Duisburg. Was tun mit leerstehenden Schulgebäuden? Umwandeln in barrierefreie Wohnungen?
Es gibt 163 Schulstandorte in Duisburg, auf denen mehr als 950 einzelne Gebäude stehen. Das sind rund ein Drittel aller öffentlichen Gebäude in der Stadt. Die Infrastruktur ist immer noch für eine Großstadt mit 600.000 Einwohnern ausgelegt, jahrelang hat sich die Schullandschaft in baulicher Hinsicht kaum bewegt.
Doch durch neue Schulformen und den demografischen Wandel hat sich in den vergangenen Jahren einiges geändert. Weniger Kinder bedeuten weniger Schulen. Aktuell stehen 16 Schulstandorte leer, 125.000 Quadratmeter sind ungenutzt.
Situation wird sich verschärfen
Wenn ab 2014 Haupt- und Realschulen zusammengelegt werden und die ersten neuen Sekundarschulen wird sich die Situation verschärfen. Dann könnten sogar 23 Schulstandorte leer stehen. Doch was soll aus den ganzen Immobilien werden? Was bleibt außer einem Abriss, für den man ohnehin kein Geld hat? Wie lassen sich die riesigen Gebäude und betonierten Schulhöfe denn sonst nutzen? Und wer davon interessiert sich überhaupt für eine leerstehende Schule?
Fantasie und Investoren sind hier gefragt
„Es braucht viel Fantasie und die notwendigen Investoren“, sagt Uwe Rohde, Chef des Immobilien-Managements Duisburg (IMD), das seit zehn Jahren sämtliche Gebäude der Stadt verwaltet und unterhält. Er blättert in einer Broschüre mit bunten Bildern: Eine Studie, die das IMD nach Anfrage eines Interessenten selbst hat erstellen lassen. „Barrierefreies Seniorenwohnen, das ist derzeit ein großes Thema“.
Umsetzen ließe es sich laut der Studie womöglich an der Dislichstraße. Dort, wo Eltern vor zwei Jahren noch gegen die Schließung der Grundschule mit Plakaten und Megafon protestiert hatten. Es ist ein schmuckes Gebäude, an die hundert Jahre alt. Ein Teil würde stehen bleiben, ein Teil neu angebaut, in der Mitte entsteht ein schickes Atrium. 44 Appartements sind laut Studie denkbar, 45 bis 90 qm groß, insgesamt hätte die Immobilie dann eine Wohnfläche von fast 2450qm.
Einige Beispiele
Dass Schulen zu Wohngebäuden umgebaut werden, dafür kann Uwe Rohde einige Beispiele aufzählen. Wie die alte Geestschule in Friemersheim, ein Gebäude aus den Fünfzigern mitten im alten Ortskern, das unter Denkmalschutz steht und ebenfalls zu barrierefreien Appartements umgebaut wurde.
Oder die alte Grundschule an der Haraldstraße in Rheinhausen. „In der Mitte des Gebäudes liegt das Treppenhaus, ideal um die Wohnungen zu vier Seiten anzuordnen und außen mit einem Balkon zu versehen“, sagt Rohde. Parkplatzprobleme gebe es auch nicht, die Infrastruktur von Schulen als Wohngebäude meist hervorragend. „Der Umbau zu Eigentumswohnungen und Seniorenwohnen sind ein zentrales Thema, wir werden uns aber auch mit dem geförderten Wohnungsbau beschäftigen“.
Kein Allgemeinrezept, was sich aus leerer Schule machen lässt
Allerdings gebe es kein Allgemeinrezept, was sich aus einer leeren Schule machen lässt, sagt IMD-Bereichsleiter Claas Frein. „Wir müssen jeden Standort individuell betrachten. Wie sieht es mit dem Baurecht aus, kann die Sporthalle auch ohne Schule weiter betrieben werden, wie schnell ist das Objekt verfügbar?“ Schließlich müsse in der Regel auch das Baurecht müsse geändert werden. „Von der Vorbereitung bis zur Umsetzung vergehen zwei bis drei Jahre“, so Frein.
Das Problem beim Leerstand: Obwohl das Gebäude niemand nutzt, verschlingt es immer noch rund ein Fünftel der Betriebskosten. Es gibt Vandalismus, der Aufwand für die Kontrolle und Überprüfung ist hoch.
Und obwohl in Duisburg das Klagelied über den Mangel an Büroflächen nicht leiser wird, ist noch keine Schule zum Bürohaus umfunktioniert worden. Den Bann könnte die Stadt aber demnächst selbst brechen. Und zwar aus Spargründen. Denn der politische Beschluss zum aktuellen Sparpaket sieht vor, dass die Stadtverwaltung nur noch so wenige Räume wie möglich in externen Gebäuden anmietet. Stattdessen sollen verstreute Ämter in eigenen Gebäuden Platz finden - zum Beispiel in einer leer stehenden Schule. „Ein Umbau würde sich allerdings nur an einem größeren Standort lohnen“, sagt Frein.
Geringe Nachfrage nach großen Gebäuden
„In einigen Fällen ist es uns aber auch gelungen, die leeren Standorte wieder mit Bildung und Kindern zu füllen“, sagt der IMD-Chef. Ein Paradebeispiel sei die St. George’s School. Rohde nennt sie „ein Glücksgriff für Ungelsheim“. Das Einzugsgebiet geht weit über die Stadtgrenzen hinaus, viele Eltern seien in die Nähe gezogen, weil die Nähe zur Schule auch ein Argument für den Wohnort sei. Weiteres Beispiel sei die Ganztags-Waldorfschule, die im Winter 2010 in eine 1954 errichtete Volksschule in Hüttenheim zog, die seit diesem Jahr unter Denkmalschutz steht.
Oder die Sternenschule, die ebenfalls in einem leerstehenden Schulgebäude an der Kranichstraße zu diesem Schuljahr ihren Betrieb aufgenommen hat. Aber: Die weitere Nutzung durch Bildungseinrichtungen bleiben die Ausnahme. Und auch bei den anderen Interessenten bleibt das Problem: Die Nachfrage nach derartig großen Gebäuden deckt bei weitem nicht das Angebot an leer stehenden Schulen.