Duisburg.

Wenn es nach Immobilien-Mana­gement (IMD) und Rathaus gegangen wäre, wäre das Geschäft wohl ganz lautlos über die Bühne gegangen, wie üblich nur in nicht-öffentlichen Sitzungen, und hätte über eine Million Euro in den Stadtsäckel gespült: Rund 5000 Quadratmeter Grundfläche zwischen der Straße Im Licht in Wedau und dem nordwestlichen Zipfel vom Wambachsee wären in das Eigentum eines Kaufmanns gekommen. Und auf der Hälfte davon hätte der sich ein stattliches Anwesen errichtet.

Duisburg müsse auch für Vermögende attraktiv bleiben. Schließlich sei das restliche Nordufer des Sees auch schon bebaut. Die neue Villa runde diese Bebauung nur ab. Außerdem gebe es dafür auch einen Bebauungsplan aus dem Jahre 1970. Das mögen die Beweggründe derer gewesen sein, die sich für diesen Verkauf stark machten. Schließlich benötigt die Stadt viel Geld, um den Etat zu sanieren.

Immer wieder Vertagung erreicht

Zwar fühlten sie sich Hans-Jürgen Lehmann und seine Mitstreiter von der Stadtverwaltung unter Stadtdirektor Dr. Peter Greulich hingehalten. Aber im Rat erreichten sie, dass die Entscheidung über das Grundstücksgeschäft im Mai zunächst einmal, übrigens einstimmig, vertagt wurde.

Dabei ist es bis heute geblieben, denn Lehmann und Kollegen haben Anfang Juni damit begonnen, Unterschriften für ein Bürgerbegehren in ihrem Sinne zu sammeln. Sie können gar nicht einsehen, dass Landschaftsschutzgebiet und Forstfläche in Privateigentum übergehen. Beim ortsüblichen Bodenrichtwert, argumentieren sie, hätte alleine das Baugrundstück selbst rund eine Mio Euro einbringen müssen, rund 400 € pro Qua­dratmeter. Allerdings widersprechen sie auch der Bebauung dieses Areals, fordern vielmehr eine entsprechende Änderung des alten Bebauungsplans.

Rund 9000 Unterschriften haben sie nach eigenen Angaben bislang bekommen. Rund 15 000 müssten es sein, um den Rat im September, nach Ende der Sommerpause, dazu zu zwingen, über ihre Ziele abzustimmen. Würde der Rat ihnen dabei nicht folgen, müsste er die Frage zur Volksabstimmung vorlegen. Allerdings gilt schon das Erreichen der 15 000 Un­terschriften als deutliches Signal der Bürger an die Stadt, doch lieber die Finger von dem Gelände zu lassen.

Sie überwogen noch in der Sitzung der Bezirksvertretung Süd Mitte März, als die nicht-öffentlich über das geplante Geschäft informiert wurde. Aber nur, weil ein Bezirksvertreter der rot-rot-grünen Mehrheit zu CDU und FDP übergelaufen war, die den Verkauf wollten, wie nachher durch­sickerte.

Wald diente als Zugang zum See

Bei der örtlichen SPD hatten da schon die Alarmglocken geläutet. Denn Anfang März hatte eine Baukolonne Im Licht „aufgeräumt“, hatte alle Bäume und Sträucher, die nicht unter die Baumschutzsatzung fielen, abgefahren. Der kleine Wald dient den Bewohnern der Umgebung als direkter Zuweg zur Sechs-Seen-Platte. Sie erinnerten sich daran, dass sie als Kinder noch in den 1950er Jahren dort im Sommer direkt vom Ufer aus im See herumtoben konnten, dass dann aber schrittweise Grundstück für Grundstück bebaut wurde. Heute reichen die Zäune bis direkt ans Wasser.

Kein Geringerer als der frühere OB Arnold Masselter (SPD) errichtete dort Ende der 60er Jahre ein stattliches Anwesen. Seit den 90er Jahren leidet der Villencharakter des Viertels darunter, dass Erben, auch die von Masselter, die großen Grundstücke teilen und weiter bebauen ließen.

Bürgerbegehren

Hans-Jürgen Lehmann (66) ist ein kampferprobter Mann. „Ich habe bei der OB-Abwahl-Initiative erste Erfahrungen gesammelt“, sagt der Rentner. Dadurch wurde das ehemalige Stadtoberhaupt Adolf Sauerland bekanntlich eindrucksvoll aus dem Amt gefegt.

Auf Anhieb kamen 60 Wedauer zur Gründung der „Bürgergemeinschaft Wedau“, die sich den Erhalt des unbebauten Waldstücks auf ihre Fahnen schrieb. Sie zog De­monstrationen vor Bezirksvertretung und Rathaus auf, nahm aber gleichzeitig Kontakt zu Verwaltung und Rat auf.