Hochfeld. . Oft belächelt wurde Rosemarie Goldhorn früher für ihre Leidenschaft. Doch das siebte Jahrestreffen des von ihr ins Leben gerufenen “Youngtimer Club Duisburg“ beweist mittlerweile: Auch neuere Autos haben ihre Liebhaber.
Honda, Fiat und Renault – es sind bekannte Automarken, ohne Frage. Und doch ist Nostalgie wohl das letzte, was man mit diesen Karossen verbindet. Unscheinbar kamen sie einst daher, prägten über Jahre das Bild des Durchschnittsfahrers, oft verschrien als Mobile des Spießbürgertums. Und plötzlich stehen sie im Rampenlicht.
Youngtimer nennt man diese Wagen, deren Namen unweigerlich ein wenig so klingen, als hätten sie ihre besten Zeiten bereits hinter sich. Doch das siebte Jahrestreffen des „Youngtimer Club Duisburg“ am Sonntag belehrte Kritiker eines Besseren: Funkelnd strahlt der Lack der VW Passats und Alfa Romeo Spiders dieser Welt in der Sonne, beeindruckend laut brüllen ihre Motoren unter der Haube. Rund 300 Fahrer und weit mehr Liebhaber dieser neuen Klassiker kamen zu dem Treffen in Hochfeld und zeigten, dass Ford und Co. ihre einstige Banalität längst abgestreift haben.
Nur pflegen, nicht drunterlegen
Diamant-rot-metallic heißt die Farbe offiziell, die die Karosserie des Honda Prelude SN ziert. „Die hat der Erstbesitzer von einer legendären Werkstatt auftragen lassen, achtfach metallic und dreifach Klarlack“, erklärt Bernd Gläßel aus Wuppertal sein geliebtes Auto. „Die Farbe ist das einzige, was nicht original ist.“ Von April bis Oktober fährt Gläßel den Honda, von dem es weltweit nur noch 47 Stück gibt. Am 29. September feiert Gläßels seltenes Auto Geburtstag: „Dann wird er dreißig Jahre alt und ich bekomme endlich das ,H’ auf das Kennzeichen.“
Das „H“ für „historisch“, es ist das Non-Plus-Ultra im Reich der Autonostalgiker – hebt es einen Wagen doch in den Oldtimer-Status. Dafür muss alles weitestgehend originalgetreu erhalten sein – vom Motor bis zum Sitzpolster. „Da hatte ich Glück mit meinem“, sagt Bernd Gläßel. „Den muss man nur pflegen und sich nicht groß drunterlegen.“
Die Frau muss mitspielen
Darüber kann Guido Wolf nur müde lächeln. Sein Honda Beat reiht sich wenige Meter weiter in das Aufgebot der Youngtimer-Fahrer, Motorhaube und Kofferraum sind weit geöffnet. „Der wurde nur in Japan verkauft“, erzählt Wolf, der den Beat in „vergammeltem Zustand“ aus Großbritannien bekommen hatte. „Der Vorbesitzer hatte ihn total lieblos behandelt, da habe ich ihn wieder flott gemacht.“
Wochenlange Arbeit in der heimischen Garage – da muss auch die Frau mitspielen. „Wenn sie nicht mitgezogen hätte, wäre das nicht möglich gewesen“, lobt Guido Wolf. „Und ihr gefällt der Wagen, auch wenn der Lenker auf der rechten Seite ist.“ Nur im Parkhaus sei das von Zeit zu Zeit problematisch.
Oft belächelt
Die Youngtimer-Manie in Duisburg, angezettelt hat sie Rosemarie Goldhorn. „Eigentlich wollte ich mich in dem Club engagieren, in dem ich vorher gewesen bin“, erzählt die Autoliebhaberin. „Aber da wurde ich nicht ernst genommen.“ Kurzerhand eröffnete sie ihren eigenen Club und traf auf eine Marktlücke. „Als ich vor zehn Jahren angefangen habe, VW Passats aufzukaufen, da haben mich viele belächelt“, erinnert sich Goldhorn, die mehrere dieser „Brot-und Butterautos“ besitzt. „Wenn ich mittlerweile mit meinem Passat 32b an der Ampel stehe, dann sprechen mich ältere Leute an und sagen, so einen hätten sie auch einmal gehabt.“
Es sind die Geschichten hinter den Autos, die der Liebe zu den neuen Klassikern Leben einhauchen. „Ich habe alle Autos aus fünfter Hand irgendwo vor der Türe weggekauft“, erzählt Rosemarie Goldhorn. „Dann haben wir sie zum Originalzustand zurückgebaut.“ Das sei mitunter aufwändig gewesen, doch die klare Aufteilung im Hause Goldhorn habe geholfen. „Die Frau besorgt die Teile, der Mann baut sie ein. So einfach ist das.“
US-Oldtimer in Duisburg
