Hüttenheim.

Schon Privathaushalte sind heute auf zuverlässige Stromversorgung angewiesen. Fatale Folgen hätte es für die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM), wenn sie sich darauf nicht verlassen könnten. Schlimmstenfalls könnte das Stahlwerk zum Stillstand kommen. Und so geht HKM zur Zeit auf Nummer Sicher und lässt eine 110 000-Volt-Leitung neu ins Hüttenwerk verlegen.

Das für HKM relativ große Projekt mit einem Kostenvolumen von 3,7 Mio € fiel öffentlich bislang eher durch Nebensächlichkeiten wie eine umgefahrene Mauer oder die Umleitung des Linienbusses auf (wir berichteten). Projektleiter Axel Heyer erläuterte jetzt, welche Bedeutung und welche Umstände damit für HKM selbst verbunden sind.

„Die Hütte wird von mehreren Netzen aus mit Strom versorgt“, sagt er: „von Duisburg, Mülheim und Krefeld“. Das auf dem Werksgelände arbeitende Gaskraftwerk der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE) diene nicht, wie man annehmen könnte, direkt der Versorgung der Hütte. Der dort aus Hüttengas erzeugte Strom werde vielmehr in das allgemeine Netz eingespeist.

Eine Verbindung stellten bisher zwei Einzelkabel her, die den Stromtransport vom Umspannwerk der RWE im Südosten des Geländes von Thyssen-Krupp-Süd (TKS) bei Ungelsheim zur Hütte übernahmen. „Diese Kabel“, sagt Heyer, „sind 40 Jahre alt.“ Zwar seien sie voll funktionsfähig. Dennoch könne man nicht ausschließen, dass Kabelschäden plötzlich zu Ausfällen führen. Ein damit verbundener Anlagen-Ausfall aber wäre für HKM mit immensen Kosten verbunden. „Energie-Sicherung bedeutet bei uns auch Arbeitsplatz-Sicherung“, gibt Heyer zu bedenken. Planbare Umschaltungen dagegen seien völlig unschädlich.

Deshalb hat HKM sich entschlossen, neben diesen bei­den Altkabeln ein neues zu verlegen. Auch die beiden Altkabel werden künftig weiter Strom führen, werden nur schwächer belastet. Beide Altkabel konnten bisher rund 100 Megawatt Leistung übertragen. Das neue, dreifach einadrige Kabel mit einem Außendurchmesser von 53 Zen­timetern pro Ader und einem Kilometer-Gewicht von 11,8 Tonnen ist für 150 Megawatt ausgelegt. „Damit“, so der Projektleiter, „kann auch der Mehrbedarf der neuen Kokerei abgedeckt werden.“ Ein Kupferkabel wäre weniger dick gewesen, nur 1000 statt 1800 Qua­dratmillimeter Quer­schnitt, hätte aber 250 000 € mehr gekostet.

2350 Meter lang ist die Leitung. Jede Ader verläuft in einem Kunststoffrohr mit 18 Zentimetern Außendurchmesser. Alle drei zusammen bilden die neue Leitung. Auch sie wird unterirdisch verlegt, wegen der schnelleren Genehmigung, der größeren Wegesicherheit und der Nachbarschaft zu anderen Masten. Neue Masten, so Axel Heyer, hätten zum Bau riesiger Fundamente geführt. Dafür hätte auch der nötige Sicherheitsabstand von anderen Masten zum Schutz vor Strom-Überschlägen Probleme bereitet. Dafür eignet sich die Trasse der vorhandenen Masten vorzüglich für die Verlegung, weil darunter keine großen Bäume stehen und dafür keine zusätzlichen Grünflächen beansprucht werden mussten. Schließlich musste für den Bau der Leitung ein Landschaftspflegerischer Begleitplan aufgestellt werden. „Bis Ende März“, berichtet Heyer, „müssen wir danach den Ortsrand von Hüttenheim erreicht haben, um die Brutzeit von 49 Vogel- und acht Schmetterlingsarten nicht zu stören.“ Von März bis November 2011 ist das Projekt geplant worden. Im September soll das Kabel in Betrieb gehen.