Duisburg. Säumigen Kunden dreht der Versorger den Strom oder den Hahn ab. Was aber passiert, wenn die Mieter ihre Nebenkosten pünktlich zahlen und die Schuld beim Vermieter liegt? Ein aktueller Fall aus Neudorf.
Die Zahl erscheint gewaltig: 6600 säumigen Kunden in Duisburg haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr den Strom abgestellt. Doch was passiert eigentlich, wenn die Kunden gar nichts dafür können, dass Zahlungen nicht beim Versorger ankommen? Wenn zum Beispiel der Hauseigentümer die von den Mietern gezahlten Nebenkosten für die Wasser- und Wärme-Versorgung nicht an die Stadtwerke weitergibt?
Mit einem solchen Fall haben sich Mieter aus Neudorf jetzt an die NRZ gewandt: Denn zum dritten Mal innerhalb weniger Monate drohen die Stadtwerke den Mietern in einem Mehrfamilienhaus auf der Koloniestraße an, die Strom-, Heizungs- und Wasserversorgung abzudrehen. Der Grund: Ein Vermieter der Eigentümergemeinschaft kommt offenbar seinen Zahlungspflichten nicht nach. „Natürlich zahlen aber alle Mieter stets pünktlich ihre Nebenkosten“, ärgert sich Bewohnerin Vera Knipp.
Stadtwerke drohen mit Sperrung an
Beim ersten Mal im April habe man die Sperrung durch Verhandlung mit den Stadtwerken noch abwenden können, im Juni sei dann die Heizung abgesperrt worden. Jetzt wird es richtig brisant: Ab dem morgigen Dienstag droht mitten im Sommer Ebbe im Wassertank, die Stadtwerke wollen den Hahn zudrehen. Folge: kein Trinkwasser, kein Wasser zum Duschen, Waschen oder für die Toilettenspülung. Mieterin Vera Knipp ist genervt. „Der Verwalter hat Betriebsferien, der Vermieter reagiert nicht auf mein Schreiben. Selbst bei den Stadtwerken geht niemand ans Telefon“, ärgert sie sich.
„Auch für uns ist das keine angenehme Sache, wenn wir eine Sperrung androhen müssen. Unser Geschäftsmodell ist schließlich nicht, kein Wasser oder keine Energie zu liefern“, sagt Stadtwerke-Sprecher Helmut Schoofs. „Aber es liegt ein Vertragsbruch vor. Wir erhalten für unsere Leistung keinen Gegenwert. So gesehen, sitzen wir mit den Mietern in einem Boot. Uns bleibt dann keine andere Möglichkeit, als die zentrale Versorgung einzustellen“. Es sei „das letzte zur Verfügung stehende Mittel“ für die Stadtwerke.
Bis es soweit kommt, vergeht in der Regel eine gewisse Zeit. Nachdem der Vermieter auf Schreiben nicht reagiert, erhalten die Mieter einen Brief. Sie haben dann den schwarzen Peter. Schoofs: „Wenn sie die Rückstände begleichen, heben wir die Sperrung auf“.
Sprich: Die Mieter müssten doppelt zahlen. Allerdings sind sie nicht schutzlos. Denn die Zahlung an die Stadtwerke könnten sie von der Miete einbehalten.
Mieterschutzbund eingeschaltet
Vera Knipp hat bereits den Mieterschutzbund eingeschaltet. Um den Fall zu klären, haben die Stadtwerke noch einmal die Frist verlängert. Jetzt bleibt den Mietern eine weitere Woche Zeit, um Druck auf den zahlungsmüden Vermieter zu machen.
Anders als bei der Wasser- und Wärme-Versorgung rechnen die Mieter beim Strom direkt mit den Stadtwerken ab. Im Fall der 6600 Stromsperrungen im Vorjahr löst sich eine Vielzahl übrigens später wieder auf: „6200 Zähler sind wieder geöffnet worden, weil der Grund für die Sperrung entfallen ist“, sagt Schoofs. Sprich: Die Kunden haben wieder gezahlt.