Duisburg. .
Wer eine klassische Verwaltungsausbildung gemacht hat, im Sozialamt arbeitet, sich für eine Stelle im Theater bewirbt – und dann bleibt, muss ihn haben: den Theatervirus. „Entweder man mag’s oder nicht“, sagt Susanne Neumann, seit 2001 Leiterin Verkauf und Service im Theater am König-Heinrich-Platz.
Das Kulturamt war ihre erste Ausbildungsstation bei der Stadt Duisburg. „Da habe ich Blut geleckt.“ Früher habe sie sich vorgenommen, immer mal wieder das Amt zu wechseln. Jetzt nicht mehr. „Es geht hier sehr kollegial zu, jeder hilft jedem. Und es gibt dieses extravagante Flair: Zwei Türen weiter spielt sich ein Philharmoniker ein, es wird gesungen, man geht in die Kantine – und dann sitzt da eine Nixe.“ Hier wird nicht um 17 Uhr ausgestempelt, hier wird abends und an Wochenenden gearbeitet. „Im Juni haben alle Ringe unter den Augen“, aber nach der Hälfte der langen Sommerpause „vermisse ich die Vorstellungen“, sagt die 43-Jährige, die in Walsum aufwuchs. Eher selten passiert es, dass im Sommer Dreharbeiten laufen wie für Sönke Wortmanns „Wunder von Bern“: Die Jazzclub-Szene wurde im Opernfoyer mit seiner 50er-Jahre-Architektur gedreht.
Eine besondere Spielzeit
Zur Eröffnung der Spielzeit, die ja wegen des 100-Jährigen eine besondere ist, gibt es am 8. und 9. September lange Schichten. „Aber das macht nichts.“
Susanne Neumann ist zuständig für Karten- und Abo-Verkauf. Gerade die Abonnenten, die 30 Prozent der Einnahmen ausmachen, müssen gepflegt werden. „Sie sind nicht weniger geworden“, sagt Susanne Neumann über ihren Bereich, der Schauspiel und Konzert umfasst (fürs Musiktheater ist die Rheinoper zuständig). Die Philharmonischen Konzerte seien zu 90 Prozent ausgelastet, aber auch das Schauspiel (und das gemischte Abo) seien „relativ konstant“. Vor allem freut sie sich über das junge Publikum. Das sei ein Erfolg des Jugendclubs „Spieltrieb“. Die jungen Akteure ziehen junges Publikum an, gehen selbst aber auch in die Gastspielproduktionen. Ein Erfolg auch das Angebot „Schule trifft Theater“: Für fünf Euro pro Schüler sind Klassen willkommen. „Es ist wichtig, das Publikum früh zu gewinnen.“
Manchmal muss man hart bleiben
Andererseits landen bei ihr natürlich auch die Beschwerden, die sie so zusammenfasst: „Es ist zu heiß, zu kalt, man kommt mit den Füßen nicht auf den Boden oder die Knie stoßen an der Vordersitz.“ Nicht alltäglich war da schon die Anfrage: „Ich bin eingeschlafen und habe den Schluss nicht gesehen. Kann ich noch mal eine Freikarte bekommen?“ Konnte? „Nein, da bin hin hart geblieben.“
Sonst aber versuche sie, niemanden vor der Tür zu lassen. Gerade bei begehrten Konzerten suche sie den Saal immer darauf ab, ob nicht doch irgendwo ein Platz frei bleibt, der dann noch ganz kurz vor Beginn vergeben werden kann.
Viele studentische Hilfskräfte
Im Servicebüro an der Neckarstraße arbeiten sechs Mitarbeiter im Wechsel und sitzen auch an der Abendkasse „an sieben Tagen pro Woche, manchmal mit drei Vorstellungen am Tag, wenn Schauspiel, Oper und Konzert laufen“. Für sie macht Susanne Neumann ebenso die Dienstpläne wie für Schließ- und Garderobendienst. 30 studentische Hilfskräfte sind im Einsatz.
Susanne Neumann kümmert sich um VIPs, aber auch darum, fürs Dinner-Theater das passende Essen auszuwählen oder für eine Geburtstagsfeier mit Besuch einer „Familie Flöz“-Vorstellung 30 Personen zu beköstigen. Sie ist Schauspiel-Fan geworden. „Ich mag Modernes“, sagt Susanne Neumann. „Es ist ja alles live hier, und es gibt manchmal diese Momente, da legt sich so eine Art Ergriffenheit über den ganzen Saal...“