Duisburg. .

Die Fronten sind verhärtet, die Verhandlungen über höhere Ärztehonorare liegen erst einmal auf Eis. Die Arztverbände drohen mit Warnstreiks und Praxisschließungen, fragen derzeit die Bereitschaft vor Ort zu Protestaktionen ab – auch in Duisburg. „Die Abfrage läuft noch“, hält sich Helmut Gudat (56), Vorsitzender der Duisburger Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), noch bedeckt. „Konkretes lässt sich noch nicht sagen.“

Es gibt aber zumindest bei den Orthopäden erste klare Tendenzen. So kennt Peter von Hoegen (61), Orthopäde in der City, erste Rückläufe der Abfrage des Bundesverbandes der Orthopäden: „1100 Kollegen haben bisher geantwortet. 1064 sind für Protestaktionen, 800 für Praxisschließungen.“

Dirk Mecking (56) ist Hausarzt in Duissern und gleichzeitig Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein. Er versucht zu erklären, warum er und viele seiner Kollegen in Duisburg derzeit so sauer sind. „Wir müssen doch nicht darüber reden, dass eine derzeit geplante Erhöhung der Honorare in Höhe von 0,9 Prozent für die kommenden vier Jahre den Inflationsvergleich nicht wert ist.“

„Eine fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit“

Viel entscheidender sei, dass es in NRW die niedrigsten Pro-Kopf-Zahlungen der Krankenkassen gebe. „Der Verteilungsschlüssel bei der KV Nordrhein liegt bei 330 Euro pro Versicherten, in Berlin aber bei 385 Euro“, sagt Dirk Mecking. „Die gleiche Leistung wird also unterschiedlich gezahlt und die Schere droht immer weiter auseinander zu gehen.“ Ärzte, weiß Helmut Gudat zu berichten, beklagen „eine fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit“.

Dirk Mecking wundert sich deshalb nicht, dass auch in Duisburg kaum noch Nachwuchs nachrücke. „Bei 65 Prozent Fach- und nur noch 35 Prozent Hausärzten kann die ganz normale Versorgung vor Ort teilweise nicht mehr gewährleistet werden.“

In Bruckhausen habe es, so Mecking, beispielsweise vor einigen Jahren noch sechs Hausärzte gegeben. „Einer ist noch übrig geblieben. Und in Bissingheim, in den Eisenbahnsiedlungen, gibt es gar keinen Arzt mehr. Da wird die Versorgung von Buchholz aus mitübernommen.“

Vor diesem Hintergrund sei es nun wichtig, dass „alle Ärzte Flagge zeigen“, so Mecking. Seine Patienten fragen derzeit schon nach, ob er seine Praxis aus Protest vorübergehend schließen will. Der 56-Jährige hält das aber nicht für das richtige Mittel. „Das war schon in der Vergangenheit nicht zielführend und trifft immer die Falschen: die Patienten“, sagt Mecking. „Wir müssen jetzt einfach abwarten, auf welche Protestmaßnahmen sich die Kassenärztlichen Vereinigungen verständigen.“