Duisburg. Der Dorstener Reinhardt Kowalska saß in Rheinhausen einem üblen Trickbetrüger auf und kann wahrscheinlich 1000 Euro abschreiben. Er selbst ärgert sich allerdings nicht so sehr über den Verlust. Vielmehr zollt Kowalska dem Täter seinen Respekt. Wenn auch widerwillig.

Sie werden immer dreister, die Trickbetrüger, die zur Zeit unterwegs sind. Das hat Donnerstagmorgen der Dorstener Reinhardt Kolwaska am eigenen Leib erfahren. Auf dem Logport-Gelände in Rheinhausen saß der 54-Jährige einem Unbekannten auf, der ihn um 1000 Euro erleichterte. Eine echte Räuberpistole.

Angefangen hatte alles am Sonntagmorgen beim Traktor-Pulling, einer Veranstaltung in Viersen, wo Reinhardt Kowalska als Caterer arbeitete. Dort sprach ihn ein Unbekannter an, der angeblich bei einer Rheinhauser Spedition im Lager arbeitet. Vier Flachbildschirme von Sony mit 152 Zentimeter Diagonale könne er ihm billig verkaufen, erklärte der Unbekannte, nachdem sich beide eine Weile unterhalten hatte.

Reinhardt Kowalska aus Dorsten ist einer neuen Betrugsmasche aufgesessen. Foto: Marc Wolko
Reinhardt Kowalska aus Dorsten ist einer neuen Betrugsmasche aufgesessen. Foto: Marc Wolko © WNM

Nun lebt Reinhardt Kowalska nicht hinter dem Mond und wurde natürlich sofort misstrauisch. Aber der Unbekannte versicherte, alles sei legal und selbstverständlich würde er auch eine Rechnung über die Fernseher erhalten. Kostenpunkt: 2600 Euro für alle vier Geräte. Die Ware sei schon abgeschrieben, weil leicht beschädigt. Die Geräte seien aber funktionstüchtig. Ja, dann?

Täuschend echtes Auftreten

So verabredeten sich die beiden Donnerstagmorgen auf einem Speditionsgelände an der Marseiller Straße. Und der Unbekannte trat stilecht auf, mit blauem Kittel. „Ein absoluter Hausmeister-Krause-Typ, gleiche Gestalt, leichter Oberlippenbart“, beschreibt Reinhardt Kowalska „seinen“ Trickdieb im Gespräch mit der NRZ. 1000 Euro Anzahlung seien abgemacht gewesen, den Rest sollte es erst geben, wenn überprüft war, ob die Geräte erstens existieren und zweitens tatsächlich funktionieren.

Polizei: Finger weg von Straßengeschäften

„Den Menschen gehen die Ideen nicht aus“, kommentierte Polizeisprecherin Daniela Krasch den Vorfall. Immer wieder warnt die Polizei vor Betrügereien und Trickdiebstahl.

Allein in Duisburg stieg die Zahl der „klassischen“ Betrüge von 4620 im ersten Halbjahr 2011 auf 7147 im ersten Halbjahr 2012.

Grundsätzlich gilt: Man muss misstrauisch bleiben. „Bei solchen Fällen sollte man prüfen, ob es die Firma und den Ansprechpartner überhaupt gibt“, rät Polizeisprecherin Daniela Krasch. Und: „Wenn einem das Geschäft zu gut erscheint, sollte man vorsichtig sein und lieber verzichten.“

Auch sei es wichtig, bei solchen Geschäften einen Zeugen dabei zu haben und sie in einer Umgebung abzuwickeln, die man kennt.

Prinzipiell rät die Polizei: Lassen Sie die Finger von Straßengeschäften.

Er müsse erst das Geld im Büro anzahlen, damit die Ware freigegeben werden könne, erzählte der angebliche Lagerist seinem Kunden und verschwand im Büro der Spedition, kam aber kurze Zeit wieder und stieg in Kolowskas Auto ein, um zum Lager zu fahren. Rechts ran fahren zum Parken, sollte der Dorstener.

Ortskenntnis vermutet

„Ich hab mich extra vorher umgesehen. Das ganze Gelände war hoch umzäumt. Ich ging davon aus, dass da keine Lücken sind. Der konnte nicht abhauen“, schildert Kowalska den Tathergang. Fünf Meter neben dem Eingang stand ein Bäckereiwagen, der belegte Brötchen und Kaffee verkaufte und den Verkaufstresen herunter gelassen hatte. Hinter diesem verschwand der Hausmeister-Krause-Typ.

Als nach einigen Minuten der Bäckereiwagen einpackte und vom Gelände fuhr, kam das mulmige Gefühl. „Ich hab erst gedacht, der ist mit dem Wagen abgehauen“, so Kowalska. War der Trickdieb aber nicht, wie der Dorstener bei genauerem Hinsehen feststellen musste. Hinten in der Ecke, erst verdeckt vom Bäckereiwagen, dann von Gebüsch, war eine Lücke im Zaun. Eine kleine Treppe führte zu einer Straße. „Der hatte da bestimmt sein Auto stehen und ist so abgehauen“, mutmaßt der Betrogene und vermutet Ortskenntnis.

Perfekte Vorbereitung

„100-prozentige Vorbereitung, beste Logistik. Es geht nicht besser“, zollt Kowalska dem Trickbetrüger und seiner Masche widerwillig Respekt. Kowalska hat Anzeige erstattet und will nun die Öffentlichkeit für dieser neuen Masche warnen. Ärgert er sich über den Geldverlust? Kowalska: „Soll ich mich wegen 1000 Euro verrückt machen? Es gibt Schlimmeres. Der hat das perfekt vorbereitet. Diese Masche wäre fünf Mille wert gewesen.“

Vielleicht hat Reinhardt Kowalska ja Glück und die Polizei erwischt den Betrüger, denn er taucht wohl auf einem Überwachungsvideo der Spedition auf. Ihm selbst wäre es 5000 Euro wert, wenn Zeugenhinweise auf die Identität des Täters kämen. „Vielleicht hat ja jemand etwas gesehen?“. Zeugen können sich bei Reinhardt Kowalska, Telefon: 0176/90711036, melden.