Duisburg. Seit 2007 macht sich der Eichenprozessionsspinner in Duisburg breit. Als Larve bedecken ihn feine Brennhaare, die die menschliche Haut und die Augen reizen, das Atmen erschweren und allergische Reaktionen hervorrufen können. Ihn zu bekämpfen, kostet die Stadt 2012 voraussichtlich 40.000 Euro.

Schmetterlinge gelten gemeinhin als possierliche kleine Flattertierchen, die farbenfroh von Ast zu Ast schweben. Der Eichenprozessionsspinner allerdings passt nicht in diese Kinderbuchfantasie. Er spinnt unheimliche Gespinste in die Eichen und ist weder bunt noch harmlos.

Was ihn so unsympathisch macht: Zwischen Mai und Juni trägt er als Larve eine für den Menschen gefährliche Fracht mit sich herum. Feine Brennhaare bedecken seinen Körper. Sie enthalten ein Nesselgift, das Haut und Augen reizen, das Atmen erschweren und allergische Reaktionen hervorrufen kann.

Ein dichter, weißer, giftiger Pelz. Brechen Haare ab oder häutet sich die Larve, weht dieses Gift in alle Winde. Auch noch Jahre später. „Im Wald zählen wir das zu den natürlichen Gefahren und brauchen meist nicht tätig zu werden“, sagt Dr. Mathias Niesar, Waldschutzmanager beim NRW-Landesbetrieb Wald und Holz. „Aber überall, wo Nester im öffentlichen Grün auftauchen, müssen wir ran.“

Immer öfter im Ruhrgebiet

Das passiert immer öfter auch im Ruhrgebiet, immer öfter auch in Duisburg. „2007 hatten wir das erste Mal mit ihm zu tun. Damals mussten wir 50 Nester entfernen“, sagt Volker Heimann vom Duisburger Amt für Umwelt und Grün, „2011 waren es schon mehr als dreimal so viele.“

„Es hat zuletzt viele warme Frühjahre und Sommer gegeben. Davon hat das wärmeliebende Tier profitiert“, erklärt Dr. Nadine Bräsicke. Sie ist Forstwissenschaftlerin beim Julius-Kühn-Institut, das dem Eichenprozessionsspinner Anfang März in Berlin eine ganze Tagung widmete.

Schädlingsbekämpfer in Ganzkörper-Schutzanzügen

Volker Heimann und seine Kollegen haben mittlerweile eine Karte, die zeigt, wo der Eichenprozessionsspinner in Duisburg entdeckt wurde. Im Frühjahr kontrolliert das Amt seine Baumbestände. Speziell in der Zeit, in der die Raupe ihre Gifthaare trägt, gilt der Fokus den Eichen. Werden Nester nah an Gehwegen, Wohngebieten, Schulen usw. gefunden, wird gehandelt. Den ganzen Sommer hindurch. Dann kommt es mitunter zu Szenen im Grün des Ruhrpotts, die man sonst nur aus Hollywoodstreifen über Biowaffen kennt.

Die Schädlingsbekämpfer rücken in Ganzkörper-Schutzanzügen an. Mit Atemmaske, mit überdimensioniertem Staubsauger. Zuerst werden die Brennhaare mit einem Sprühleim verklebt, dann das ganze Nest abgesaugt. Früher wurde auch schon mal abgeflämmt. Zum Schutz des restlichen Baumes und wegen der Gefahr, einige Gifthärchen nur noch weiter wegzupusten, sieht man heute davon ab.

Kosten von etwa 40.000 Euro

Bescheidene 1.500 Euro kostete Duisburg die Spinner-Bekämpfung im Jahr 2007. In diesem Jahr rechnet man mit Kosten von schon 40.000 Euro. Auch, weil man seit zwei Jahren schweres Geschütz auffährt. „Anfang Mai lassen wir an bekannten Befallsorten mit einem Hubschrauber einen Häutungshemmer versprühen“, erklärt Förster Stefan Jeschke.

Das betreffe unbewohnte Gebiete, in denen oft Menschen unterwegs sind. An der Sechs-Seen-Platte zum Beispiel. 2100 Bäume im ganzen Stadtgebiet. Ganz wohl ist Jeschke dabei nicht, weil der Häutungshemmer auch andere Arten angreift. „Man muss einen Mittelweg finden zwischen der Gesundheit der Bürger und der Ökologie des Grüns.“

"Keine Angst schüren"

Der verregnete und vergleichsweise kühle Juni verhinderte in diesem Jahr große Populationssprünge beim Eichenprozessionsspinner. Dennoch sei er in Duisburg weiter auf dem Vormarsch. Förster Axel Freude zu der Situation im Forst: „Der Befall an einzelnen Bäumen ist zwar nicht so stark wie im letzten Jahr, aber er hat trotzdem expandiert.“ Im öffentlich zugänglichen Grün wurden bereits 80 Nester entfernt, man rechnet mit knapp doppelt so vielen.

Wichtig sei dabei auch, dass Bürger ein Auge dafür entwickeln und befallene Bäume melden. „Man muss keine Angst schüren, aber es sollte so sein, wie mit einem Wespennest“, sagt Stefan Jeschke, „jedes Kind muss wissen, dass das etwas Gefährliches sein kann.“