aber ihre sind englisch. „Es sei denn, wir machen mal ein Schlagerprojekt“, scherzt Schroer. „Es passt einfach besser zum Folk“, sagt Caroline Wolter. Und fügt hinzu: „Zum Glück ist meine Aussprache nicht so schlecht.“
Die Vorband von Roxette
Englisch und Französisch studiert sie in Bochum, „Soziale Arbeit“ ist Schroers Fach. Doch das Studium rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Als Vorband von Roxette spielten sie bereits vor 8000 Menschen, ebenso heizten sie den Fans von Tim Bendzko ein. Caroline Wolter: „Wir spüren, dass wir alle erreichen, die ganze Familie, das ist schön.“ Im Fernsehen waren sie im März bei Harald Schmidt zu sehen, ebenso auf Festivals. „Zu Bochum Total sind wir immer hingegangen – und wenn man da jetzt selbst auf der Bühne steht, ist das cool.“
Wir, damit meint sie auch Markus Bücken an der Gitarre und Mandoline und Thomas Kennel am Bass; den Takt gibt Thorsten Schwesinger vor, Keyboard spielt Kai Schumacher. Er ist der Einzige der Gruppe, der nicht in Duisburg groß wurde.
„Wir zeigen, dass so etwas Schönes wie unsere Musik aus Duisburg kommen kann“, sagt Wolter, „aus dem Pott!“ Klingt wie eine Kampfansage gegen „den Schleier, der seit der Loveparade-Tragödie über der Stadt liegt“. Von neuen Wegen handelt auch ihre erste Single „Genesis“. Und Mut genug haben sie: Im ZDF-Fernsehgarten protestierten sie mit Masken gegen die Verurteilung der russischen Band Pussy Riot. Ihre Texte sind selten so ernst, bis auf den letzten Song der Scheibe: „Filmlet“ – über einen Freund, der bei einem Unfall starb.
Ihre Band ist ihre Familie
Nur für einen Moment verschwindet die Leichtigkeit aus dem Raum. Denn so wie ihre Musik klingt, so sind sie auch. Sie zählen nicht zu den Trübsinnigen, die sich durch Lieder therapieren. Ihre Band sei ihre Familie, sagt Caroline Wolter, die Harmonie sucht. Meistens: „Nach einem Videodreh sind wir bei der Uni in Duisburg stehengeblieben. Der Tank war leer! Die Jungs waren ruhig, aber ich bin kurz aus der Haut gefahren.“
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Später haben sie darüber gelacht und wieder gewettet, wer einen Mast hochklettert oder einen Taxifahrer anhält und wie beim „Klingelmännchen“ wegläuft. Der Einsatz: Geld oder Gürtel. „Wer verliert, bekommt den Gürtel.“ Ein Klaps auf den Allerwertesten. „Nur leicht. Das baut Stress ab“, sagt Caroline Wolter lachend, unbeschwert. „Wir sind mitten im Traum.“ Ab November leben sie ihn auf den Tour-Bühnen.
Plötzlich hat sie es eilig, die Kellertreppe hochzukommen. Die Arbeit ruft. Die Arbeit? „Ach, ein Bürojob“, sagt sie mit wegwerfender Handbewegung. „Zum Geldverdienen.“
Live: 29.11. Grammatikoff, Duisburg; 1.12. Luxor, Köln.